Berlin (afp) - In Hollywood ist es Alltag und auch in Deutschland legen sich über einehalbe Million Menschen pro Jahr für die Schönheit unters Messer. Dochdas strahlende neue Aussehen kann auch eine Schattenseite haben: Jederfünfte Patient leidet in Deutschland nach der OP unter Komplikationen.
Nach einer Studie klagen 22 Prozent der befragten Frauen und acht Prozent der Männer nach einem ästhetischen Eingriff etwa über Schwellungen, Blutergüsse, Taubheitsgefühl oder deutliche Narben. Die Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) liegt dem Gesundheitsausschuss des Bundestages vor, der sich am Mittwoch in einer Anhörung mit den Folgen von Schönheitsoperationen befasst.
Hochgerechnet haben sich demnach im Jahr 2005 hierzulande gut 420.000 Menschen einer von insgesamt gut 523.000 Schönheitsoperationen unterzogen.
Die Faltenbehandlung ist laut Studie mit hochgerechnet 200.000 Fällen die häufigste Schönheits-OP in Deutschland, dicht gefolgt von 192.000 Laserbehandlungen des Gesichts. In insgesamt 56.000 Fällen ließen sich Patientinnen die Brüste verkleinern, vergrößern oder straffen. Auch Korrekturen von Nase (39.000), Augenlid (34. 000) und Ohren (23.000 Fälle) gehören zu den häufigeren Operationen.
Am teuersten ist nach Angaben der befragten Ärzte ein Lifting von Gesicht, Hals oder Stirn mit durchschnittlich knapp 5800 Euro, am günstigsten eine so genannte Auflagerungsplastik mit Gesichtsimplantat für 408 Euro. Im Schnitt zahlten die befragten Patienten gut 3000 Euro.
Dies lässt der Untersuchung zufolge auf einen Gesamtmarkt von 700 Millionen Euro schließen, obwohl die Anzahl der jährlich vorgenommenen Schönheitsoperationen geringer sei als von der Öffentlichkeit angenommen.
Ein Trend zu mehr ästhetischen OPs bei jungen Leuten sowie Männern sei auch nicht erkennbar. Die Tatsache, dass die Gruppe der 20- bis 29-jährigen Frauen die höchste Rate bei Brustvergrößerungen aufweise, sei dagegen besorgniserregend. Da Brustimplantate nach zehn bis 15 Jahren erneuert werden sollten, scheine so eine "lebenslange Operationslaufbahn" vorgegeben.
Bedenklich sei auch, dass bei jedem Sechsten der Patientinnen und Patienten das Risiko einer Körperbildstörung bestehe. Dies ist eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers, die krankhafte Ausmaße annehmen kann. Sie kann etwa dazu führen, dass die Betroffenen aus Angst vor Kritik oder negativer Bewertung nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen, von Zwangsvorstellungen geplagt werden oder zwanghafte Rituale entwickeln wie ständiges in den Spiegel sehen oder sich mit anderen vergleichen.
Neben medizinischen Motiven spielten bei der Entscheidung für eine Schönheits-OP häufig auch psychologische Gründe wie Scham, Selbstzweifel oder Körperkontrolle eine Rolle. Für die Studie befragte das Münchner Institut für Grundlagen- und Programmforschung 497 Frauen und 123 Männer und wertete die Angaben von 225 Ärzten und Einrichtungen aus.