Die Schlagzeilen von brutalen Vergewaltigungen machen sich in Indiens Tourismus bemerkbar. Die Zahl der Touristen aus dem Ausland ist nach mehreren bekannt gewordenen Vergewaltigungen in Indien spürbar zurückgegangen. Wie der Verband der indischen Industrie- und Handelskammern (ASSOCHAM) am Montag berichtete, reisten vorallem immer weniger Frauen nach Indien.
Indien: 35 Prozent weniger Touristinnen
Rund 35 Prozent weniger Frauen seien in den ersten drei Monaten des Jahres nach Indien gekommen, erklärte ASSOCHAM. Die bekannt gewordenen Vergewaltigungsfälle "haben Sorgen um die Sicherheit weiblicher Reisender aufkommen lassen", sagte ASSOCHAM-Chef D.S. Rawat. Dabei sind es nicht nur Frauen, die den Angaben zufolge einen großen Bogen um Indien machen würden: Insgesamt seien im ersten Quartal 25 Prozent weniger Touristen gekommen.
Viele Stornierungen
Der indische Verband beruft sich auf eine Umfrage unter 1200 Reisenanbietern in mehreren Städten. Von ihnen mussten demnach 72 Prozent im ersten Quartal Stornierungen hinnehmen, vor allem von Frauen aus Kanada, den USA und Australien. Der Studie zufolge wichen die Touristen oft auf andere asiatische Länder wie Malaysia und Thailand aus. Die Zahlen widersprechen den monatlichen Schätzungen des Tourismusministeriums, das zu Jahresbeginn steigende Besucherzahlen vermeldet hatte. Die Zahlen für März liegen allerdings noch nicht vor.
Touristin in Indien vergewaltigt
In Madhya Pradesh wurde im Januar auch eine südkoreanische Touristin mutmaßlich unter Drogen gesetzt und dann vergewaltigt. Eine britische Touristin sprang aus ihrem Hotelfenster, da sie eine Vergewaltigung fürchtete.
Brutale Gruppenvergewaltigung
Im Dezember hatte die brutale Gruppenvergewaltigung einer jungen indischen Studentin in einem Bus in Neu Delhi weltweit für Empörung gesorgt. Sie wurde vor den Augen ihres Freundes mit einer Eisenstange gequält und schließlich aus dem fahrenden Bus geworfen. Tage später starb sie an ihren schweren Verletzungen. Die Tat löste eine heftige Debatte in Indien über Misshandlungen von Frauen ausgelöst.
Schweizerin nahe Taj Mahal vergewaltigt
Am Wochenende begann der Prozess gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger einer Schweizer Touristin nahe des weltberühmten Taj Mahal. Die Schweizer Touristin war vor rund zwei Wochen zusammen mit ihrem Mann überfallen worden, als sie mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Agra im zentralen Bundesstaat Madhya Pradesh waren, wo sich das Taj Mahal befindet. Schon kurz nach der Tat, die der Ehemann der Frau gefesselt mitansehen musste, wurden sechs Männer festgenommen. Vier der Verdächtigen sollen die Touristin vergewaltigt haben, wegen Raubes müssen sich alle sechs Männer verantworten. Sie hatten der 39-jährigen Schweizerin und ihrem Mann nach Angaben der Polizei einen Laptop, ein Handy und Geld geraubt.
Wie die Nachrichtenagentur Press Trust of India berichtete, begann das Verfahren am Samstag mit Aussagen von zwei Zeugen der Anklage sowie der Identifizierung der Gegenstände, welche dem Urlauberpaar bei dem Überfall gestohlen worden waren. Das Vergewaltigungsopfer sowie ihr Ehemann waren nicht vor Gericht anwesend. Die nächste Anhörung soll im April mit der Aussage eines weiteren Zeugen der Anklage, der dem Opfer geholfen hatte, fortgesetzt werden. afp/AZ