Der mutmaßliche Serienmörder von Toulouse, Mohammed M., hatte am heutigen Mittwoch einen weiteren Anschlag gegen Soldaten geplant. Zudem habe der 23-jährige Mann Polizisten erschießen wollen, sagte der zuständige leitende Staatsanwalt François Molins am Mittwoch in Toulouse. Er habe im Gespräch mit Polizisten bedauert, nicht noch mehr Opfer getötet zu haben. Im Zuge der Ermittlungen werde noch ein Renault Clio gesucht, der wahrscheinlich Waffen und Sprengstoff enthalte. Der Motorroller des Täters und eine Kamera seien gefunden worden.
Sarkozy: Mord an Soldaten ist "terroristische Exekution"
Präsident Nicolas Sarkozy hat den Mord an drei französischen Soldaten als "terroristische Exekution" verurteilt. Bei einer Trauerfeier in einer Kaserne der Stadt Montauban bei Toulouse betonte er, die Militärs wurden getötet, weil sie der französischen Armee angehörten. Der Täter habe die französische Armee im Visier gehabt, aber die Nation getroffen. "Soldaten, heute steht die ganze Nation an eurer Seite", erklärte der Staatschef.
Die Aufgabe von Soldaten sei der Schutz der Bevölkerung. Einem Soldaten sei der Sinn des Wortes Opfer, des Wortes Pflicht und auch des Wortes Tod bekannt. Allerdings seien sie nicht auf dem Schlachtfeld, sondern dort getötet worden, wo sie es kaum erwartet hätten. Sarkozy würdigte auch den vierten angeschossenen Soldaten, der schwer verletzt wurde. Der mutmaßliche Serienmörder wollte die Republik auf die Knie zwingen, die Republik habe nicht nachgegeben, betonte Sarkozy. Frankreich sei stärker gewesen als der, der Schmerz und Trauer säen wollte. Es gelte nun aber, auf jegliche Rache zu verzichten. Das schulde man den Opfern und auch der Republik.
Mutmaßlicher Täter schon lange im Visier des Geheimdienstes
An der Zeremonie am Mittwoch nahmen zahlreiche Spitzenpolitiker teil, darunter der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande teil. Währenddessen hielt sich der mutmaßliche, von der Polizei gestellte Täter noch in einem Mehrfamilienhaus in Toulouse verschanzt.
Serienkiller hinterlässt blutige Spur in Südfrankreich
11. März: Ein Unbekannter auf einem Motorroller tötet in Toulouse einen Soldaten mit einem Kopfschuss. Das 30 Jahre alte Opfer mit nordafrikanischen Wurzeln saß nach Medienberichten in Zivilkleidung auf seinem privaten Motorrad. Der Täter soll mit ihm per E-Mail einen Treffpunkt vereinbart haben, angeblich um das Motorrad zu kaufen.
15. März: Im südwestfranzösischen Ort Montauban werden zwei Soldaten vor einem Geldautomaten erschossen. Ein dritter wird schwer verletzt. Zwei haben Wurzeln in Nordafrika, der dritte stammt aus der Karibik. Die Soldaten waren unbewaffnet. Überwachungskameras zeigen einen schwarz gekleideten Motorroller-Fahrer, der einen Helm mit getöntem Visier trägt.
19. März: Vor einer jüdischen Schule in Toulouse werden ein 30-jähriger Lehrer und Rabbiner, dessen zwei Söhne sowie ein Mädchen erschossen. Augenzeugen berichten, der Täter habe mit einer Minikamera gefilmt und sei auf einem Motorroller geflohen. Die Regierung ruft die höchste Terror-Alarmstufe für die Region aus
20. März: In einer Schweigeminute wird an allen französischen Schulen der Opfer gedacht. Die französische Justiz stuft die Anschläge als Terrorakte ein. Am Abend werden die Leichen der drei Schüler und des Lehrers nach Israel geflogen.
21. März: In Toulouse stellt die Polizei einen 24-jährigen Verdächtigen, der sich in einem Mehrfamilienhaus verschanzt und um sich schießt. Er sei der Täter, sagt Innenminister Claude Guéant.
In Jerusalem werden die getöteten Kinder und ihr Lehrer beerdigt. Auf einem Militärstützpunkt in Montauban war am Nachmittag eine Trauerfeier für die drei ermordeten Soldaten geplant, an der auch Präsident Nicolas Sarkozy teilnehmen wollte.
Mohammed M. war schon bereits seit Jahren im Visier des französischen Geheimdienstes. Der Mann, der vermutlich sieben Menschen erschoss, will Mitglied des Terrornetzwerks Al-Kaida sein. Der mutmaßliche Attentäter war in den vergangenen Jahren bereits mehrfach in Afghanistan und Pakistan, wie Innenminister Claude Guéant mitteilte. "Er gibt an, ein Mudschahed zu sein, zu Al-Kaida zu gehören und palästinensische Kinder rächen zu wollen", sagte Guéant. Mohammed M. sei in einer "salafistischen Gruppe" in Toulouse radikalisiert worden, die rund ein dutzend Mitglieder, aber keinen Namen habe.
Nichts deutete auf die Anschläge hin
Die Bewegung der Salafisten strebt einen islamischen Gottesstaat an, manche Salafisten akzeptieren auch den Einsatz von Gewalt. 99,9 Prozent der Salafisten in Frankreich seien aber gewaltfrei, sagt Dominique Thomas, Experte für radikalen Islam an der Hochschule EHESS. Obwohl der 23-Jährige jahrelang vom französischen Inlandsgeheimdienst DCRI beobachtet wurde, deutete laut Guéant nichts darauf hin, dass der in Toulouse aufgewachsene Mann Anschläge plant.
Polizist kam ihm durch seinen Motorroller auf die Spur
Die Polizei kam dem Mann, der stets mit einem Motorroller vom Tatort floh, am Dienstag unter anderem durch die Internet-Adresse seines Bruders auf die Spur, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Der Täter tauschte mit seinem ersten Opfer, einem Soldaten nordafrikanischer Abstammung, Mails aus. Der Verdächtige antwortete auf eine Internet-Anzeige, in welcher der Fallschirmjäger sein Motorrad zum Verkauf anbot.
Zum Verhängnis wurde dem Täter letztlich sein Yamaha-Motorroller T-Max 530. Ein Yamaha-Händler berichtete von einem Mann, der sich erkundigte, wie er einen Chip zum Auffinden des Rollers bei Diebstahl entfernen könne. Dabei habe er auch gesagt, dass er seine Maschine umgespritzt habe. Der Roller des Täters war zunächst grau-schwarz und später weiß. Er habe daraufhin der Polizei den Namen von Mohammed M. genannt, den er seit Jahren in seiner Kundendatei gehabt habe, sagte der Händler.
Täter wollte seine gefilmten Anschläge veröffentlichen
Gegen Mittwochmorgen um ein Uhr nachts soll der Mann eine Journalistin des Nachrichtensenders France24 angerufen haben, um sich zu den Angriffen von Toulouse und Montauban zu bekennen. Elf Minuten lang habe der Mann Details seiner Taten geschildert, darunter die Zahl der abgefeuerten Kugeln und den Waffentyp. Der Anrufer gab auch an, dass er seine Angriffe gefilmt habe und demnächst veröffentlichen werde. afp/dpa/AZ