Der 52 Jahre alte Francesco Schettino war Kapitän des Kreuzfahrtschiffs, das in der Nacht auf Samstag vor Italien havarierte. Bislang werden sechs Tote gezählt, einige Passagiere werden noch vermisst.
Francesco Schettino begann als Sicherheitsbeauftragter
Franceso Schettino arbeitet sei 2002 für die italienische Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere. Franceso Schettino begann dort als Sicherheitsbeauftragter zu arbeiten, 2006 avancierte er zum Kapitän. Berichten zufolge soll der 52 Jahre alte Kapitän das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" so dicht an die Insel Giglio gesteuert haben, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn begrüßen zu können. Bewohner von Giglio sagten, der Luxusliner sei viel zu nah am Ufer gefahren und habe einen Felsen gerammt, der der örtlichen Bevölkerung wohlbekannt war. Der Kapitän selbst jedoch macht eine fehlerhafte Seekarte für das Schiffsunglück verantwortlich.
Unglücks-Kapitän wird massives Fehlverhalten vorgeworfen
Die schlimmsten Schiffsunglücke
Titanic, Estonia, Sewol: Schiffsunglücke fordern oft hunderte Menschenleben. Eine - unvollständiger - Überblick über die größten Katastrophen:
16.12.1900: Gneisenau Sie war ein deutsches Segel-Schulschiff. Das tragische Unglück ereignete sich im Hafen von Malaga. Über 40 junge Menschen und mindestens 12 spanische Retter starben, als das Schiff vom Sturm gegen die Mole getrieben wurde und im Meer versank.
15.06.1904: General Slocum Deutsche Einwanderer charterten den Raddampfer "General Slocom" und machten einen Ausflug auf dem East River in New York. Als das Schiff Feuer fängt, bricht Panik aus. Mehr als 1000 Menschen fanden den Erstickungstod oder ertranken.
12.03.1907: Panzerschiff Iéna Das französische Schiff lag vor Toulon, als plötzlich die Pulverkammer explodierte. 120 Mitglieder der Besatzung starben, 150 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
15.04.1912: Titanic Das wohl berühmteste Schiffsunglück ist der Untergang der "unsinkbaren" Titanic. Sie befand sich auf ihrer Jungfernfahrt nach New York und rammte einen Eisberg. Nach 2 Stunden und 40 Minuten war sie untergegangen und hatte um die 1500 Menschen in den Tod gerissen. Gerade einmal 700 überlebten die Katastrophe.
29.05.1914: Empress of Ireland Der irische Luxusliner prallte im St. Lorenz Strom mit dem norwegischen Kohlendampfer "Storstad" zusammen. Die Empress of Ireland geht unter. Rund 1000 Passagiere fanden den Tod.
06.12.1917: Mont Blanc & Imo Die Mont Blanc war ein französisches Munitionsschiff. Im Hafen von Hallifax kollidierte sie mit dem belgischen Frachter "Imo". Die Munition explodierte und weite Teile der Stadt wurden vernichtet. An die 2000 Menschen kamen dabei ums Leben, zahlreiche wurden schwer verletzt.
26.10.1927: Principessa Mafalda 1200 Menschen blickten hoffnungsfroh in die Zukunft, als sie 1927 auf einem Schiff Italien verließen, um woanders ein neues Leben zu beginnen. 314 von ihnen starben, als die Principessa Mafalda vor der brasilianischen Küste unterging.
14.06.1931: Saint-Philibert Als das Ausflugsdampfer in der Loire-Mündung versank, verloren mehr als 500 Passagiere ihr Leben.
21.09.1957: Pamir Das deutsche Segel-Schulschiff gerät westlich der Azoren in einen Sturm und kann den Urgewalten nicht standhalten. 80 Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Nur sechs Mann blieben am Leben.
23.01.1977: Lucona Das Frachtschiff versank im Indischen Ozean, zunächst ohne ersichtlichen Grund. Später fand man heraus, dass es mitsamt der Besatzung absichtlich versenkt wurde. Udo Proksch, dem die Wiener Konditorei "Demel" gehört, wollte auf diese Weise seine Versicherung betrügen.
16.03.1978: Amoco Cadiz Der Öltanker havarierte vor der nordfranzösischen Küste. Über 200 Kilometer entlang der Strandlinie wurden verheerende Umweltschäden verursacht.
13.12.1978: MS München Das deutsche Frachtschiff ist samt der 28-köpfigen Crew bis heute verschwunden. Es geriet nördlich der Azoren in einen gewaltigen Sturm und sendete Notsignale. Eine internationale Rettungsaktion blieb erfolglos.
11.08.1979: Admirals Cup Der Admirals Cup ist eine Hochsee-Regatta. Ein Teil davon ist das Fastnet Race von Südengland nach Irland und zurück. 1979 wurde das Regattafeld von einem Orkan heimgesucht. Mehr als 300 Schiffe waren in Gefahr. 19 Menschen kamen um.
06.03.1987: Herald of Free Enterprise Auf dem Fährschiff starben knapp 200 Passagiere. Es versank kurz nachdem es vom belgischen Hafen losgefahren war. Um schneller ablegen zu können, wurde das Bugtor erst unterwegs geschlossen.
28.09.1994: Estonia Die Estonia war nach Stockholm unterwegs, als plötzlich die Bugklappe abgerissen wurde. Das Schiff läuft sofort voll. Mehr als 850 Menschen sterben. Bis heute sind die genauen Umstände der Katastrophe nicht geklärt.
03.02.2006: Al Salam Boccaccio 98 Als auf der ägyptischen Fähre Feuer ausbricht, beginnt das Schiff zu sinken. Die Ursachen sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich hat das Löschwasser die Fähre zum Kentern gebracht. Ungefähr 1000 Passagiere finden im Roten Meer ihren Tod.
Francesco Schettino droht nach dem Unglück unter anderem ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Auch wird er sich wegen Verlassen seines Schiffes verantworten müssen. Nach ersten Ermittlungen zur Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" hat die italienische Staatsanwaltschaft dem Kapitän Francesco Schettino massives Fehlverhalten vorgeworfen. Schettino habe das Schiff lange vor dem Abschluss der großen Evakuierungsaktion verlassen, sagte Staatsanwalt Francesco Verusio am Sonntag im Sender SkyTG24. Befragt zu möglichen Fehlern der Besatzung bei der Rettung der Passagiere sagte Verusio, es sei vor allem die Schiffsleitung, die nicht funktioniert habe. Außer Schettino wurde auch der erste Offizier Ciro Ambrosio vorerst festgenommen.
Schiffsgesellschaft distanziert sich von Francesco Schettino
Es war offenkundig, dass der Kapitän die Evakuierung nicht abwartete. Nach einigen Berichten war Schettino schon fünf Stunden vorher an Land. Der Kurs des Luxusliners sei eindeutig "nicht richtig" gewesen, sagte der Staatsanwalt. Der Kapitän habe sich selbst auf der Brücke befunden und sei daher voll verantwortlich für die Navigation.
Von seinem Arbeitgeber, der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, braucht sich Francesco Schettino keinen Rückhalt versprechen. Die Gesellschaft hat sich von ihrem heftig kritisierten Unglücks-Kapitän distanziert. "Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben", heißt es in einer am Abend verbreiteten Erklärung der in Genua ansässigen Gesellschaft. afp/dpa/AZ