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Statistik: Einbrecher werden immer brutaler

Statistik

Einbrecher werden immer brutaler

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    Die Zahl der Einbrüche nimmt zu - und die Einbrecher werden immer brutaler.
    Die Zahl der Einbrüche nimmt zu - und die Einbrecher werden immer brutaler. Foto: Andreas Gebert/Illustration (dpa)

    Die Wohnungseinbrüche haben in Deutschland nicht nur zahlenmäßig zugenommen, sie werden nach Polizeiangaben auch immer brutaler. Früher habe noch der Grundsatz gegolten, dass Einbrecher nur kämen, wenn die Wohnung leer sei, "aber heute ist das anders", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, am Montag der Nachrichtenagentur dpa.

    Täter schlagen sogar zu, wenn jemand in der Wohnung ist

    Mittlerweile sei das vielen Tätern schlicht egal - sie fesselten oder knebelten ihre Opfer notfalls einfach. "Das hat etwas zu tun mit der Straferwartung von Tätern", sagte Wendt. Sie gingen davon aus, dass sie entweder sowieso nicht geschnappt würden oder aber ohne Gefängnisstrafe davonkämen. Wenn man in der Wohnung sei und bemerke, das ein Einbrecher da sei, könne man sich am Besten im Zimmer einschließen und sofort die Polizei anrufen, riet Wendt.

    Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beklagte am Montag eine "zunehmende Brutalität", mit der die Täter vorgingen. Der Vorsitzende der Senioren-Union (SU), Otto Wulff, erklärte, viele Alte schlössen sich aus Angst in ihren Wohnungen ein.

    So schützen Sie sich gegen Einbrecher

    Wenn Sie ein paar Tipps beherzigen, haben Einbrecher praktisch keine Chance bei Ihnen.

    Sperren Sie grundsätzlich ab. Es reicht nicht, die Tür einfach nur ins Schloss fallen zu lassen.

    Lassen Sie Fenster niemals offen oder gekippt, wenn Sie das Haus verlassen.

    Sichern Sie alle ihre Türen sowie Fenster mit Schlössern und Riegeln. Gut gesicherte Fenster und Türen zu knacken braucht Zeit - und dieses Risiko scheuen Einbrecher.

    Sichern Sie Fenster und Fenstertüren mit absperrbaren Zusatzsicherungen. Vorsicht! Absperrbare Fenstergriffe allein genügen nicht; denn Fenster werden häufig aufgehebelt. Dazu ist schon ein Schraubendreher ausreichend.

    Lassen Sie Ihre Wohnung bewohnt ausehen - auch, wenn Sie nicht zuhause sind. Licht (zum Beispiel mit einer Zeitschaltuhr) und Radiomusik halten Einbrecher ab.

    Verstecken Sie Wohnungsschlüssel nicht draußen. Einbrecher kennen jedes Versteck.

    Sichern Sie Kellerlichtschächte und Kellerfenster zum Beispiel mit massiven, gut verankerten Gittern.

    Achten Sie auf verdächtige und unbekannte Personen im Haus. Sprechen Sie Fremde an. Wenn Sie sich unsicher sind, verständigen Sie die Polizei unter 110.

    Vorsicht - auch obere Stockwerke sind nicht sicher vor Einbrechern: Gartenmöbel oder Mülltonnen können Kriminellen als Kletterhilfen dienen.

    Besonders wichtige Dokumente, wertvolle Sammlungen, Gold oder Schmuck, der nur selten gebraucht wird, sollten nicht zuhause, sondern im Schließfach einer Bank aufgehoben werden, rät die Polizei.

    Noch mehr Tipps gegen Einbrecher finden Sie unter http://www.polizei-beratung.de

    Für Nordrhein-Westfalen sagte dagegen ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf, eine zunehmende Brutalisierung könne er nicht feststellen. "Ein Großteil der Einbrüche geschieht tagsüber."

    Aufklärungsquote erschreckend niedrig

    Die "Welt am Sonntag" hatte unter Berufung auf die Kriminalstatistik für 2012 berichtet, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent gestiegen sei. Ermittler beobachteten bei einem Teil der Täter eine "neue Brutalität". Die Aufklärungsquote beim Einbruchdiebstahl sei mit 15,7 Prozent erschreckend niedrig. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die neuen Zahlen am Mittwoch vorstellen.

    Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin teilte am Montag mit, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche 2012 erneut um 10.000 auf inzwischen 140.000 Straftaten gestiegen sei. Innerhalb der letzten drei Jahre hätten diese Delikte um fast 30 Prozent zugenommen. Ein Einbruch verursache inzwischen im Schnitt 3300 Euro Schaden. Vor zehn Jahren, 2002, seien es nur 2300 Euro gewesen.

    Organisierte Banden schlagen mit "neuer Brutalität" zu

    Wendt sagte, die Ermittlungen bei Einbrüchen seien zeitaufwendig und personalintensiv. "Es werden Tausende DNA-Spuren gesichert, aber nicht ausgewertet, weil wir uns erst um die schweren Straftaten kümmern müssen." Auch André Schulz, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, betonte, Einbruchsserien seien nur aufzuklären, wenn man die Handschrift des Täters entziffern könne. "Geht der zum Beispiel über die Regenröhre in den ersten Stock?" Um das herausfinden zu können, müssten die Polizeibeamte gut ausgebildet und spezialisiert sein, sagte Schulz der dpa.

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) führt den Anstieg der Wohnungseinbrüche besonders auf das organisierte Vorgehen internationaler Banden zurück. Diese Banden kämen vor allem aus dem ehemaligen Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien. "Damit bestätigen sich leider unsere Warnungen, die wir bereits vor der Abschaffung der Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien öffentlich gemacht haben", so der Vorsitzende der GdP Bundespolizei, Josef Scheuring. dpa

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