Der Streit um das Swingerschiff auf dem Bodensee schwelt weiter: Nun sind die Swinger empört. Die Sex-Gemeinde hat ihre Kritik schriftlich an den Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt gerichtet. Sie bedauert, dass es spätestens ab nächstem Jahr kein Swingerschiff mehr geben soll und der diesjährige Vertrag auf dem Prüfstand steht. „Ich finde das unfassbar“, sagt Veranstalter Thomas Weiss. Teilnehmer reisten aus mehreren Ländern an und blieben das ganze Wochenende über am Bodensee – dahingehend biete seine Veranstaltung einen touristischen Mehrwert. Über 500 Anmeldungen zähle er bereits für die Fahrt am 30. August.
In diesem Jahr soll das Schiff zum vierten Mal starten. Er biete Uli Burchardt gerne das Gespräch, sogar eine Podiumsdiskussion zum Thema an. Verärgert sind auch Patricia Silvestri und Rouven Furth. Es gebe überall Swingerveranstaltungen, warum dann auch nicht auf einem Schiff, fragt die Bad Dürrheimerin Silvestri. Sie habe ihre Karte schon gelöst. „Die BSB wussten, auf was sie sich einlassen“, sagt Furth. Er sei schon acht Mal mit dem Lack-und-Leder-Schiff gefahren und wolle nun zum dritten Mal auf das Swingerschiff. „Es ist noch nie etwas passiert“, sagt der Konstanzer.
Swingerschiff setze Zeichen für Toleranz
Und auch zwei Österreicherinnen, die nach eigenen Angaben seit zwei Jahren das Swingerschiff auf dem Bodensee besuchen, sind empört. In einem offenen Brief an Uli Burchardt, der auch der Redaktion vorliegt, äußern sie ihr Erstaunen über den Spagat des Stadtoberhauptes, zwar Schirmherr des Christopher Street Day (CSD) zu sein, sich aber gegen das Swingerschiff einzusetzen.
Sie schreiben: "Das Swingerschiff ist ein toller Anlass, der ein Zeichen setzt für Toleranz, Gesinnungsfreiheit und Selbstbestimmung. Dieser Anlass findet lediglich einmal im Jahr statt. Weitgehend in der Nacht, weit draußen auf dem See." Außerdem nehmen Sie Bezug auf Uli Burchardts Twittermeldungen. Dieser hatte am Sonntag folgende Nachrichten versandt:
Wenn es tatsächlich der Fall sei, dass sich Uli Burchardt ausschließlich um das Geschäftsmodell sorge, sei das Swingerschiff doch kein Problem, schreiben die Österreicherinnen. "Wir fahren jährlich für ein Wochenende zum Swingerschiff an den Bodensee, buchen ein Hotel, essen im Ort, kaufen einen Kofferraum voll Waren und machen mit dem Swingerschiff eine schöne Fahrt. Wenn das nicht touristisch ist, was dann?" fragen die zwei Frauen, die namentlich nicht genannt werden wollen. Sie fordern die Entscheidungsträger auf, das Thema aus einem wirtschaftlichen und offenen Blickwinkel zu betrachten und das Swingerschiff auch künftig auf dem See verkehren zu lassen.
In den letzten Zeilen ihres offenen Briefs machen die Swingerdamen deutlich, dass sie sich im Falle einer Absage durchaus vorstellen können, ein Schiff zu diesem Zweck bei den Eidgenossen zu mieten: "Es gibt wohl auch auf der Schweizer Seite des Bodensees schöne Schiffe und interessierte Hoteliers, gute Restaurants und touristisch interessierte Volksvertreter. Vielleicht sollten wir unser Geld in Zukunft eher dorthin bringen, wo es geschätzt wird und wo auch die nötige Toleranz und Offenheit gegenüber modernen Lebensentwürfen gewährleistet sind." phz/jms