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Superstar: Das Phänomen Angelina Jolie

Superstar

Das Phänomen Angelina Jolie

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    Bei einem solchen Blick muss auch ein Papst beeindruckt sein. Franziskus empfing Angelina Jolie im Vatikan.
    Bei einem solchen Blick muss auch ein Papst beeindruckt sein. Franziskus empfing Angelina Jolie im Vatikan. Foto: Osservatore Romano, dpa

    Angelina Jolie sagt in Interviews, dass sie nicht gläubig ist, lächelt aber Papst Franziskus beim Empfang an. Sie begnügt sich nicht damit, der optische Mittelpunkt eines Kinohits zu sein. Schließlich kann sie selbst Filme drehen. Und was sie als UN-Botschafterin für die Kinder dieser Welt getan hat, hält sie für selbstverständlich – auch wenn die Kameras aus aller Welt dabei sind.

    Nur Schauspielerin zu sein ist Angelina Jolie zu wenig

    Am 15. Januar startet in den deutschen Kinos „Unbroken“, der zweite Film, den sie selbst inszenierte. Nur Schauspielerin zu sein, ist der 39-Jährigen längst zu wenig. Es ist die wahre Geschichte des US-Amerikaners Louis „Louie“ Zamperini (1917–2014), der im Zweiten Weltkrieg den Absturz seines Kampfflugzeugs überlebt, 47 Tage auf offener See in einem Schlauchboot ausharrt und schließlich von den Japanern gefangen genommen und gefoltert wird. Kritiker sagen, dass die überwältigenden Bilder und die Geschichte auf Oscar-Look getrimmt sind. Vor allem vermissen sie die weibliche Handschrift. Was Angelina Jolie weder in diesem Film noch bei ihrem Regie-Erstling, dem Bosnien-Drama „In The Land Of Blood And Honey“, interessiert hat.

    Ein romantisches Drama, vielleicht mit Ehemann Brad Pitt, mag vielleicht noch kommen. Im Erlebniskosmos des größten Stars des öffentlichen Kulturbetriebs Amerikas wäre das eine Petitesse. Wer aber das Private, wenn es positive Aufmerksamkeit verspricht, so in den Vordergrund stellt – siehe Papst-Audienz –, läuft Gefahr, dass auch die hiesige Feuilletonisten-Gemeinde sich einschießt auf eine Frau, die ihr Spiel perfekt draufhat.

    Wird Brad Pitt von seiner Wunderfrau abgehängt?

    Aber die Jolie mag Deutschland, zumindest eine gewisse, schon verblichene Version. So ist die geschulte Pilotin öfter in ihrer eigenen Maschine vom ehemaligen Airport Berlin-Tempelhof geflogen. In einem Interview mit der Welt am Sonntag schwärmte die Amerikanerin: „Diese geschwungenen Bogen des Hauptgebäudes. Diese Architektur ist außergewöhnlich.“ Der Himmel über Berlin halt.

    Zwischendurch fragt man sich indes, ob ihr Ehemann Brad Pitt, einst einer der gefragtesten Helden der Filmfabrik, nicht hoffnungslos abgehängt wird von seiner Wunderfrau. Der spielt sich momentan durch einen Kriegsfilm, wird aber als Anhängsel der Powerfrau gehandelt. Drei leibliche Kinder hat sie mit Pitt, dazu kommen weitere drei adoptierte aus Kambodscha, Äthiopien und Vietnam. Womit sie sich gewissermaßen von der Sexgöttin zu einer Art Mutter Teresa gewandelt hat. Bereits im Jahr 2000 bereiste Jolie als Sonderbotschafterin des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen Krisenregionen. Heute ist sie Sondergesandte der UN-Flüchtlingskommission.

    Viel Sympathie erntete sie nicht nur bei betroffenen Frauen, als Angelina Jolie im Mai 2013 mitteilte, dass sie sich bei mehreren operativen Eingriffen beide Brüste habe entfernen lassen. Bei ihr sei das Brustkrebsgen BRCA-1 nachgewiesen worden, was nach Jolies Aussagen das Risiko einer Brustkrebserkrankung von 87 Prozent bedeutet hätte. An Krebs war ihre Mutter im Alter von 56 Jahren gestorben.

    Die Faszination der Angelina Jolie

    Freilich hat die Faszination, die Angelina Jolie ausübt, auch mit ihrer Kinokarriere zu tun. In den beiden „Lara-Croft“-Verfilmungen war sie in die Rolle einer muskelgestählten Action-Heldin geschlüpft. In der Komödie „Mr. & Mrs. Smith“ spielte sie mit – ja – Brad Pitt die Geschichte eines Ehepaares, das jeweils ohne Wissen des anderen ein Doppelleben als Profikiller führt. Die Jolie war zickig, überkandidelt – und in puncto Erotik ein Leinwand-Ereignis.

    Inzwischen gilt die Ikone der modernen Frau als Weltverbesserin. Diese Rolle nimmt die Tochter des Schauspielers Jon Voigt („AsphaltCowboy“) ernst. Wer so souverän Häme anderer vom „Gutmenschen“ mit nur einem Blick in simple Besserwisserei verwandeln kann, ist womöglich zu Höherem geboren. „Verantwortung in der Politik zu übernehmen, könnte ich mir irgendwie vorstellen“, sagte sie jüngst.

    In Amerika ist alles möglich: Noch hängt Angelina Jolie nicht mit den Washington-Platzhirschen ab. Was durchaus ein Vorteil sein kann. Aber ob sie die Kandidatin nach Hillary Clinton sein kann, ist fraglich. Darüber können in Hollywood bald Wetten abgeschlossen werden.

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