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"Spätzlekrieg" in Prenzlauer Berg: Schwabenhass in Berlin: Schmiererei erinnert an Naziparolen

"Spätzlekrieg" in Prenzlauer Berg

Schwabenhass in Berlin: Schmiererei erinnert an Naziparolen

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    Hassparolen gegen Schwaben in Berlin sorgen für Empörung.
    Hassparolen gegen Schwaben in Berlin sorgen für Empörung. Foto: Anett Indyka dpa

    Berliner haben häufig ein Problem mit den etwa 300.000 zugereisten Schwaben. Denn diese werden durch ihren Zuzug für die Gentrifizierung und damit Mietpreissteigerung in den Kiezen in Berlin verantwortlich gemacht. Der Ärger bleibt nicht anonym: Sogar Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), der am Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg wohnt, hatte in einem Interview Anfang des Jahres über die Schwaben gelästert und damit die Debatte angeheizt.

    Boykottaufruf erinnert an Beginn der Judenpogrome

    Mit Schmierereien im Stadtteil Prenzlauer Berg hat der "Spätzlekrieg" indes eine neue Qualität und zugleich einen geschmacklosen Tiefpunkt erreicht. Unbekannte hatten in der Nacht zum Samstag auf eine Hauswand im Prenzlauer Berg geschrieben: "Kauft nicht bei Schwab'n" - ein Boykottaufruf, der an den Anfang der Judenpogrome der Nationalsozialisten erinnert. Mit Parolen wie "Kauft nicht bei Juden" hatte die Nationalsozialisten nach dem Machtantritt Adolf Hitlers am 1. April 1933 den Boykott jüdischer Geschäfte ausgerufen.

    Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. "Die Ermittlungen dauern an", sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag.

    Berliner Spitzenpolitiker über Anti-Schwaben-Graffiti empört

    Berliner Spitzenpolitiker reagierten empört: "Die Schmiererei ist eine unsägliche Aktion, für die es keine Begründung gibt", erklärte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Innensenator Frank Henkel (CDU) betonte, besonders geschmacklos sei die Tatsache, dass sich diese Aktion in der Rykestraße zugetragen habe, in der sich auch eine Synagoge befindet. "Schmierereien dieser Art sind alles andere als ein Kavaliersdelikt. Die Polizei wird alles dransetzen, die Täter zur Verantwortung zu ziehen", teilte Henkel mit.

    "Totaler Schwaben-Hass" an den Wänden

    Der Aufruf zum Schwaben-Boykott ist allerdings nicht die einzige derartige Parole im Viertel. Nur etwa 200 Meter entfernt steht mit gleicher Schrift auf einem Container vor einer Baustelle die Aufforderung "Schwabe verpiss' dich". In beiden Fällen wurde auch die Buchstaben "TSH" dazugeschmiert: eine auch im Internet kursierende Abkürzung für "Totalen Schwaben-Hass".

    Pöbeleien gegen schwäbische Zugezogene haben in den vergangenen Monaten in Berlin zugenommen - vor allem in Prenzlauer Berg rund um den auch bei Touristen beliebten Kollwitzplatz. Straßenschilder waren dort bereits mit aufgeklebten Buchstaben "eingeschwäbelt" worden: Aus Kollwitzplatz wurde Kollwitzspätzle, die Wörther Straße wurde zum Wörther Gässle.

    Ein Denkmal der Künstlerin Käthe Kollwitz war zudem mit Spätzle beworfen worden. (dpa, AZ)

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