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Schweizer Tatort: Tatort "Zwei Leben": Gute Idee, unspektakulär umgesetzt

Schweizer Tatort

Tatort "Zwei Leben": Gute Idee, unspektakulär umgesetzt

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    Das Ermittlerteam aus der Schweiz untersucht den Tatort des vermeintlichen Suizids. Die Umsetzung von "Zwei Leben" dürfte Zuschauer ernüchtern, meint unser Autor.
    Das Ermittlerteam aus der Schweiz untersucht den Tatort des vermeintlichen Suizids. Die Umsetzung von "Zwei Leben" dürfte Zuschauer ernüchtern, meint unser Autor. Foto: Daniel Winkler/dpa

    Dass die „Tatort“-Krimis aus der Schweiz der große Hit sind, lässt sich nicht behaupten. Es sollen Zuschauer schon mittendrin eingeschlafen sein. Der Kritiker muss wach bleiben. Könnte ja sein, dass die Eidgenossen mal einen raushauen. Mit dem schwerfälligen Beitrag „Zwei Leben“ ist das nicht gelungen.

    Dabei ist die Grundidee gar nicht mal schlecht. Denn im Mittelpunkt steht ein Busfahrer, der nachts einen Mann überfährt, der von einer Autobahnbrücke gestürzt ist. Beni Gisler (Michael Neuenschwander) ist traumatisiert. Denn schon als Lokführer war ihm innerhalb von fünf Jahren „zwei Mal einer vor den Zug gesprungen“. Hinter dem vermeintlichen Suizid steckt ein Mord, denn durch die hohe Dosis des verabreichten Beruhigungsmittels Benzodiazepin hätte der Mann sich nie aus eigener Kraft von der Brücke stürzen können.

    So beginnt für Hauptkommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) ein Rätselraten, dem letztlich die Spannung fehlt. Der Tote, ein Bauunternehmer, soll in Thailand bei dem Tsunami von 2004 ums Leben gekommen sein. Trieb sich aber angeblich zuletzt in der Schweiz herum.

    Kritik zum Tatort: Schauspieler wirken unterfordert

    Schon vor dem Showdown auf der Autobahnbrücke weiß der Zuschauer, wer den Mord begangen hat. Während die Tätersuche ziemlich konventionell verläuft, haben die Autoren versucht, eine Psychostudie des Traumatisierten zu entwickeln. Doch auch bei emotional gedachten Szenen bleibt man vor dem Bildschirm weitgehend ungerührt.

    Wie überhaupt die Schauspieler unterfordert scheinen. Neuenschwander wirkt als psychisch verletzter Busfahrer wie eine unglückliche Mini-Ausgabe von Götz George. Saskia Vester spielt als Witwe (Ehefrau?) des Unternehmers unnötigerweise zurückhaltend. Und Stefan Gubser als Reto Flückiger ist wieder mal sehr, sehr bedächtig. Der Gubser bräuchte einen Schubser, damit er seine Mimik anreichert.

    Wissenswertes zum "Tatort"

    Der ARD-"Tatort" ist die langlebigste und erfolgreichste Krimireihe im deutschen Fernsehen.

    DER ERSTE FALL: Der erste "Tatort" war "Taxi nach Leipzig", der am 29. November 1970 lief. Der Hamburger Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter) musste einen deutsch-deutschen Mordfall klären. Der 1000. Tatort heißt ebenfalls "Taxi nach Leipzig".

    DIE ERSTE KOMMISSARIN: Als erste Ermittlerin der Reihe schickt der Südwestfunk (SWF) 1978 Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) mit "Der Mann auf dem Hochsitz" ins Rennen. Bis 1980 gibt es drei Folgen.

    GIFTSCHRANK: Einige wenige Folgen dürfen nicht wiederholt werden. Sie haben senderintern einen Sperrvermerk. Die Gründe sind verschieden. So spielen bei "Wem Ehre gebührt" verletzte religiöse Gefühle eine Rolle, bei "Krokodilwächter" die große Brutalität im Film.

    DER MISSGLÜCKTESTE "TATORT": Zu den Tiefpunkten der "Tatort"-Reihe zählen Kritiker die Fälle (1996 - 1998) des Berliner Kommissars Ernst Roiter (Winfried Glatzeder). Aus Kostengründen hatten die Folgen eine billig wirkende Optik. Zudem warf man den Filmen vor, zu sexistisch, brutal oder zu wirr zu sein. Die Quoten waren trotzdem passabel.

    DIE MEISTEN ZUSCHAUER: "Rot - rot - tot" sahen am Neujahrstag 1978 mehr als 26 Millionen Menschen. Das entspricht einer Quote von 65 Prozent. In heutiger Zeit wäre das undenkbar.

    DIE MEISTEN TOTEN: Die Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur als Felix Murot stellt einen Leichenrekord in der "Tatort"-Geschichte auf. Experten vom "Tatort-Fundus" zählen 51 Leichen.

    DER VORSPANN: 30 Sekunden mit spannender, hastiger Ohrwurmmusik, zwei Augen in Nahaufnahme, das rechte im Fadenkreuz, ein Mann, der abwehrend die Arme hebt, rennende Beine auf nassem Asphalt und ein Fingerabdruck, dessen Linie den Flüchtenden einkreist.

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