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Skandal: Pferdefleisch: Deutschland erhielt verdächtige Lieferungen

Skandal

Pferdefleisch: Deutschland erhielt verdächtige Lieferungen

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    Im Pferdefleisch-Skandal untersucht das staatliche Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe zur Zeit drei Proben aus verdächtiger Lasagne: Der Etikettenschwindel beschäftigt Verbraucherschützer in Deutschland. Sie fordern mehr Durchschaubarkeit. Foto: Bernd Weißbrod dpa
    Im Pferdefleisch-Skandal untersucht das staatliche Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe zur Zeit drei Proben aus verdächtiger Lasagne: Der Etikettenschwindel beschäftigt Verbraucherschützer in Deutschland. Sie fordern mehr Durchschaubarkeit. Foto: Bernd Weißbrod dpa

    Deutschland erhielt verdächtige Lieferungen im Pferdefleisch-Skandal. Aigner: "Schlimmer Fall von Verbrauchertäuschung". Hierzulande nahmen bisher Kaiser's Tengelmann, Edeka und Real mehrere Tiefkühlgerichte aus ihrem Sortiment, um einer möglichen Beimischung von Pferdefleisch nachzugehen.

    Deutschland erhielt verdächtige Lieferungen im Pferdefleisch-Skandal

    Pferdefleisch in Deutschland

    Pferdefleisch gilt in vielen Ländern Europas als Delikatesse. Besonders in Frankreich, Italien und Island ist der Verzehr nicht außergewöhnlich. Zum Teil werden besondere Schlachtfohlen gezüchtet.

    In Deutschland kommt Pferdefleisch eher selten auf den Teller.

    Im Jahr 2011 wurden in der Bundesrepublik nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 11 200 Pferde geschlachtet.

    Gegenüber dem Vorjahr war das zwar ein Anstieg von 16 Prozent, doch bleibt damit der Anteil von Pferden bei der Fleischerzeugung mit deutlich unter 0,3 Prozent verschwindend gering.

    In Deutschland bieten meist spezialisierte Rossschlachter Produkte aus dem Fleisch von Schlachtpferden an, seit einer Gesetzesänderung in den 90er Jahren sind aber auch andere Fleischereien dazu berechtigt.

    Hierzulande wird Pferdefleisch vor allem als Grillwurst, Gulasch oder Roulade konsumiert.

    Auch für den traditionellen Rheinischen Sauerbraten wird in der authentischen Zubereitung nicht Rindfleisch, sondern das deutlich zartere und fettärmere Pferdefleisch verwendet.

    Ernährungsexperten geben den Fettgehalt von magerem Pferdefleisch mit 3 Prozent gegenüber 6 Prozent beim Rind an. Bei fettem Fleisch sind es 16 zu 31 Prozent. 100 Gramm Pferdefleisch enthalten etwa 3,5 Milligramm Eisen, bei der gleichen Menge Rindfleisch sind es nur 1,9 Milligramm.

    Im Verdacht stünden unterschiedliche, verarbeitete Produkte, erklärte das Ministerium. Sie seien von einem Lieferanten an ein Kühlhaus in Nordrhein-Westfalen geliefert worden. Es könnten aber auch weitere Produkte, Unternehmen oder Bundesländer betroffen sein. Das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium erklärte, die verdächtigen Produkte seien nach ganz Deutschland geliefert worden, nicht nur nach NRW.

    Die verdächtigen Lieferungen gingen laut NRW-Ministerium nicht nur an Discounter und Lebensmittelketten, sondern auch andere Lebensmittelunternehmen. Ein Sprecher des Tiefkühldienst-Unternehmens Eismann in Mettmann bestätigte dem WDR, dass Lebensmittelkontrolleure im Haus gewesen seien, um Proben zu nehmen. Die Firma habe bereits in der vergangenen Woche zwei ihrer Lasagne-Produkte aus dem Sortiment genommen.

    Aigner: "Schlimmer Fall von Verbrauchertäuschung"

    Auch mehrere Supermarktketten prüfen derzeit, ob Tiefkühlprodukte aus ihrem Sortiment anders als auf der Verpackung angegeben Pferdefleisch enthalten. Real nahm nach eigenen Angaben vorsorglich Mini-Cheeseburger des Lieferanten Agro on und eine Lasagne der Marke "TiP" aus dem Verkauf. Edeka testet einem Sprecher zufolge derzeit "alle relevanten Eigenmarkenprodukte". Allerdings lagen dem Unternehmen wie auch Kaiser's Tengelmann noch keine Ergebnisse vor.

    EU-Kommission schließt strengere Regeln für die Herkunftsangabe von Fleisch nicht aus

    Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sprach von einem "schlimmen Fall von Verbrauchertäuschung". Sie forderte eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung für verarbeitete Produkte, wies zugleich aber auch darauf hin, dass dies den Skandal nicht hätte verhindern können. "Wenn einzelne Personen offenbar vorsätzlich falsch deklarierte Ware in Verkehr bringen, helfen nur scharfe Kontrollen, um das zu verhindern."

    Die EU-Kommission schloss strengere Regeln für die Herkunftsangabe von Fleisch in Nahrungsprodukten nicht aus. In Brüssel sollte der Skandal am frühen Abend Thema einer Krisensitzung sein.

    "Wir haben ein Problem, das alle Länder in Europa betrifft"

    Der britische Minister für Ernährung und Umwelt, Owen Paterson, forderte vor dem Treffen ein rasches Handeln: "Wir haben ein Problem, das alle Länder in Europa betrifft, und wir brauchen eine schnelle Lösung." Er sprach sich dafür aus, das Fleisch in Fertiggerichten während sowie am Ende der Produktion mittels DNS-Tests zu bestimmen.

    Pferdefleisch im Visier

    Der rumänische Landwirtschaftsminister Daniel Constantin sagte derweil, dass das von rumänischen Herstellern auf den EU-Markt gebrachte Pferdefleisch auch als solches gekennzeichnet gewesen sei. afp

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