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Santa Fe: 17-Jähriger gesteht Massaker an High School in Texas

Santa Fe

17-Jähriger gesteht Massaker an High School in Texas

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    Zwei Kinder entzünden Kerzen während einer Mahnwache.
    Zwei Kinder entzünden Kerzen während einer Mahnwache. Foto: Stuart Villanueva, The Galveston County Daily News/AP (dpa)

    Der 17-jährige Schütze des Schulmassakers von Texas hat seine Opfer angeblich bewusst ausgewählt. Er habe Ermittlern gesagt, dass er nicht auf Schüler geschossen habe, die er gemocht habe, berichteten US-Medien am Samstag. Der junge Mann gestand die Tat, er legte eine eidesstattliche Erklärung ab.

    Die Behörden gaben den Namen des Schützen mit Dimitrios Pagourtzis  an. Er war Schüler an der High School, die er am Freitag überfallen hatte. Er erschoss zehn Menschen, darunter neun Schüler. Das FBI erhöhte die Zahl der Verletzten von zehn auf 13. Unter den Schwerverletzten sind auch zwei Polizisten.

    Zehn Tote bei Massaker an High School in Santa Fe

    Den Angaben zufolge sagte der 17-Jährige, er habe bei seinem mörderischen Zug durch die Schule bewusst einige Schüler ausgelassen, damit seine Geschichte an die Öffentlichkeit gelangen könne. Die Polizei erklärte, vor der Festnahme des Täters sei es für 15 Minuten zu einem Feuergefecht gekommen. Erst dann habe der 17-Jährige aufgegeben. Zunächst sei sein Plan gewesen, sich das Leben zu nehmen.

    Zehn Menschen erschoss der Täter, darunter neun Schüler. Der 17-Jährige war selbst Schüler an der High School.
    Zehn Menschen erschoss der Täter, darunter neun Schüler. Der 17-Jährige war selbst Schüler an der High School. Foto: KTRK-TV ABC13, dpa

    Schüler berichteten, wie der Schütze in ihr Klassenzimmer trat und schoss - auch aus nächster Nähe auf Schüler, die am Boden lagen. Als er einen Raum betrat, habe er gesagt: "Überraschung". Dann begann er zu feuern.

    Der Täter benutzte zwei Schusswaffen, die seinem Vater gehörten, wie Gouverneur Greg Abbott sagte. Er wurde des Mordes angeklagt. Der Schütze hat keinerlei kriminelle Vergangenheit. Lehrer beschrieben ihn als überdurchschnittlich guten Schüler. 

    Zwei vermeintliche Bomben, die Pagourtzis mitgebracht hatte, entpuppten sich nach näherer Untersuchung als harmlos. Ein mit Nägeln gefüllter Dampfkochtopf enthielt keinen Sprengstoff, auch ein mit Draht umwickelter Kanister war nur eine Attrappe.

    Am Samstag dürften die Schüler der betroffenen High School das Gelände wieder betreten, um bei der Flucht zurückgelassene Habseligkeiten einzusammeln. Jeder wurde dabei von einem Polizisten begleitet.

    Schärfere Waffengesetze werden weiterhin hart diskutiert

    Auch nach diesem jüngsten Vorfall bleiben die Fronten in der Diskussion über den Umgang mit Waffen in den USA hart.  Erbittert stehen Befürworter schärferer Gesetze Verteidigern des Rechts auf Waffenbesitz gegenüber. 

    Im zweiten Verfassungszusatz ist nach konservativer Lesart das Recht auf Waffenbesitz verankert. Auch viele Abgeordnete und Senatoren unterstützen die finanzkräftige Waffenlobby NRA. 

    Politiker wie Präsident Donald Trump versprachen nach den Schüssen von Texas erneut besseren Schutz. Das war bisher allerdings immer folgenlos geblieben: Die Waffenlobby wusste schärfere Regeln stets zu verhindern. Erschossene Schüler werden deshalb weiter zum Alltag der USA gehören.

    Trump hatte schon nach dem Schulmassaker in Florida mit 17 Toten im Februar zugesagt, sich für schärfere Waffengesetze stark zu machen. Wenige Wochen später sicherte der Präsident der NRA erneut seine Unterstützung zu. Anläufe für schärfere Gesetze gingen fast alle ins Leere.

    Bilder zeigen Schützen im "Born to Kill"-Shirt

    Im Internet tauchten Bilder auf, die den Schützen mit einem schwarzen T-Shirt und der Aufschrift "Born to Kill" zeigen. "Das war vielleicht das einzige Warnsignal überhaupt", sagte Abbott. Mitschüler beschrieben den jungen Mann als Eigenbrötler, der oft in einem schwarzen Trenchcoat unterwegs gewesen sei.

    USA: Die schlimmsten Schießereien der vergangenen Jahre

    18. Mai 2018: Bei einer Schießerei in der Santa Fe High School im US-Bundesstaat Texas werden zehn Menschen getötet. Nach Polizeiangaben eröffnet ein 17 Jahre alter Schüler das Feuer auf Klassenkameraden. Unter den Todesopfern sind neun Schüler. Weitere zehn Menschen werden verletzt, einige von ihnen schwer - unter ihnen auch zwei Polizisten.

