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Interview: Schauspieler Armin Rohde: "Ich bin für eine Cannabis-Freigabe"

Interview

Schauspieler Armin Rohde: "Ich bin für eine Cannabis-Freigabe"

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    Armin Rohde spielt in seinem Krimi einen Polizisten, der in der Drogenszene ermittelt.
    Armin Rohde spielt in seinem Krimi einen Polizisten, der in der Drogenszene ermittelt. Foto: Georg Wendt, dpa (Archiv)

    Herr Rohde, spielen Sie eigentlich gerne Polizisten?

    Armin Rohde: Ja. Und zwar in dieser Weise, wie wir das mit meinem Freund, dem Regisseur Lars Becker, schon eine ganze Reihe von Jahren machen. Becker hat mir da eine komplexe Persönlichkeit auf den Leib geschrieben, die mir immer wieder Freude macht.

    Sie spielen den Ermittler Fredo Schulz im ZDF-Krimi "Der gute Bulle“" der im Drogenmilieu angesiedelt ist. Was ist das Spezielle an dieser Rolle?

    Rohde: Fredo Schulz verbeißt sich wie ein Terrier in einer stillen Wut und Glut in den Fall. Der hat eine große Skepsis Menschen gegenüber. Der ist Melancholiker, hat seine Familie verloren und er hat ein Alkoholproblem. Wobei wir versuchen, das Thema Alkohol nicht in den Vordergrund zu schieben. Das ist wie bei echten Alkoholikern, die reden ja auch nicht drüber, dass sie trinken. Es gibt Schwerstalkoholiker, die arbeiten mit ihren Kollegen eng zusammen, und die anderen merken über Jahre nicht, dass der ein Problem hat.

    Rohde spielt lieber den komplexen Polizisten als den Klischee-Drogenboss

    Wenn Sie nur diese zwei Möglichkeiten hätten, was würden sie lieber werden: Polizist oder Drogenboss?

    Rohde: Gemeine Frage.

    Armin Rohde als Ermittler Fredo Schulz – hier mit Almila Bagriacik – im ZDF-Krimi "Der gute Bulle".
    Armin Rohde als Ermittler Fredo Schulz – hier mit Almila Bagriacik – im ZDF-Krimi "Der gute Bulle". Foto: ZDF, Nik Konietzny

    Also?

    Rohde: Drogenboss! Wobei das im Film drauf ankommt. Als Rolle spiele ich aber lieber den komplexen Fredo Schulz als einen Drogenboss aus einem schlechten Drehbuch. Allerdings würde ich mir den Arsch abspielen, um auch aus dieser Rolle etwas Spezielles zu machen. Eine Rolle in "Sopranos" oder in einer Serie wie "Breaking Bad" hätte ich jedenfalls nicht abgelehnt.

    Als Fredo Schulz sagen Sie: "Ich hab Diazepam mit Wodka weggeknallt, ein Gramm Koks pro Tag und Speed als Wake-up-Call. Das wird nicht lustig, wenn ich in der Drogenszene ermittle. Da habe ich gleich wieder meinen Affen auf der Schulter." Haben Sie auch eigene Drogenerfahrungen?

    Rohde: Na ja, aus der Zeit, in der wir das alle gemacht haben, schon. Ich habe gekifft und in den 70er Jahren in den USA auch mal andere Sachen ausprobiert. Allerdings habe ich irgendwann gemerkt: Das ist nix für mich! Gekifft habe ich allerdings auch später noch.

    Ist Cannabis harmloser als Alkohol?

    Kiffen sei ja, meinen manche, harmloser als Alkohol zu trinken. Es wird in immer mehr Ländern legalisiert.

    Rohde: In der Tat habe ich noch nie erlebt, dass beispielsweise jemand bekifft eine Schlägerei angefangen hat. Auch bei Autounfällen spielt wohl Alkohol eine erheblich größere Rolle. Und irgendwie ist es auch absurd, dass ein 16-Jähriger in den Supermarkt gehen kann, um sich mit Alkohol zu versorgen, es einem erwachsenen Menschen aber verboten ist, gemütlich seinen Feierabendjoint zu rauchen. Inzwischen weiß man ja sogar, dass Cannabis-Wirkstoffe beispielsweise in der Schmerz- und Krebstherapie sowie gegen Ängste helfen können. Das ist eine uralte Droge, mit der die Menschheit viel Erfahrung hat.

    Sind Sie also für eine Freigabe von Cannabis in Deutschland?

