Einmal Fernsehmutter, immer Fernsehmutter. Egal, was die Hamburgerin Witta Pohl sonst noch gemacht hat, die hessische TV-Serie „Diese Drombuschs“ (1983 bis 1994) ist ihr schauspielerisches Testament. Das mag ungerecht sein angesichts vieler Rollen auf der Bühne und in TV-Filmen, aber die Mama Drombusch ist nun einmal Teil des kollektiven Gedächtnisses unserer fernsehenden Republik.
Witta Pohl starb an Leukämie
Witta Pohl ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 73 Jahren in einer Hamburger Klinik an Leukämie, berichtete ein Freund der Familie am Dienstag. „Die Ärzte haben unserem Wunsch entsprochen und alles getan, damit unsere Mutter zu keiner Zeit Schmerzen hatte und nicht leiden musste“, erklärten ihre beiden Kinder. Die 43-jährigen Zwillinge Florian und Stefanie hätten sich gemeinsam mit den fünf Geschwistern der Schauspielerin rund um die Uhr um sie gekümmert. Sie war eine der meistbeschäftigten Schauspielerinnen im Fernsehen und sozial engagiert. Mit Witta Pohl starb die wohl letzte Familienmutter einer großen Hauptabendserie, die es noch schaffte, Lagerfeuercharakter zu entwickeln. Marie-Luise Marjan alias Mutter Beimer aus der „Lindenstraße“ ist die Heldin des sonntäglichen Vorabendprogramms. „Diese Drombuschs“ aber waren ein ZDF-Quotenhit zur besten Sendezeit.
Witta Pohl war Mutter Drombusch
Erinnerungen an Vera, ja, so hieß sie, die Mutter Drombusch: Sie war der ruhende Pol zwischen Onkel Ludwig – großartig gespielt von Günter Strack – und Vater Siggi. Ein Part, der ihr wie auf den Leib geschrieben schien und ihr viele Sympathien einbrachte. Aber es gab auch Kritiker, die ihr Sauertöpfigkeit vorwarfen und glaubten, Witta Pohl würde am liebsten zum Lachen in den Keller gehen. Was nicht stimmte.
Die Medienkritiker unterschätzten die Bandbreite der Serie. Da mokierten sich Feuilletons unter anderem über den schlecht sitzenden grünen Rock von Schwiegertochter Tina. Als ob es darum gegangen wäre. Wie sich Menschen privat etwas vormachen können, das stellten „Diese Drombuschs“ in den Mittelpunkt – aber auch politische Konflikte zwischen Polizisten und Demonstranten. Als Schauspieler Mick Werup (der Polizist Chris) sich vor wenigen Monaten das Leben nahm, war das auch für seine einstige Film-Mutter ein großer Schock.
Im Schnitt 51 Prozent der TV-Haushalte sahen die ersten zwölf Folgen der „Drombuschs“. Kein Wunder: Der Serien-Profi Robert Stromberger hatte die Geschichten geschrieben und da weitergemacht, wo die ebenfalls von ihm verfassten „Unverbesserlichen“ mit Inge Meysel 1971 aufgehört hatten. Immer der Ärger mit den erwachsenen Kindern, stets wenig Hilfe vom Ehemann. So schlüpfte Witta Pohl unwillkürlich in die Rolle der legendären Meysel – wider Willen.