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Spannung in Spanien: Waisenkinder sorgen für schöne Bescherung

Spannung in Spanien

Waisenkinder sorgen für schöne Bescherung

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    Waisenkinder sorgen für schöne Bescherung
    Waisenkinder sorgen für schöne Bescherung Foto: dpa

    Madrid (dpa) - Drei Stunden lang stehen an diesem Samstag in Spanien nicht die Politiker und Fußballstars im Brennpunkt des Interesses, sondern die Kinder eines Madrider Waisenheims. Die Blicke von Millionen von Fernsehzuschauern werden auf die 19 Mädchen und 17 Jungen gerichtet sein, die die Nummern der Glückslose der spanischen Weihnachtslotterie verkünden. Bei der Ziehung geht es um sehr viel Geld. Die größte Lotterie der Welt schüttet insgesamt 2,2 Milliarden Euro an Gewinnen aus.

    Reihum treten die Waisen paarweise vor die Kamera. Ein Kind trägt in einem monotonen Singsang die fünf Ziffern der - aus einer Trommel gezogenen - Losnummer vor. Ein zweites Kind singt die Gewinnsumme vor, die auf diese Losnummer entfällt. "Jedes von unseren Kindern möchte dasjenige sein, das die Nummer des Hauptgewinns vortragen darf", sagt der Heimleiter Esperato Fernández. "Das ist wie bei den Sportlern, einen Rekord aufstellen oder ein Spiel gewinnen wollen."

    Der Hauptgewinn, genannt "El Gordo" (der Dicke), beträgt drei Millionen Euro. Er wird 185 mal ausgezahlt, da jede Losnummer von 0 bis 85.000 je 185 mal verkauft wurde. Gemessen an der Kaufkraft ist "der Dicke" im Laufe der Jahre allerdings immer dünner geworden. In der Zeit von 1920 bis 1940 konnte man sich nach einer Erhebung des Wirtschaftsexperten Albert Carreras für einen Hauptgewinn etwa fünfmal so viel leisten wie heute. Neben dem ersten gibt es auch satte zweite, dritte, vierte und fünfte Preise.

    In Spanien gehört die Lotterie zu Weihnachten wie in anderen Ländern der Christbaum. Jeder Spanier gibt im Durchschnitt 75 Euro für Lose aus - Babys und Alte mitgerechnet. Dies erklärt auch die astronomischen Preisgelder. Allerdings macht die Lotterie die Gewinner nur selten zu Millionären. Das liegt daran, dass ein Einzellos stolze 200 Euro kostet. Viele Spanier schließen sich daher mit Freunden und Arbeitskollegen zu Tippgemeinschaften zusammen oder kaufen sich Zehntel-Lose ("décimos") für je 20 Euro, die immerhin noch bis zu 300.000 Euro einbringen können.

    Der Ziehungssaal wird in den letzten Stunden vor der Zeremonie mit Sicherheitskameras überwacht und mit drei Spezialschlössern verriegelt. Niemand soll sich an der zweieinhalb Meter großen Lostrommel und den 85.000 - aus Buchsbaumholz gefertigten - Kugeln zu schaffen machen. Die Waisenkinder haben sich Wochen auf die Prozedur vorbereitet. "Sie haben das Vorsingen der Losnummern in zusätzlichen Schulstunden erlernt, während ihre Kameraden Informatik oder Sport als Wahlfach belegten", erläutert Fernández.

    Ein Sieger steht schon vor der Ziehung fest: der spanische Fiskus. Dank der Lotterie fließen etwa 700 Millionen Euro in die Staatskassen. Diese Summe kann sich noch erhöhen, wenn Hauptgewinne auf nicht verkaufte Lose entfallen. Diese Lose gehen nämlich an den Staat zurück, der dann auch die eventuell fälligen Gewinne kassiert.

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