    14. Februar 2018: Ein 19-jähriger Ex-Schüler dringt am Valentinstag in in die Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland ein und eröffnet das Feuer: 17 Menschen sterben.

    5. November 2017: Mitten im Gottesdienst in einer Baptistenkirche in Texas hat ein Angreifer 26 Menschen getötet und rund 20 weitere verletzt. Das Blutbad von Sutherland Springs reiht sich ein in eine ganze Serie grausamer Schusswaffenangriffe in den USA, bei denen allein in den vergangenen 20 Jahren dutzende unschuldige Menschen getötet wurden.

    1. Oktober 2017:  In Las Vegas feuert ein Heckenschütze aus einem Fenster im 32. Stockwerk eines Hotels auf Besucher eines Countrymusik-Festivals. Der 64-jährige Stephen Paddock tötet 58 Menschen und verletzt rund 550 weitere, bevor er sich selbst erschießt. Es ist das schlimmste Blutbad in der jüngeren US-Geschichte. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat für sich, die Polizei bezweifelt aber Kontakte Paddocks zum IS.

    12. Juni 2016:  Der 29-jährige Omar Mateen eröffnet im Juni 2016 das Feuer auf die Gäste des Homosexuellen-Clubs "Pulse" in Orlando im Bundesstaat Florida. Er tötet 49 Menschen und verletzt 68 weitere, bevor die Polizei ihn erschießt. Während der dreistündigen Geiselnahme bekannte sich der Täter in Anrufen bei der Polizei zum IS, dieser reklamierte anschließend die Tat für sich.

    2. Dezember 2015:  Ein US-Bürger pakistanischer Abstammung und seine Frau erschießen im Dezember 2015 während einer Weihnachtsfeier seines Arbeitgebers in einem Behindertenzentrum im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen, 22 weitere werden verletzt. Stunden später erschießt die Polizei die beiden Muslime. Sie hatten sich zuvor im Internet radikalisiert.

    16. September 2013: In einem Kommandozentrum der US-Marine in der Hauptstadt Washington erschießt ein ehemaliger Reservist zwölf Menschen, ehe er bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet wird. Er war wegen psychischer Probleme schon vorher aufgefallen.

    20. Juli 2012:  In einem Kino in Aurora im US-Bundesstaat Colorado eröffnet ein 24-jähriger Mann während der Premiere des neuen "Batman"-Films das Feuer. Zwölf Menschen werden getötet und 70 verletzt. Der Amokläufer wird festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

    14. Dezember 2012:  Ein 20-jähriger Mann mit schweren psychischen Problemen schießt in der Sandy-Hook-Grundschule von Newtown um sich, er tötet 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren sowie sechs Erwachsene. Zuvor hatte er bereits seine Mutter getötet. Nach den Bluttaten nimmt er sich das Leben.

    5. November 2009:  Ein Militärpsychiater schießt auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas um sich. Der Mann mit palästinensischen Wurzeln tötet 13 Menschen und verletzt 42, bevor er festgenommen wird.

    3. April 2009:  Ein vietnamesischer Immigrant erschießt in einem Zentrum für Einwanderer der Stadt Binghamton im Bundesstaat New York 13 Menschen, bevor er sich selbst tötet.

    16. April 2007: Bei einem Amoklauf an der US-Hochschule Virginia Tech in Blacksburg erschießt ein 23-jähriger Student 27 Studenten und fünf Lehrer, dann tötet er sich selbst.

    20. April 1999:  An der Columbine High School in Littleton im Bundesstaat Colorado erschießen zwei schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach begehen sie Suizid.

    In sozialen Medien erregte die lakonische Reaktion der Schülerin Paige Curry viel Aufsehen. Reporterfrage: "Hast Du währenddessen gedacht, das kann doch gar nicht sein, das kann an meiner Schule nicht passieren?" Antwort: "Nein. Ich habe immer gespürt, dass es irgendwann halt auch hier passieren wird."

    Nach dem Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten hatten Schüler landesweit für eine Verschärfung der Waffengesetze demonstriert. Auch einige Schüler der Santa-Fe-High-School hatte protestiert.

    Im Netz kursieren Falschmeldungen zum Täter

    Nach der Tat von Santa Fe tauchten wieder Falschinformationen im Internet auf, zum Beispiel ein falsches Facebook-Konto des Täters. Nach einem Bericht der Washington Post trägt der Schütze dort in einem gefälschten Bild eine Mütze, die ihn als Unterstützer der Demokratin Hillary Clinton ausweisen soll. In einigen Videos auf YouTube wurde behauptet, den Angriff habe es gar nicht gegeben. Auf Twitter wurde einem Opfer vorgeworfen, eine Schauspielerin zu sein.

    Einer Auswertung der Washington Post zufolge sind in diesem Jahr bereits mehr Menschen in Schulen getötet worden als US-Soldaten im Einsatz. (dpa)

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