Er ist Choleriker, Hektiker und Neurotiker - aber liebenswert und Kult. Louis de Funès tobt in diesen Tagen wieder über die Fernsehbildschirme. "Fufu", so nennen ihn die Franzosen liebevoll, schneidet wilde Grimassen, fuchtelt mit seinen kurzen Armen, springt seinem Gegenüber an die Gurgel und schreit sich die Kehle aus dem Hals. Für seine brüllend komischen Wutausbrüche wird der Schauspieler bis heute vom Publikum geliebt; kaum ein französischer Darsteller ist in seiner Heimat und im Ausland so populär geworden - und geblieben - wie der 1983 verstorbene Komiker. Am Donnerstag wäre de Funès 100 Jahre alt geworden.
Louis de Funès - der Meister der Mimik
Ob "Der Gendarm von Saint Tropez", die drei "Fantomas"-Filme, "Scharfe Kurven für Madame" oder "Brust oder Keule" - die Filme des Mimik-Meisters ziehen noch heute ein Millionen-Publikum vor den Fernseher. Zusammenstellungen der besten Szenen seiner Klamauk-Komödien werden bei Youtube hunderttausendfach angeklickt, Fan-Seiten im Internet feiern den Schauspieler. Vor kurzem wurde im westfranzösischen Ort Le Cellier im Loire-Tal ein de-Funès-Museum eröffnet - im Schloss Clermont, in dem der Komiker bis zu seinem Tod lebte.
Keine Frage, de Funès ist Kult. Dabei musste der 1,64 Meter kleine Schauspieler lange warten, bis ihm Erfolg vergönnt war. Der am 31. Juli 1914 in Courbevoie im Großraum Paris geborene Sohn spanischer Einwanderer versuchte sich zunächst erfolglos in mehreren Berufen, etwa als Dekorateur oder Buchhaltungsgehilfe, nahm dann eine Zeit lang Schauspielunterricht und schlug sich als Barpianist durch. In Filmen ergatterte er allenfalls Nebenrollen.
Das änderte sich erst Anfang der 1960er Jahre, als er in der später verfilmten Theaterkomödie "Oscar" als despotischer Familienvater brillierte und mit dem Film-Erfolg "Gauner, Gags und Geldgeschäfte". Der internationale Durchbruch gelang ihm 1964 mit "Der Gendarm von Saint Tropez" als übereifriger Gendarm Ludovic Cruchot - de Funès war da bereits 50 Jahre alt.
Cholerischer Giftzwerg und Wichtigtuer
"Fufu", wie ihn die Franzosen liebevoll nennen, war stets auf die gleiche Rolle abonniert: Die des cholerischen Giftzwergs und Wichtigtuers, der seine Untergebenen tyrannisiert und unterwürfig buckelt, wenn er es mit einem Vorgesetzten zu tun hat. Doch egal, was für ein Ekel de Funès darstellte: Seine Figuren weckten immer auch Sympathie, so tollpatschig, hilflos und lächerlich waren sie letztlich - und so herzergreifend treu und unschuldig konnte de Funès aus seinen blauen Augen blicken.
"In seinem tiefsten Inneren fand er sie grotesk, und es amüsierte ihn, sie zu karikieren", antwortete Ehefrau Jeanne einmal dem Magazin "Paris Match" auf die Frage, warum de Funès "so gerne die kleinen tyrannischen Chefs spielte". "Er gab ihnen einen sympathische Dimension - sonst wäre es auch nicht lustig gewesen", fügte Patrick, einer der beiden Söhne des Schauspielers, hinzu.
Das gilt sogar für den rassistischen und antisemitischen Industriellen Victor Buntspecht, der in "Die Abenteuer des Rabbi Jakob" als jüdischer Geistlicher verkleidet vor Geheimdienstagenten und der Polizei fliehen muss.
40 Grimassen pro Minute
De Funès konnte für seine Rollen auf ein schier unerschöpfliches Repertoire an Grimassen zurückgreifen, 40 pro Minute schaffte er, heißt es. Seine Komödien wurden Kassenschlager: Als "Komiker der 120 Millionen Zuschauer" wird de Funès bezeichnet. "Die große Sause" von 1966 war mit 17,2 Millionen Kinobesuchern sogar vier Jahrzehnte lang der erfolgreichste französische Film.
Doch die Jahre unter Volldampf - kaum zu glauben, dass das Leinwand-Energiebündel privat ein passionierte Angler war - forderten ihren Tribut: 1975 erlitt de Funès einen ersten Herzinfarkt und musste als Schauspieler kürzer treten. Acht Jahre später, am 27. Januar 1983, erlag er dann mit 68 Jahren einer erneuten Herzattacke. An seinem 100. Geburtstag werden die Franzosen nun wieder an den großen Komikern erinnern - und sich die Bäuche halten vor Lachen. afp/AZ