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Sex-Studie: Frust statt Lust in deutschen Betten

Sex-Studie

Frust statt Lust in deutschen Betten

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    Frust statt Lust in deutschen Betten
    Frust statt Lust in deutschen Betten

    Hamburg/Göttingen (dpa/gms). Immer mehr Paare in Deutschland klagen über sexuelle Lustlosigkeit. Eine Online-Studie des Institutes für Psychologie der Universität Göttingen bestätigt das: Von den 51 000 Teilnehmern gab die Hälfte an, dass Sex in ihrer Partnerschaft zu kurz komme.

    Nach einer Umfrage des Kondomherstellers Durex ist ab dem 35. Lebensjahr jeder dritte Bundesbürger mit seinem Liebesleben unzufrieden. Im Schnitt hätten die Deutschen knapp zweimal pro Woche Sex. Seit den neunziger Jahren haben Paare immer weniger Geschlechtsverkehr, sagt Prof. Uwe Hartmann, Sexualwissenschaftler und Psychologe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Wieviel Sex "normal" ist, hänge aber allein vom persönlichen Empfinden ab.

    "Es gibt Paare, die ohne Sex glücklich sind", sagt Michael Thiel, Psychologe in Hamburg. "Das klappt nur, wenn keiner sich zurückgewiesen fühlt und leidet." Diese Lösung ist aber eine Ausnahme: Für die meisten Menschen gehören Sex und Liebe zusammen.

    Wenn das erste Verliebtsein verschwindet, lässt meist auch die erotische Anziehungskraft nach. Laut Hartmann ist das ganz normal: "Am Anfang stattet uns die Natur mit Lust aus, damit wir zueinander finden." Komplizierter wird es spätestens nach eineinhalb Jahren.

    Wichtig sei es, die Intimsphäre zu bewahren und für den Partner attraktiv zu bleiben, sagt Thiel. Dazu gehören Körperpflege und Benehmen: "Wenn man seine dreckigen Socken herumliegen lässt und in der Nase popelt, wird man nicht anziehender."

    Für ein erfüllendes Liebesleben sind auch Gemeinsamkeit und Vertrauen wichtig. "Das ensteht in Gesprächen, die in vielen Beziehungen zu selten sind", sagt Wissenschaftler Hartmann. Der Grund dafür sei Stress: Die Zeit zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr ist für die meisten Paare belastend. "Viele reiben sich auf zwischen Kindererziehung, Karriere und materiellen Wünschen".

    Immer höhere Ansprüche an die Lebensplanung ließen kaum Muße für Zweisamkeit. "Laut einer Studie nehmen sich Paare im Durchschnitt nur zwei Minuten pro Tag Zeit für persönliche Gespräche", sagt Hartmann. Den Alltag beherrschten Themen wie die Noten der Kinder oder der Putzplan fürs Bad.

    Wer das erotische Knistern beleben will, muss die Gründe für die Lustlosigkeit aufspüren. Oft verschwindet der Appetit auf Sex in Extremsituationen, die einen Partner völlig fordern: "Das kann ein Todesfall in der Familie, eine Krise im Job oder die Geburt eines Kindes sein", sagt Ragnar Beer, Paartherapeut an der Universität Göttingen.

    "Der andere Partner nimmt Rücksicht und unterdrückt die eigene Lust", sagt Beer. Oft gewöhnten sich beide Partner daran, Sex zu vermeiden. Deshalb fingen viele Paare auch nach überstandener Krise nicht wieder an, miteinander zu schlafen.

    Auch in einer zu engen Beziehung kann das Begehren verkümmern: "Sexualität reguliert Nähe und Distanz", erklärt Michael Thiel. Wenn einer von beiden Sex verweigert, könne das ein Versuch sein, Abstand zu gewinnen. "Deshalb sollten beide ihre eigenen Interessen bewahren und dem Partner Freiheit lassen." Manchmal helfe gegen Lustlosigkeit eine Verabredung zu Zärtlichkeit ohne Sex. Dabei gehe es vor allem darum, sich gegenseitig zu verwöhnen, ohne dass ein Gefühl der Verpflichtung zum Sex aufkommt.

    Ragnar Beer ist überzeugt, dass es häufig Routine ist, die Paaren die Lust verdirbt: "Rund die Hälfte der Befragten haben in unserer Studie angegeben, dass ihre sexuellen Wünsche unerfüllt bleiben. Mit den Jahren beschäftigt man sich weniger mit dem Partner, und das Repertoire nimmt ab." Doch ein offenes Gespräch falle den meisten schwer. Sexsuperlative in den Medien machten es doppelt unangenehm, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Liebesleben einzugestehen.

    Wenn Paare sexuell wieder zueinander finden wollen, müssen sie über ihr Liebesleben sprechen - darin sind sich alle Experten einig. Vorwürfe und Anschuldigungen sollten dabei tabu sein. Eine Paartherapie beim Psychologen kann helfen, ins Gespräch zu kommen. Die Krankenkassen bezahlen das jedoch nicht. Wer einen Therapeuten sucht, kann den Arzt seines Vertrauens um einen Tipp bitten oder sich an die Gesellschaft für Sexualmedizin und Sexualtherapie wenden.

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