Zwölf Kilo wog der Betonklotz, den ein Unbekannter in der Nacht zum Sonntag bei Heidenheim auf die A7 geworfen hat. Das Auto einer Familie fuhr dagegen. Die vier Insassen waren gerade auf dem Heimweg von einer Familienfeier, alle wurden schwer verletzt: Die 25-jährige Mutter schwebt noch in Lebensgefahr. Der Vater und die vier und sechs Jahre alten Kinder seien stabil, sagte eine Sprecherin der Polizei Ulm gestern auf Anfrage.
Dort hat die Kripo nun eine Sonderkommission eingerichtet, die nach dem Täter fahndet und wegen versuchten Mordes ermittelt. Denn der Unbekannte hat den Beton-Pflasterstein erst mehrere Meter von einer nahen Baustelle zur Autobahnbrücke getragen, um ihn hinabzuwerfen.
Warum tut ein Mensch so etwas? Johannes Vetter ist Verkehrspsychologe in Donauwörth. Er selbst habe noch nie mit einem Steinewerfer über dessen Tat sprechen können – leider, wie er sagt. Denn wissen, was im Kopf eines solchen Menschen vorgeht, würde er schon gerne. „Studien gibt es dazu nicht. Alles, was man sagen kann, sind Hypothesen“, erklärt Vetter also.
Wollte der Steinewerfer seine Aggressionen ausleben?
Eine lautet: Diese Menschen sind wütend und wollen ihre Aggressionen ausleben. Eine andere besagt, dass sie Autohasser sind – aus Überzeugung oder aus Neid. Eine Statistik über die Täter und ihre Motive gebe es nicht. „Ich glaube auch, dass es nicht den einen Grund gibt, warum jemand Steine auf die Autobahn wirft. Es spielen mehrere Dinge eine Rolle“, sagt der Psychologe Vetter.
Erst im August war in Dänemark eine Frau aus Nordrhein-Westfalen gestorben, nachdem ein Unbekannter einen Stein auf ihr Auto geworfen hatte. Dennoch müsse man keine Angst haben, unter Autobahnbrücken hindurchzufahren, sagt Vetter: „Steinewerfer sind relativ selten.“ Und: Sobald man merke, dass das Ereignis, vor dem man sich fürchte, nicht eintrete, vergehe die Sorge wieder.