Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Schmallenberg-Virus: Schafe: Virus sorgt für Missbildungen

Schmallenberg-Virus

Schafe: Virus sorgt für Missbildungen

    • |
    Das Schmallenberg-Virus sorgt bei Schäfern für große Verunsicherung: Das Virus kann bei Schafen für Missbildungen an Knochen und Gelenken.
    Das Schmallenberg-Virus sorgt bei Schäfern für große Verunsicherung: Das Virus kann bei Schafen für Missbildungen an Knochen und Gelenken. Foto: dpa

    Im Stall von Georg Risse geht der Arbeitsalltag weiter. 450 Mutterschafe hat der 40-Jährige aus Warstein in der Herde. Und um deren Nachwuchs muss sich der Schäfer sorgen. 250 der Schafe haben schon Nachwuchs bekommen, 16 Tiere waren missgebildet. "Das waren Missbildungen an Knochen und Gelenken", sagt der Schäfer. Ursache ist nach ersten Erkenntnissen der Veterinäre das Schmallenberg-VirusVirus, eine Krankheit die durch Stechmücken auf Rinder, Schafe und Ziegen übertragen wird.

    Virus in den Niederlanden entdeckt

    Das Virus war erstmals im vergangenen Herbst bei Rindern und Schafen in den Niederlanden entdeckt worden. Weil die Proben aus dem sauerländischen Ort Schmallenberg stammten, wurde es vorläufig danach benannt. Unklar ist noch, ob der Erreger neu eingeschleppt wurde oder schon länger unerkannt in Europa vorkommt. Das bundesweit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems will nun in Deutschland Daten über die Verbreitung des Virus sammeln. Bisher wurde es in insgesamt 20 deutschen Betrieben nachgewiesen, überwiegend in Nordrhein-Westfalen.

    "Die Lämmer sind zwar lebend zur Welt gekommen, aber nicht lebensfähig. Zum Teil haben sie nur einige Sekunden gelebt", sagt Risse, während er zwischen den Mutterschafen mit ihren gesunden Lämmern steht. So etwas habe er noch nicht erlebt, sagt er.

    Leckmittel mit Knoblauch

    Und erklären kann er sich die Krankheit auch nicht. "Das mit den Stechviechern nimmt immer mehr zu. Das ist vielleicht eine Folge des Klimawandels", überlegt er. Denn er halte seine Tiere artgerecht. "Wir haben eine traditionelle Wanderschäferei, sind mit den Tieren immer unterwegs." Vor der Geburt der missgebildeten Lämmer habe es keine Anzeichen auf die Krankheit gegeben. "Wir haben nichts gemerkt", sagt der Tierwirtschaftsmeister, der seit seiner Schulzeit als Schäfer arbeitet.

    Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt

    EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.

    HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.

    HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.

    BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.

    H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".

    H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.

    In den kommenden Wochen werden noch 200 seiner Mutterschafe ablammen. "Wir müssen abwarten, was noch kommt. Man ist ja machtlos", sagt er trocken. Er habe gehört, dass es Leckmittel mit Knoblauch geben soll. "Das ist ganz neu. Dann sollen die Tiere nach Knoblauch riechen und weniger gestochen werden." Das wolle er ausprobieren, wenn so etwas auf dem Markt sei. "Aber ich habe auch schon Knoblauch gegessen und bin von Mücken gestochen worden."

    Bis zu 30 Prozent der neugeborenen Lämmer betroffen

    Der Soester Kreisveterinär Wilfried Hopp geht davon aus, dass es weitere Meldungen über Missbildungen geben wird. Er rechnet damit, dass bis zu 30 Prozent der neugeborenen Lämmer betroffen sein könnten. "Im Moment hält es sich in Grenzen", sagt auch Risse angesichts der Prognosen. Aber was im Frühjahr noch passiere, wisse ja niemand. Genau wie Hopp rechnet auch Risse damit, dass im März oder April auch die Rinderzüchter-Kollegen betroffen sein könnten.

    Und dann betont Risse noch einmal, dass die Krankheit für Menschen völlig ungefährlich ist. "Wenn das falsch dargestellt wird, machen die Leute, die hier spazieren gehen, einen Bogen um den Stall." (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden