Abrollschuhe sind wirklich kein Fußschmuck für die Disko oder den Ballsaal. Zumindest die qualitativ hochwertigen Modelle gelten in medizinischen Fachkreisen als eine Art Wunderschuhwerk bei Rückenleiden. Die Nachfrage ist groß. Heute tragen die Trendschlappen nicht nur Kranke, sondern auch Gesunde.
Schuhfabrikanten kopieren die Originale
„Masai Barefoot Technology kann helfen, Schmerzen im unteren Rücken zu reduzieren“, wirbt ein Schweizer Hersteller für die Gesundheitsschuhe, auch bekannt als MBTs. Viele Schuhfabrikanten kopieren mittlerweile die Originale, deren charakteristisches Merkmal es ist, dem Fuß durch eine gewölbte, weiche Sohle weniger Halt zu geben. Indem der Körper versucht, die Instabilität zu korrigieren, werden angeblich Rücken-, Rumpf- und Haltemuskeln gestärkt. Der Hersteller verspricht obendrauf ein besseres Gleichgewichtsgefühl, die dicke Sohle soll den Tritt abfedern.
Laut Studie geringe Wirkung
Wie nun eine aktuelle britische Studie nachweist, ist die Wirkung der Abrollschuhe bei Menschen mit Rückenschmerzen aber gering. Dies zeigte ein einjähriger Vergleich mit Trägern flacher Sportschuhe. Es heißt sogar: Für Leute, deren Wirbelsäule beim Gehen und Stehen schmerzt, könnten sie sogar einen kontraproduktiven Effekt haben.
Mehr Bewegung für die Gelenke
Der Augsburger Experte Hazibullah Waizy, Leiter der Hessing-Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, hält die Studie für seriös und schließt nicht aus, dass die Spezialschuhe bei Rückenleiden wenig helfen. Allerdings weist er darauf hin, dass Abrollschuhe medizinisch „durchaus ihre Berechtigung haben“. In einer eigenen „Ganganalyse“ habe man nachweisen können, dass mit ihnen der Bewegungsumfang sowohl von Sprunggelenk als auch Kniegelenk vergrößert werden könne. „Wer mit diesen Schuhen läuft, bewegt aufgrund der Abrollsohle die Gelenke mehr“, sagt Waizy. Sie könnten nicht nur bei Arthrosen vorbeugen, sondern auch die Muskulatur am Sprunggelenk spürbar stärken.