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TV-Auftritt bei Markus Lanz: Kohl-Söhne rechnen ab

TV-Auftritt bei Markus Lanz

Kohl-Söhne rechnen ab

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    Peter (links) und Walter Kohl bei ihrem Fernsehauftritt am Donnerstagabend: „Uns wurde mit Verhaftung gedroht vor unserem eigenen Elternhaus.“
    Peter (links) und Walter Kohl bei ihrem Fernsehauftritt am Donnerstagabend: „Uns wurde mit Verhaftung gedroht vor unserem eigenen Elternhaus.“ Foto: dpa

    Es ist der bislang tragischste Moment der Familiengeschichte, den Peter Kohl in der Talkshow von Markus Lanz erzählt. In der gleichen Minute, als seine Frau Elif am Wohnzimmer-Tisch dem damals 36-Jährigen in wortreichen Umschweifen erklären will, dass er demnächst erstmals Vater werden wird, klingelt das Telefon in der Londoner Wohnung, wo

    Es war der 5. Juni 2001, in der Nacht zuvor nahm sich Hannelore Kohl in dem Bungalow in Oggersheim das Leben. Heute, in wenigen Tagen, am 7. März, wäre die Ehefrau Helmut Kohls 80 Jahre alt geworden. Für die beiden Söhne Peter und Walter Kohl ist das Datum der Anlass, die Öffentlichkeit zu suchen und ein dem Tod ihrer Mutter folgendes Drama publik zu machen, in dessen Verlauf die Familie des Altkanzlers in Trümmer zerbrach.

    Peter und Walter Kohl: Keinen Kontakt zu Vater Helmut

    Seit April 2011 habe Peter Kohl trotz zahlreicher Versuche keinerlei Kontakt mehr zum Vater. Sein Bruder Walter, berichtet er, habe das letzte Mal im Sommer 2011 mit ihm telefonieren dürfen. Als die Brüder kurz vorher am zehnten Todestag ihrer Mutter in Oggersheim klingelten, sei die Polizei gekommen: „Uns wurde mit Verhaftung gedroht vor unserem eigenen Elternhaus“, sagt Walter Kohl, als er am Donnerstagabend erstmals gemeinsam mit seinem Bruder im Fernsehen spricht.

    Der Auftritt bei Markus Lanz ist, ebenso wie die Neuauflage von Peter Kohls Buch „Hannelore Kohl. Ihr Leben“, eine Art Anklage gegen ihre Stiefmutter Maike Kohl-Richter, die, so sagen es die Brüder, den beiden Söhnen jeglichen Kontakt zu ihrem Vater verbiete.

    Kohl-Söhne greifen Stiefmutter an

    Beide Kohl-Söhne greifen die neue Frau ihres Vaters in einem korrekt distanziert wirkenden Ton an. Aber mit fast beiläufig fallen gelassenen intimen Details. Walter Kohl, dem ebenso wie seinem Bruder die nicht nur äußerliche Ähnlichkeit zum Vater auf fast faszinierende Weise anzumerken ist, berichtet Lanz, wie ihm ein enger Vertrauter seines Vaters vor einigen Jahren anvertraut haben soll, dass der „Beginn der Beziehung mit Maike Richter auf die zweite Hälfte der neunziger Jahre“ zu „datieren“ sei – also noch zu Hannelore Kohls Lebzeiten.

    Auch Peter Kohl geht seine „Stiefmutter, Dr. Maike Kohl-Richter“, wie er sie einmal im Vorwort seines Buches mit sarkastischem Unterton akademisch korrekt nennt, hart an: In den 27 Seiten, die er der Neuauflage der Biografie voranstellt, lädt er die Leser nicht nur zu einer „spannenden Reise in die Geschichte meiner Familie ein“. Er zeichnet auch ein ebenso verstörendes Bild der neuen Frau seines Vaters.

    Das ist Helmut Kohl

    Helmut Josef Michael Kohl wurde am 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein als jüngstes von drei Kindern geboren.

    Nachdem er während des Kriegs zeitweise nicht die Schule besuchte, machte Kohl 1950 sein Abitur.

    In Heidelberg studierte er ab 1951 Geschichte und Staatswissenschaft.

    Nach seiner Promotion arbeitete er in Ludwigshafen unter anderem als Referent beim Verband der Chemischen Industrie.

    1960 heiratete Kohl die Fremdsprachensekretärin Hannelore, die er bereits 1948 kennengelernt hatte.

    1982 übernahm Helmut Kohl das Amt des sechsten deutschen Bundeskanzlers. 16 Jahre lang blieb er im Amt, länger als jeder andere bisherige Kanzler.

    Als "Kanzler der Einheit" ging er in die Geschichte ein. Zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten hat Kohl einen grundlegenden Beitrag geleistet.

    Nach seiner Kanzlerschaft gelangten Informationen an die Öffentlichkeit, laut denen Kohl in die CDU-Spendenaffäre verwickelt war.

    Kohls Frau Hannelore nahm sich 2001 das Leben. Die Familie hatte nach ihrem Tod keinen Bestand mehr.

    Am 8. Mai 2008 heiratete Kohl die um 34 Jahre jüngere Maike Richter. Seine beiden Söhne waren nicht dabei.

    Er erzählt nicht nur, wie er zufällig lediglich von der Onlineseite der Bild-Zeitung sowohl von der Verlobung als auch wenig später von der Hochzeit 2008 seines Vaters und dessen 34 Jahre jüngeren Lebensgefährtin erfahren habe. Peter Kohl beschreibt zudem auf bizarre Weise, wie er wenige Jahre zuvor das erste Mal in Maike Richters Wohnung gewesen sei – kurz, nachdem sie ihm sein Vater erstmals vorgestellt habe. „Ich war in eine Art privates Helmut-Kohl-Museum geraten“, so Kohl. „Wo man auch hinschaute, hingen oder standen Helmut-Kohl-Fotografien“, schreibt der Sohn. „Das Ganze sah nach jahrzehntelanger, akribischer Sammelleidenschaft zum Zwecke der Heldenverehrung aus, wie man es vielleicht auch von Berichten über Stalker kennt.“

    Walter Kohl sagt, es gehe ihnen mit ihrem Auftritt um eine Demonstration für das Ansehen ihrer Mutter. Sie wollten sich nicht in zehn Jahren vorwerfen müssen, geschwiegen zu haben. So scheint es wie ein verzweifelter Versuch, mit größtmöglicher Öffentlichkeit größtmöglichen Druck auf die ungeliebte Stiefmutter auszuüben. Um sie endlich wenigstens zu einer Reaktion zu provozieren, sie zu zwingen. Doch Maike Kohl-Richter schweigt.

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