Noch bevor Til Schweiger überhaupt als neuer TV-Kommissar für den Hamburger "Tatort" vor der Kamera steht, hat er die Welt an seinem künftigen Arbeitsplatz bereits auf den Kopf gestellt. Kaum eine Personalie in der populären ARD-Reihe hat derart für Schlagzeilen gesorgt, wie die Verpflichtung des "Keinohrhasen" als Kommissar. Dabei fristete der Hamburger Einsatzort innerhalb der 18 "Tatort"-Reviere in den vergangenen Jahren - gemessen an den Einschaltquoten - eher ein Schattendasein.
Ging Mehmet Kurtulus als verdeckter Ermittler Cenk Batu auf Verbrecherjagd, waren die Filme immer anders als der Rest und abseits der "Tatort"-Norm. Das gefiel zwar der Kritik, dem Publikum jedoch weniger. Nun kommt mit Schweiger ein Kinostar, dem das Gegenteil bestens vertraut ist: Mit seinen Komödien hat er Erfolg beim Publikum, bei vielen Kritikern dagegen nicht.
Hamburger Tatort: Mit Til Schweiger zum Action-Image?
Seit langem war über Schweigers Dienstantritt im Hamburger ARD-Revier spekuliert worden - und seither diskutieren Kritiker und Zuschauer die Frage: Kann der Komödienstar auch Kommissar? Der 47-Jährige, der mit Romantic Comedys wie "Keinohrhasen", "Zweiohrküken" und "Kokowääh" deutlich mehr Erfolge feierte als im Action- und Thriller-Fach, gilt als einer der einflussreichsten Stars der deutschen Kinobranche. Seit seiner Rückkehr aus Hollywood übernimmt er, der vom ehemaligen Sat.1-Chef Fred Kogel beraten wird, bei seinen Projekten nicht nur die Hauptrolle, sondern ist auch Regisseur, Drehbuchautor und Produzent.
Doch der vierfache Vater polarisiert - gerade im Fall "Tatort": 59 Prozent der Deutschen könnten sich laut einer Umfrage den Schauspieler gut in der Rolle vorstellen, 41 Prozent sind dagegen.
Medien: Til Schweiger als Kommisar wird geteilt aufgenommen
"Mach uns den Schimanski, Til!", forderte etwa "Spiegel Online" jüngst und sieht einen Imagewandel beim Frauenschwarm kommen: Schweiger könnte sich zum Action-Star entwickeln und versuchen, im "Tatort" eine Figur zu entwickeln, die stark genug ist, auf der Leinwand zu bestehen. "Er könnte versuchen, dieser Figur etwas zu geben, was die "Tatort"-Kommissare, die zwischen Sozialtristesse, Psycho-Macken und launigen Kalauern herumfuhrwerken, eher nicht haben: eine mythische Qualität."
Das Satire-Magazin "Titanic" hingegen beschrieb seinen Lesern schon einige "Szenen" aus den künftigen Schweiger-"Tatorten", unter anderem die, "in der Schweiger kurzzeitig einen zweiten Gesichtsausdruck entdeckt und dadurch den Täter so verwirrt, dass der sich aus purer Verblüffung ergibt". Auch die ersten Episodentitel stünden schon fest: "Keinalibimörder", "Zweifrauenmörder" und "Messerimrückentutwääh".
Der für den Hamburger Krimi zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR), in dessen "Tatort"-Revieren auch die erfolgreichen Teams um Maria Furtwängler (Hannover) und Axel Milberg (Kiel) ermitteln, wurde kritisiert, mit Schweiger als Quotengarant auf Nummer sicher zu gehen. Die Filme mit Kurtulus waren weit entfernt von erfolgreichen Ausgaben wie denen aus Münster oder jüngst aus dem benachbarten Kiel.
Das Drehbuch für Schweigers ersten Einsatz als "Tatort"-Kommissar, der direkt bei der Hamburger Kriminalpolizei angesiedelt sein wird, entsteht laut NDR gerade erst, gedreht werden soll ab September nächsten Jahres. Fest steht indessen schon, dass Schweiger in der Kommissar-Riege mit am seltensten zu sehen sein wird: Nur eine Folge pro Jahr soll es aus Hamburg geben. dpa/AZ