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"Stripped": Rammstein provoziert mit Nazi-Video auf Youtube

"Stripped"

Rammstein provoziert mit Nazi-Video auf Youtube

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    Rammstein ist immer für einen Skandal gut. Nun hat die Band ein 21 Jahre altes Video gepostet, das damals schon für heftige Kritik gesorgt hatte.
    Rammstein ist immer für einen Skandal gut. Nun hat die Band ein 21 Jahre altes Video gepostet, das damals schon für heftige Kritik gesorgt hatte. Foto: Olaf Heine/MCT Agentur GmbH/obs

    Ein Rocksong von Depeche Mode, Nazi-Symbolik von Leni Riefenstahl und der tiefe Gesang von Till Lindemann: Es war schon eine besondere Mischung, mit der Rammstein 1998 den ersten großen Skandal provozierte. Für das Musikvideo zu "Stripped" nutzte die Berliner Rockband Filmausschnitte aus Riefenstahls "Fest der Völker", das zur NS-Propaganda anlässlich der Olympischen Spiele 1936 diente.

    Rammstein provoziert mit NS-Propaganda in altem Musikvideo

    Auf dem Musiksender MTV lief der Clip von Rammstein nach seiner Veröffentlichung gerade mal eine Woche - dann wurde er aus dem Programm genommen. Die Band sah sich heftiger Kritik von Weltstars und der deutschen Öffentlichkeit ausgesetzt.

    Für viele galt Rammstein ab diesem Zeitpunkt als rechte Band - und das, obwohl ihre Mitglieder zuvor in der linken Band-Szene Ostberlins unterwegs waren. Danach bekam die deutsche Öffentlichkeit das umstrittene Video nicht mehr zu sehen. Auch auf dem offiziellen Youtube-Kanal von Rammstein war das Video nicht verfügbar - bis jetzt.

    Trennung zwischen Kunst und Politik: Wie weit darf Rammstein gehen?

    Denn am vergangenen Freitag hat die Band das alte Skandal-Video hochgeladen - und erregt damit wieder einmal die Gemüter. Wieder geht es um die Frage: Wo liegen die Grenzen der Kunst beim Thema Politik? Darf man die zweifelhafte Ästhetik von Propagandamaterial gut finden?

    Das diskutieren die Bandmitglieder und der Video-Produzent Philipp Stölzl in einem weiteren Video. Zusätzlich zum Musikvideo von "Stripped" haben sie auf Youtube ein Making Of hochgeladen. Stölzl sagt darin: "Die Rezeption von heroisch gefilmten Sportlern in schwarz-weiß ist ja nur dann geschmacklos, wenn du den Kontext dazu kennst. Also wenn du sagst: 'Aha das ist ja die Olympiade 1936'."

    Rammstein-Frontsänger Till Lindemann gesteht: "Ich war auch gar nicht so vertraut mit den ganzen Leni Riefenstahl-Geschichten. Ich habe einfach nur das Video gesehen (...) und dachte: Geil. Ich finde es heute immer noch toll." Auch Schlagzeuger Christoph Schneider gibt zu, dass die Band eher naiv an das Thema herangegangen sei: "Wir haben nicht über die Folgen nachgedacht und das, was es auslösen könnte."

    Aus Marketing-Sicht kommt das Rammstein-Video zum perfekten Zeitpunkt

    Eine Frage bleibt aber auch im Making Of zu "Stripped" offen. Keines der Bandmitglieder von Rammstein geht darauf ein, warum das 21 Jahre alte Musikvideo ausgerechnet jetzt recycelt und auf Youtube hochgeladen wird.

    Etwas überraschend kommt die Wiederveröffentlichung nämlich schon. Denn im Jahr 2006 hatte sich Rammstein-Frontmann Till Lindemann noch davon distanziert. In einem Interview sagte der Sänger dem Magazin Playboy, dass er das Video nicht noch einmal veröffentlichen würde. "Ich bin müde zu hören, wir seien eine rechte Band. Das war ein Punkt, an dem ich mir gesagt habe: Da haben wir eine Grenze überschritten."

    Aus Sicht des Marketings kommt die Provokation genau zum richtigen Zeitpunkt. Am kommenden Freitag, 17. Mai, erscheint das neue Album von Rammstein. Ende Mai geht die Band auf Stadiontour durch Europa, Auftakt ist am 27. Mai in Gelsenkirchen. Viele Termine sind schon ausverkauft.

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