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Stierkampf: Das Ende der Grausamkeiten

Stierkampf

Das Ende der Grausamkeiten

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    Kuscheln im Sand? Wohl eher nicht beim spanischen Stierkampf in Vitigudino. Foto: Carlos Garcia, dpa
    Kuscheln im Sand? Wohl eher nicht beim spanischen Stierkampf in Vitigudino. Foto: Carlos Garcia, dpa

    Barcelona Adios, Stierkampf. Am Sonntag stehen sich zum letzten Mal Toreros und Kampfbullen in Spaniens berühmter Arena La Monumental in Barcelona gegenüber. Danach schließt – gezwungenermaßen und nach fast 100 Jahren – dieser historische Stierkampfplatz, einer der größten der Welt, seine Tore. Und es wird auch in der ganzen nordspanischen Region Katalonien, zu der Barcelona gehört, keine Stierkämpfe mehr geben.

    „Wir haben die Schlacht verloren, aber nicht den Krieg“, sagt Serafin Marin. Er ist jener Torero, der am Sonntag in der Arena in seiner Heimatstadt Barcelona den letzten von insgesamt sechs Stieren töten wird. Dieser Schlusspfiff für den Stierkampf sei traurig, sagt der 28-Jährige.

    Schrittweiser Abschied von Spanien

    Vor einem Jahr hatte das katalanische Regionalparlament den Stierkampf in der ganzen Region Katalonien verboten. Anfang 2012 tritt der Stierkampf-Bann offiziell in Kraft. „Endlich ein Ende der Grausamkeiten“ jubeln die Tierschützer der Bürgerinitiative Prou (genug), die mit einem Volksbegehren das Thema ins katalanische Parlament gebracht und dann auch noch gesiegt hatte. Vor allem die katalanischen Regionalparteien, die für einen schrittweisen Abschied von Spanien eintreten und in diesem kulturell eigenwilligen Landesteil die Mehrheit haben, hatten gegen den Stierkampf gestimmt. Gegen jene umstrittene spanische Fiesta, die für die Amigos dieser Tradition als wertvolles Kulturerbe der Nation gilt.

    In den Augen des Toreros Serafin Marin hat das Verbot wenig mit Tierschutz zu tun und viel mit kleinkarierter Politik in der katalanischen Region: Der Stierkampf ist ein nationales Symbol, und die rund um Barcelona tonangebenden katalanischen Parteien wollen alles, was Spanien repräsentiert, beseitigen. Möglicherweise hat er recht, denn eine andere Variante der Stierquälerei darf weiter in Katalonien stattfinden: die Stierhatz namens „correbous“, bei der Kampfbullen bei vielen Dorffesten durch die Gassen gejagt werden. Zum Teil mit brennenden Hörnern, malträtiert mit Knüppeln. In den Küstenorten endet das Treiben an der Hafenmole, wo die entkräfteten Rindviecher zum Sprung ins Wasser gezwungen werden. Die „correbous“ gilt beim Volk als katalanisch und nicht als spanisch. Der Stierkampf, für den jetzt in Katalonien die Klappe fällt, war in dieser Region hingegen noch nie besonders beliebt. In vielen katalanischen Städten sind die Arenen bereits vor längerem abgerissen worden, weil keine Zuschauer mehr kamen.

    Die Zahl der Anhänger der Corrida geht zurück

    La Monumental in Barcelona ist die einzige katalanische Arena, in der überhaupt noch Stierkämpfe zu sehen waren. Vom Verbot des Stierkampfes in Katalonien geht ein Signal aus, dass den Gegnern dieser „fiesta naciona“ im ganzen Land Aufwind verleiht: Die Zahl der Anhänger der Corrida geht allerorten zurück: Zwei Drittel der 46 Millionen Spanier interessieren sich laut Umfragen nicht mehr für Stierkämpfe. Vor allem die junge Generation wendet sich vom Volksspektakel aus der Zeit ihrer Großväter ab. Spaniens öffentliches Fernsehen TVE berichtet nicht mehr wie früher live aus den Arenen.

    Im ganzen Land nimmt die Zahl der Stierfeste ab. Die Branche der Bullenzüchter und Stierkampf-Veranstalter hat zunehmend wirtschaftliche Probleme. Auch weil Spanien sich in einer schweren Finanzkrise befindet, öffentliche Subventionen gekappt werden, weniger Publikum kommt.

    Trotzdem bildeten sich lange Schlangen vor den Kassen der Monumental Arena in Barcelona. Der Riesenplatz, auf dessen Rängen am Sonntag 20000 Menschen sitzen werden, ist ausverkauft. Ralph Schulze

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