Gleich zu Beginn schwäbelt eine Erzieherin drauf los: „Die Hanna-Lena und den Ottokar kann’sch vergessa. Schpäteschtens nach zwoi Minuta fliag’n d’Fetza“, jammert die Kita-Frau einem Vater vor, der seinen Sohn abholt.
Interessant: Sollte man einem Krimi der Reihe nun nach den vorwiegend hochdeutschen Jahren wieder anhören dürfen, woher er kommt? Aus Stuttgart natürlich. Dann ist aber schon Schlussmit lustig. Der Papa gehört zu denen, gegen die ein „Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung“ besteht.
Hauptkommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) sondert immer wieder sein Sprüchlein ab, wenn er von einem Auto ins andere steigt, um herauszubekommen, wer denn nun Schuld hat am Tod einer 14-Jährigen, die offenbar von einem Wagen erfasst und gegen einen Poller geschleudert wurde. Kollege Sebastian Bootz (Felix Klare) flirtet mit der Mama eines Dreijährigen.
Tatort-Kritik: "Stau" aus Stuttgart ist nicht gerade ein Hit
Zugegeben, der Fall ist nicht gerade ein Hit. Aber der Rahmen von „Stau“ ist für einen TV-Film ungewöhnlich: nasse Straßen am Abend und ein Stau auf der Panoramastraße Weinsteige. Viele Menschen wollen nach Hause, stecken aber in der Blechschlange fest. Stop-and-go. Das Stop bremst die Autofahrer und setzt Emotionen frei. Das Go gehört den Kommissaren, die sich irgendwie durchwurschteln.
Aufgrund der vielen Einzelgeschichten hat das seinen Reiz. Da ist das kinderlose, zerstrittene Ehepaar, dort der unglückliche Angestellte, den sein Chef mit einer Paketlieferung nach Feierabend schikaniert. Eine überkandidelte Business-Frau vergrätzt ihren Chauffeur, der sich an dem Joint erfreut. Cineasten wird „Weekend“ von Jean-Luc Godard oder „Trafic“ von Jacques Tati einfallen. Auf einen Haufen zusammengeworfen, zeigt der Mensch sein wahres Gesicht.
Wer indes auf Action oder ein überraschendes Ende setzt, kommt nicht auf seine Kosten, wird sich vielleicht sogar langweilen. Trotzdem: Stuttgart und Autos, das hat was. Es standen auch Diesel im Stau.