Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Schiffsunglück: Costa Concordia-Kapitän wehrt sich gegen seine Verurteilung

Schiffsunglück

Costa Concordia-Kapitän wehrt sich gegen seine Verurteilung

    • |
    Ex-Costa Concordia-Kapitän Francesco Schettino klagt beim Europäischen Gerichtshof gegen das Urteil.
    Ex-Costa Concordia-Kapitän Francesco Schettino klagt beim Europäischen Gerichtshof gegen das Urteil. Foto: Maurizio Deglinnocenti, dpa (Archivbild)
    32 Menschen starben bei dem Unglück vor der toskanischen Mittelmeerküste.
    32 Menschen starben bei dem Unglück vor der toskanischen Mittelmeerküste. Foto: Franz Bucher (Archivbild)

    Der inhaftierte Ex-Kapitän des verunglückten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia", Francesco Schettino, wehrt sich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen seine Verurteilung. Das entsprechende Beschwerdeformular sei bereits am 12. Januar bei dem Straßburger Gericht eingegangen, sagte eine Gerichtssprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Wogegen sich Schettinos Beschwerde genau richtet und welche Menschenrechtsverletzungen er geltend machen will, sagte sie zunächst nicht.  

    Chronologie: Die Tragödie der Costa Concordia

    Die Havarie des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia - ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse:

    13. Januar 2012: Die mit 4229 Menschen besetzte «Costa Concordia» rammt nahe der toskanischen Insel Giglio einen Felsen und läuft 50 Meter vor der Küste auf Grund. 32 Menschen sterben.

    14. Januar 2012: Kapitän Francesco Schettino wird verhaftet. Ihm und seinem Steuermann werden mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und das vorzeitige Verlassen des Schiffes zur Last gelegt.

    15. Januar 2012: Der italienische Eigner des Schiffs, die Gesellschaft Costa Crociere, wirft der Schiffsführung Fehler sowohl bei der Routenführung als auch im Umgang mit dem Unglück vor.

    17. Januar 2012: Kapitän Schettino wird an seinem Wohnort Meta di Sorrento südlich von Neapel unter Hausarrest gestellt. Es gibt erste Strafanzeigen gegen die Reederei.

    27. Januar 2012: Costa Crociere und ein Zusammenschluss der Passagiere einigen sich auf eine Entschädigung in Höhe von 11.000 Euro sowie eine Erstattung der Unkosten. Die meisten jener Passagiere, die weder verletzt wurden noch Angehörige oder Freunde verloren, nehmen dieses Angebot an.

    12. Februar 2012: Es wird damit begonnen, die 2400 Tonnen Treibstoff aus der «Costa Concordia» abzupumpen, um eine Ölpest zu verhindern.

    3. März 2012: Vor dem Gericht in Grosseto beginnen die ersten von zahlreichen Anhörungen. Sechs Angestellte von Costa Crociere, unter ihnen Kapitän Schettino, werden angeklagt.

    15. Mai 2012: Die Bergung des Wracks wird für Februar 2013 angekündigt, verzögert sich jedoch.

    5. Juli 2012: Der Hausarrest gegen Schettino wird aufgehoben, am 11. Juli bittet er im Fernsehen um Entschuldigung. Ende des Monats wird er von seinem Arbeitgeber entlassen, wogegen Schettino klagt.

    13. September 2012: Ein Gutachten belegt das Versagen von Costa Crociere im Umgang mit dem Unglück. Die Experten halten der Reederei vor, die Schwere des Unfalls unterschätzt zu haben. Die größte Verantwortung trägt demnach der Kapitän.

    10. April 2013: Costa Crociere einigt sich mit der Justiz auf einen Vergleich, wonach die Kreuzfahrtgesellschaft eine Million Euro Strafe zahlen muss und dadurch einem Prozess entgeht.

    17. April 2013: Das Gericht in Grosseto lässt 250 Nebenkläger zu, unter ihnen Costa Crociere, die Insel Giglio und der italienische Staat.

    14. Mai 2013: Die sechs Angeklagten verlangen, Absprachen über ihr Strafmaß zu treffen. Die Staatsanwaltschaft stimmt bei allen außer Schettino zu.

    17. Juli 2013: Beginn des Prozesses gegen Schettino. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Seine Anwälte beantragen erneut eine außergerichtliche Einigung und erklären, Schettino würde sich teilweise schuldig bekennen, wenn das Strafmaß auf drei Jahre und fünf Monate Haft begrenzt werde.

    20. Juli 2013: Die fünf Mitangeklagten werden zu Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten verurteilt.

    16. September 2013: Die Aufrichtung der «Costa Concordia» beginnt.

    Der Italiener Schettino verbüßt derzeit eine 16-jährige Haftstrafe, unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Der heute 57-Jährige hatte den Luxusliner "Costa Concordia" mit mehr als 4000 Passagieren im Januar 2012 zu nah an eine Insel vor der toskanischen Mittelmeerküste gesteuert. Bei der Katastrophe starben 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche. Schettino hatte sich selbst gerettet, obwohl noch Tausende Menschen an Bord des verunglückten Schiffs festsaßen. 

    Der Ex-Kapitän wurde im Mai 2017 zu 16 Jahren Haft verurteilt

    Die Anwälte Schettinos kritisieren, dass eine Medienkampagne gegen ihren Mandanten die Prozesse in Italien beeinflusst habe. Zudem sei er als "Sündenbock" verurteilt worden, obwohl ein ganzes Rettungssystem auf dem Schiff nicht funktioniert habe.  

    Wann die Straßburger Richter eine Entscheidung treffen, ist nach Angaben der Sprecherin noch völlig unklar. Die Verfahren vor dem Gerichtshof dauern nicht selten mehrere Jahre. Weil Schettino in Haft sitze, könne sein Fall gemäß der Verfahrensregeln allerdings etwas eiliger behandelt werden. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden