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Sinkende Quoten

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Sinkende Quoten

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    Sinkende Quoten
    Sinkende Quoten

    Damals waren es -dank des Neugier-Effekts - fünf Millionen Zuschauer. Anfang März 2008 lockte der Sonntags-Talk im Ersten gar nur 2,66 Millionen vor den Bildschirm.

    Die ARD verweist auf einen Schnitt von 3,9 Millionen, der sich sehen lassen könne. Dass die Quoten instabil sind, ist für den Medienexperten Jo Groebel vom Deutschen Digital Institut in Berlin nachvollziehbar. "Die Fernsehanstalten sollten begreifen, dass der Zuschauer nicht immer an denselben Tagen an denselben Formaten klebt", sagte der Wissenschaftler im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Nutzer agiere unberechenbarer, und er bediene sich auch aus anderen Medien.

    In der Tat muss die Rechnung nicht aufgehen, die sich das Erste seit Jahren schön zurechtgelegt hat: Nach dem Sonntags-"Tatort" bleibt der Deutsche sitzen und nimmt das Thema, "das die neue Woche bestimmen soll" (Will) als Betthupferl mit. Doch der Binde-Effekt der beliebten Krimi-Reihe lässt auch nach. Am Ostermontag schauten so viele Menschen in die Röhre wie schon lange nicht mehr an Festtagen - und doch kam der "Tatort" nur auf rund sechs Millionen Zuschauer. Normalerweise sind sieben bis acht Millionen drin.

    Jo Groebel kann aber die Sendung "Anne Will" nicht freisprechen von Fehlern. "Das Sofa schafft eine Zwei-Klassen-Gesellschaft", sagt der Medienexperte. "Man muss sich das vorstellen, da saßen schon Nobelpreisträger auf dem Sofa, die zwar befragt wurden, aber keine Chance hatten, in die Diskussion einzugreifen."

    In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wehrte sich die Moderatorin gegen die Kritik am Sofa. Das Sitzmöbel sei ein "einigermaßen geschützter Raum", der bei bestimmten Themen eine konstruktive Wirkung habe. Und sie verwies auf eine Sendung zum Thema Sterbehilfe und eine Frau, die ihre Freundin in den Tod begleitet habe.

    In den meisten Fällen aber trennt das Sofa die Teilnehmer. Und auf dem Podium sitzen meist die politischen Talkshow-Touristen, die auch bei Frank Plasberg und Maybrit Illner auftauchen. So fehlen auch Groebel "frische Impulse". Viele Zuschauer zu Hause stöhnen schon auf, wenn wieder einmal das Thema Hartz IV ansteht.

    Anne Will, die sich als Moderatorin der "Tagesthemen" schon mal mit dem damaligen Bundeskanzler Schröder angelegt hat, als der das Thema des Interviews bestimmen wollte, tut sich in der Talkrunde schwerer. Die Medienkritik, sie sei bereits eine zweite Christiansen, scheint nicht unbegründet. Zuletzt ließ sie den linken CDU-Mann Heiner Geißler und den rechten SPDler Wolfgang Clement fast das Zepter in der Sendung übernehmen. Was zwar in gewisser Weise amüsant war, aber nicht im Sinn einer straff geführten Talkshow ist.

    Da ist sie Maybrit Illner unterlegen, deren Gesprächsführung überzeugt, auch wenn manchmal ein Anflug von Zickigkeit festzustellen ist. So bleibt Frank Plasberg der König der politischen Talkshow. Was vielleicht auch daran liegt, dass er wie ein Lehrer am Pult steht und durchaus Autorität ausstrahlt.

    Dennoch: Der Talk steckt in der Krise, was noch mehr am oft schwadronierenden Gästepersonal liegt als an der Moderation. Anne Will ist am 1. April selbst Gast in einer Talk-Sendung. Sie wird im RBB vom Talk-Kollegen Jörg Thadeusz in seiner Sendung "Thadeusz" (22.05 Uhr) befragt. Dabei will sie eine "Zwischenbilanz" ihres Talks geben. Man darf gespannt sein, ob das Sofa abgeschafft wird.

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