    Rohde: Ja, ich bin für eine Freigabe. Wobei ich meine, die Freigabe sollte nicht unter 21 Jahren stattfinden, weil sich bis dahin das Gehirn entwickelt und Cannabis Schäden anrichten kann. Auch sollte der Verkauf kontrolliert und reglementiert stattfinden, sodass nur saubere Produkte in den Verkauf gelangen.

    Armin Rohde ist bald wieder als Fredo Schulz im Fernsehen

    Wird es denn weitere Filme mit Fredo Schulz geben?

    Rohde: Ja, einen neuen Teil haben wir bereits Ende letzten Jahres gedreht. Das ist möglicherweise der bisher beste Film der Reihe. Alle, die das Rohmaterial gesehen haben, sind begeistert und sagen: Hammer!

    Wenn Sie ein Drehbuch annehmen, wie wichtig ist Ihnen dann der Gedanke, wie viele Leute sich den Film letztendlich anschauen werden?

    Rohde: Da denke ich am Anfang gar nicht drüber nach. Ich hatte, vor allem bei Kinofilmen, auch schon Produktionen, da war klar, dass die keine Kassenknüller werden. Bei Fernsehfilmen ist das meist etwas anderes. Da schauen meistens fünf bis sechs Millionen Zuschauer und manchmal auch mehr zu. Für mich sind solche Fragen wie die ausschlaggebend: Wie spricht mich die Geschichte an und welche Rolle soll ich übernehmen? Es muss schon eine Menge zusammenpassen, bis ich sage: Das klingt lecker.

    Corona-Pandemie ist für viele Schauspieler existenzbedrohend

    Sie sind natürlich in der kommoden Lage, auswählen zu können. Viele andere Schauspieler können das nicht.

    Rohde: Gott sei Dank. Für viele meiner Kolleginnen und Kollegen wird es tatsächlich oft eng. Wir tragen zwar das Risiko des Selbstständigen, haben aber keine steuerlichen Vorteile. Am Ende bleiben von zehn Euro rund vier Euro bei dir. Ich selbst will da nicht klagen. Aber viele können sich kein finanzielles Polster aufbauen, um so eine Krise, wie sie gerade ist, heil zu überstehen. Für viele in meiner Branche ist Corona existenzbedrohend.

    Drehen Sie selbst derzeit?

    Rohde: Nein. Eigentlich wäre ich jetzt in Hamburg, um eine neue Folge der Serie "Nachtschicht" zu drehen. Da ist der Drehbeginn in den Sommer hinein verschoben worden. Eine andere Hauptrolle in einem Film, der auf Mauritius spielt, wurde langfristig verschoben. Da ist es ja gar nicht absehbar, wann die wieder Europäer auf die Insel lassen.

    Womit vertreiben Sie sich die Zeit in diesen Tagen der Zurückgezogenheit?

    Rohde: Ich muss mir die gar nicht künstlich vertreiben, denn ich lebe in der privilegierten Situation, dass ich ein Haus mit Garten habe. Und mein Wohnzimmer schaut aus wie eine Turnhalle. Da stehen ein Rudergerät, ein Laufband, ein Boxsack, ein Ergometer. Ich bin auch sonst zwischen den Filmen nie groß vor die Tür gegangen, außer mal für Sport oder in ein Restaurant. Das fehlt mir aber tatsächlich sehr – mal wieder gemütlich essen zu gehen. Ansonsten arbeite ich an einem Theaterstück und sortiere Fotos für Ausstellungen, die hoffentlich irgendwann wieder stattfinden. Ich bin ein besessener Fotograf.

    Rohde: Corona-Krise ist ein Sozialexperiment

    Wie sind Sie mit der deutschen Politik in der Corona-Krise zufrieden?

    Rohde: Bisher machen die das ganz ordentlich, finde ich. Gerade im weltweiten Vergleich stehen wir in Deutschland doch sehr gut da. Natürlich werden auch hier Fehler gemacht, aber das hängt auch damit zusammen, dass das eine völlig neue Situation ist. Das ist ein riesiges Sozialexperiment. Dass morgen nicht mehr gilt, was gerade noch der Weisheit letzter Schluss war, hängt nicht mit der Bösartigkeit oder Unfähigkeit von Politikern zusammen. Die müssen auch lernen, die Herausforderung zu meistern. Wenn ich in die USA schaue, bin ich ganz froh, dass ich hier lebe. Keine Frage aber, dass die Situation für viele auch bei uns sehr belastend ist.

    "Der gute Bulle" läuft am Montag um 20.15 Uhr im ZDF. Schon jetzt ist er in der

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