Der Anteil der Schüler in Deutschland, die Abitur machen und studieren können, hat den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. 48,4 Prozent der 18- bis 20-Jährigen haben im Jahr 2010 das Abitur oder Fachabitur bestanden - ein Rekord seit 1990, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Diese Quote der Studienberechtigten hatte im Jahr zuvor noch bei 45,9 Prozent und 1992 - im Jahr der ersten Erhebung nach der Wiedervereinigung - erst bei 30,8 Prozent gelegen. Die Zahl für 2010 ist allerdings noch vorläufig.
Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 456.600 Abiturienten - 1,6 Prozent mehr als 2009. Mehr als die Hälfte (52,8 Prozent) davon sind Frauen.
"Der Druck auf das deutsche Hochschulsystem wächst", sagte der Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks in Berlin, Achim Meyer auf der Heyde in einer Mitteilung. "Die soziale Infrastruktur des Studiums muss mitwachsen." Er forderte mehr Studienplätze, größere Wohnheime und Mensen. "Nachdem es einige Jahre eine deutliche Differenz zwischen den Schulabsolventen mit Hochschulzugangsberechtigung und den tatsächlich Studierenden gab, nähern sich die beiden Kurven nun stark an."
Die Unterschiede zwischen Ost und West sind wegen der starken Geburtenrückgänge in den neuen Bundesländern allerdings sehr groß. Einfluss auf die Zahlen hatten auch die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur (G8) in Hamburg und dem Saarland, wie es in diesem Jahr auch in Bayern zu erwarten ist.
So haben in Hamburg 2010 zwei Jahrgänge Abiturprüfungen absolviert, im Saarland dagegen ging die Zahl der Studienberechtigten deutlich zurück, weil bereits 2009 zwei Jahrgänge die Hochschulreife absolviert hatten. In allen anderen westlichen Bundesländern ist die Zahl der potentiellen Studenten gestiegen, am stärksten in Schleswig-Holstein mit 9,4 Prozent.
In den neuen Ländern - einschließlich Berlin - ging die Zahl der Abiturienten dagegen mit 9,5 Prozent deutlich zurück. Am stärksten war das Minus in Sachsen (28,4 Prozent). Die Zahl der Geburten im Osten lag im entscheidenden Jahrgang 1991 allerdings fast 35 Prozent unter der des Vorjahres. dpa