Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

TV-Kritik: Das Supertalent: Sex auf der Gefühls-Achterbahn

TV-Kritik

Das Supertalent: Sex auf der Gefühls-Achterbahn

    • |
    Dieter Bohlen sucht auf RTL das Supertalent. Bild: dpa
    Dieter Bohlen sucht auf RTL das Supertalent. Bild: dpa Foto: soe_sab kd

    Irgendwie weiß man ja doch schon, was eines erwartet, am Samstagabend beim Supertalent 2010 auf RTL. Die perfekt abgestimmte Jury mit Dieter Bohlen, Sylvie van der Vaart und Bruce Darnell. Künstler, die das komplette Spektrum zwischen "völlig abgedreht" und "kaum zu glauben" abdecken. Menschliche Schicksale, ausgebreitet und auf

    "Das Supertalent" auf RTL könnte also eigentlich ziemlich langweilig sein. Wenn es nicht so gut die Klaviatur der Emotionen spielen würde.

    Die fünfte Folge der aktuellen Staffel bildet da keine Ausnahme am Samstagabend. Bohlen & Co. rollen nicht etwa nur den roten Teppich für den nachfolgenden Klitschko-Kampf aus. Sie präsentieren vielmehr Kandidaten, die mitfühlen lassen. Tobias Kramer aus Coesfeld zum Beispiel. Er ist taubstumm, kann seit seiner Geburt nicht hören. Aber er spürt die Musik - und tanzt dazu. Seine Show ist mitreißend (inszeniert), wie er sich selbstbewusst und stolz bedankt, ist nicht etwa rührend, sondern ehrlich. Und das Publikum klatscht nicht, sondern dankt in Gebärdensprache. Na gut.

    Und weiter geht es auch der RTL-Achterbahn der Gefühle. Der elfjährige Bub, der für seinen toten Freund singt, darf dabei ebenso wenig fehlen wie die 15-Jährige, die nicht nur wunderschön singt, sondern das Ganze auch für ihre vom Schicksal gebeutelte, verarmte Familie macht. Das muss man nicht mögen. Und der Vorwurf, RTL mache Quote auf Kosten der Schicksale von Menschen, liegt in solchen Momenten natürlich nicht fern. Aber es kommt ja offenbar doch an bei Millionen Menschen. Anders wäre das Erfolgsformat Supertalent nur schwer zu erklären.

    Da ist es umso schöner, dass unter den vielen Kandidaten, die von der Jury durchgelotst werden, auch echte Supertalente sind. Robert Maaser etwa ist so einer. Der sympathische 20-Jährige wirft sich in ein Zebrakostüm und zeigt in einer Art halbiertem Rhönrad - Zyr genannt -, was absolute Körperbeherrschung heißt. Was auch für Extremkünstler Sean gilt, der sich schmerzfrei einen Kleiderbügel durch die Nase zieht und ein Schild auf die Zunge tackert. Das ist zwar kein Hingucker, aber echtes Show-Business - und bei allem Ekelfaktor und Hauch von Freakshow von einem Skandälchen weit entfernt.

    Und Sex gibt es beim Supertalent 2010 natürlich auch, in Form der jungen Cellistin Liz Schneider, die mit unschuldigem Blick und hoch-ausgeschnittenem Kleid zum Instrument greift - einstimmig durchgewunken von der Jury in die nächste Runde. Wundert's jemanden?

    "Krank - aber gut", würde Bruce Darnell da wohl sagen.

    Fehlt noch etwas für den perfekten Fernsehabend auf RTL? Ja, die gute Quote. Die aber dürfte einmal mehr garantiert gewesen sein. Dafür haben Dieter Bohlen & Co. schließlich auch eine Art Supertalent. (bo)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden