Quietschebunt mit Schleifen, Manga-Strümpfen und viel Make-up: So erinnert sich der TV-Zuschauer an Jamie-Lee Kriewitz aus Springe bei Hannover. Für den Eurovision Song Contest (ESC) fuhr die damals 18-Jährige im letzten Jahr nach Stockholm. Nach ihrem Sieg bei der Talentshow "The Voice of Germany" 2015 hatte Deutschland große Hoffnung in die talentierte junge Dame. Schlechter als ihrer Vorgängerin Ann-Sophie mit null Punkten hätte es der quicklebendigen Kriewitz also nicht ergehen können. Leer ging sie zwar nicht aus, trotzdem landete Kriewitz mit nur elf Punkten für ihren Song "Ghost" auf dem letzten Platz.
Enttäuschung? "Nein, gar nicht", sagt die heute 19-Jährige im Interview. Schon nach ihrem Auftritt zeigte sich Kriewitz im ARD-Morgenmagazin selbstsicher: "Ich habe alles gegeben. Dann gefalle ich Europa eben nicht." Das Selbstbewusstsein hat sie sich bewahrt. Ihren Stil vom quirlig-bunten Manga-Mädchen allerdings nicht. Nach dem ESC habe sie eine Selbstfindungsphase durchgemacht. "Ich will mich und meine Musik weiterentwickeln und mit dem typischen Manga-Mädchen-Image abschließen." Kriewitz möchte ihre eigenen Songs schreiben und "mehr in Richtung Indie-Pop" gehen.
Jamie-Lee Kriewitz singt Titelsong für Zeichentrickfilm
Songwriter-Kollegen hat die offene junge Dame auch schon gefunden. Eine davon ist "The Voice of Germany"-Kandidatin Isabel Ment. Konkretes wollte Kriewitz aber noch nicht verraten. Jetzt stehen erstmal noch andere Pläne auf ihrem Programm. Für die neue DreamWorks-Animationsserie "Spirit: Wild und frei", die auf dem Oscar-nominierten Zeichentrickfilm "Spirit - Der wilde Mustang" basiert, singt Kriewitz den Titelsong. "Wild und frei - dass passt einfach zu Jamie", sagt Sabine Müsken von Super RTL bei den Aufnahmen in einem Berliner Tonstudio. Sie spreche die Zielgruppe der Sechs- bis Neunjährigen an. Für die ab dem 9. September bei Super RTL ausgestrahlte Serie wird sie in TV-Spots, Videos auf Youtube und in Social-Media-Kanälen zu sehen sein.
Vor jungem Publikum aufzutreten, liebt die 19-Jährige. "Sie sind leichter zu begeistern und machen vor der Bühne mehr mit." Leichter als ein internationales Publikum als beim ESC? Vielleicht, sagt Kriewitz. Aber das Kinderfernsehen sei nur der Anfang. Sie sieht die Super-RTL-Kampagne als Sprungbrett für ihre Musikkarriere. Das Abitur, das die 19-Jährige extra für den ESC auf Eis gelegt hat, wird wohl noch ein Weilchen warten müssen. "Im Moment kann ich von meiner Musik leben. Wenn das irgendwann nicht mehr so ist, kann ich die Schule immer noch weitermachen." Die Chance berühmt zu werden, wolle sich Kriewitz jedenfalls nicht nehmen lassen. Anna Kristina Bückmann, dpa