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Synagoge in Toulouse: Serienkiller ist Frankreichs Staatsfeind Nummer eins

Synagoge in Toulouse

Serienkiller ist Frankreichs Staatsfeind Nummer eins

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    Trauer herrscht vor der jüdischen Schule. Der Todesschütze hat einen Lehrer und drei Schüler erschossen.
    Trauer herrscht vor der jüdischen Schule. Der Todesschütze hat einen Lehrer und drei Schüler erschossen.

    In Frankreich wird der Staatsfeind Nummer eins gesucht: Der Killer, der bislang sieben Menschen umbrachte. In an einer jüdischen  Schule. Doch der Unbekannte, den alle Polizeieinheiten im Raum um  die südfranzösische Großstadt Toulouse jagen, hat bisher kaum  Spuren hinterlassen. Frankreich hat den Serien-Mörder von 

    Täter bringt Kinder und Lehrer vor Synagoge in Toulouse um

    Das mögliche Motiv und das psychologische Profil des Täters  rücken bei den Ermittlungen in den Vordergrund. Viele  Ermittler, die von "Profilern" der Polizei unterstützt werden, sind  sich darin einig, dass der Täter äußerst entschlossen, berechnend,  kaltblütig, sportlich und vertraut im Umgang mit Waffen ist. Zudem filmte der Unbekannte offenbar seine Taten: Ein Zeuge sah eine  kleine Kamera, die der Mörder "um seine Brust geschnallt hatte",  wie Innenminister Claude Guéant am Dienstag berichtete.

    Serienkiller von Frankreich: Berechnend und kaltblütig

    Ein Phantombild des Täter gibt es bisher nicht, denn der  Unbekannte, der stets mit einem gestohlenen Motorroller flüchtete,  nahm seinen Helm nie ab. Trotz der Videoüberwachung in Toulouse und  im etwa 50 Kilometer entfernten Montauban konnten die Ermittler  daher bisher nur schemenhafte Umrisse des Mannes zeichnen, der  mittelgroß sein soll und dunkel gekleidet war. Eine Zeugin, die den  Täter aus der Nähe sehen konnte, will eine Tätowierung im Gesicht  erkannt haben. Weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren fanden die  Ermittler bisher.

    Mörder nahm seinen Helm nie ab

    Zwar wird in Ermittlerkreisen nicht ausgeschlossen, dass es sich  auch um einen Psychopathen oder einen islamistischen Einzeltäter  handeln könnte. Als besonders wahrscheinlich gilt jedoch die These,  dass der Täter ein Soldat oder Ex-Soldat sein könnte, der zugleich  Ausländerfeind oder Rassist und Antisemit ist.

    Guéant sprach von Untersuchungen zu Soldaten mit  Neonazi-Ansichten, "die aus der Armee entlassen worden sein und  Rachegedanken haben könnten". Neben den vier jüdischen Opfern in  der Schule in Toulouse hatte der Täter in den Tagen zuvor drei  Fallschirmjäger der französischen Armee erschossen, die alle  nordafrikanischer Abstammung sind.

    Täter könnte ein Soldat oder Ex-Soldat sein

    "Das riecht nach Militär, das ist ein Profi oder ein früherer  Profi", sagen Ermittler. Andere sehen auch in seiner "perfekten  Waffenkenntnis", seinem "Umgang" mit den Waffen und seiner  Selbstkontrolle einige Anzeichen dafür, dass der Schütze einen  militärischen Hintergrund haben könnte.

    Auf einen rechtsextremen Hintergrund könnte zudem ein Vorfall  hindeuten, der sich im 17. Regiment von Montauban abspielte, dem  zwei der getöteten Soldaten angehörten. Laut dem Magazin "Le Point"  gab es Neonazis in der Einheit, die regelmäßig im Ausland zum  Einsatz kommt. 2008 wurde ein Foto von drei Soldaten publik, die  vor einer Hakenkreuzfahne den Hitlergruß zeigten.

    Geprüft wird auch die Terrorismus-Spur. Doch nach Angaben aus  Ermittlerkreisen wird ein Terrorakt einer ausländischen Gruppe wie  Al-Kaida eher ausgeschlossen. Sollte es sich bei dem Täter um einen  Islamisten handeln, dann glauben die Ermittler eher an einen  radikalisierten Einzeltäter aus Frankreich. Auch ein Akt einer  linksextremen oder neonazistischen Terrorgruppe ist nicht die  Annahme, die im Vordergrund steht. Dass sich die für Terrorismus  zuständige Staatsanwaltschaft in Paris eingeschaltet hat, erklären  Justizkreise damit, dass durch die mörderische Serie "ein Klima der  Einschüchterung und des Terrors" entstanden sei.

    Der Unbekannte schoss in allen Fällen mit einer Waffe vom  Kaliber 11,43 Millimeter, in der jüdischen Schule auch mit einer  zweiten, kleineren Pistole. Andere Ermittler weisen aber auch  darauf hin, dass es mit der Zielgenauigkeit des Täters nicht so  weit her sei. Trotz der geringen Distanz zu den Opfern seien einige  Schüsse daneben gegangen. dpa/AZ

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