Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Sänger: Falco lebt - der Mythos ist ungebrochen

Sänger

Falco lebt - der Mythos ist ungebrochen

    • |
    Neue Songs von Falco
    Neue Songs von Falco Foto: DPA

    Der unauffällige Herr sitzt in einem Münchner Feinschmeckerlokal. Er entscheidet sich für ein bodenständiges Wiener Schnitzel. Keiner der anderen Gäste ahnt, wer da sitzt. Selbst könnte man stundenlang so sitzen, essen, trinken und ihm zuhören.

    Der Musikverleger Horst Bork erzählt sehr unterhaltsam. Er war Falcos Manager und Freund. Und er hat mit dem legendären Sänger aus Wien eine Menge Geld verdient. Noch heute besitzt er einen Großteil der Rechte an dessen Songs.

    Obwohl der Musikverleger nach wie vor im Geschäft ist und unter anderem gerade mit Stones-Schlagzeuger Charlie Watts ("Der hat ein Schloss mit 40 Zimmern, aber nur ein Telefon") über ein Soloprojekt verhandelt, bleibt Falco sein bislang größter Star. "Und mit jedem Tag wird die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass sich das noch ändert", räumt er lächelnd ein.

    Zumal der Ingolstädter Falco gerade wieder in die Charts gepusht hat. Das neue Album "The spirit never dies" mit bislang unveröffentlichten Songs ging in den vergangenen Wochen mehr als 100.000 Mal über deutsche Ladentheken und erreichte bereits Gold-Status, in Österreich sogar Platin.

    "Dort könnte Falco auch das Telefonbuch singen und das würde ein Hit", ist sich Bork sicher. Als nächster Markt steht Großbritannien an. Falcos größter Hit "Rock me Amadeus" (er war als erster und bislang einziger deutschsprachiger Künstler vier Wochen die Nummer eins in den US-Charts) soll in einem neuen Mix zusammen mit der Filmbiografie "Verdammt wir leben noch!" veröffentlicht werden.

    Morgen sind es zwölf Jahre her, dass Falco bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik ums Leben kam. Noch heute kursieren Gerüchte, es könnte Selbstmord gewesen sein. "Quatsch", sagt Bork und räumt mit den Legenden auf.

    Falco, ansonsten ein sehr vorsichtiger Autofahrer, habe zwar einen Mix aus Psychopharmaka, Drogen und Alkohol im Blut gehabt. Es sei aber definitiv ein Unfall gewesen. Tatsache ist auch: Der frühe Tod und die mysteriösen Begleitumstände machten Falco unsterblich.

    Bork hatte ihn 1981 kennen gelernt. Damals hieß Falco noch Hansi Hölzel und zupfte in der Anarchoband "Drahdiwaberl" den Bass - ohne ernsthafte Aussicht auf Karriere. Doch an Sprüchen mangelte es Hölzel damals schon nicht. Schon im vorpubertären Alter soll er getönt haben: "Ich werde Popstar."

    1981, so Bork, sei der Musiker dann bei ihm, damals Manager beim Hamburger Plattenlabel Teldec, mit einem Tonband im Büro aufgeschlagen. Falco - den Namen gab er sich übrigens in Anlehnung an einen ehemaligen DDR-Skispringer - hätte um ein Haar unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen.

    Denn Bork, der von sich selbst sagt, "lediglich Banknoten lesen zu können", befand die Nummer als "zu schwach". Ob er noch ein zweites Stück dabei habe?, fragte der Plattenmanager. Falco spielte ihm "Der Kommissar" vor. Bork nahm Falco unter Vertrag. Der Rest ist Pop-Geschichte. Der Song wurde ein Nummer-eins-Hit.

    Trotz eines steten Auf und Ab reihte sich in den Jahren Kassenschlager an Kassenschlager. Bereits zu Lebzeiten hatte Falco rund 60 Millionen Tonträger weltweit verkauft. Seitdem sind es noch einige Millionen mehr geworden.

    Im vergangenen Jahr hat Bork seinen Freund ein weiteres Mal wiederentdeckt. Der Geschäftsmann schrieb ein Buch über ihn. Der etwas reißerische Titel "Falco - die Wahrheit" passt zum Künstler, der die Menschen polarisierte, oft für einen Skandal zu viel gut war und dennoch geheimnisvoll blieb.

    Bork schildert Falcos unstetes Privatleben, seine Beziehungen, die Exzesse, aber auch dessen Ängste und Hoffnungen, seine Sehnsucht nach Familie und Normalität. Dabei wird hinter der Maske des präpotenten Superstars der sensible Mensch Hans Hölzel sichtbar.

    Während der Recherchen fiel Bork ein, dass noch unveröffentlichte Aufnahmen - wie der dritte Teil des Megasellers "Jeanny" - in den Studios schlummerten. Trotz eines zwischenzeitlich kapitalen Wasserschadens konnten die Bänder noch saniert werden. Jetzt ist Falco wieder in den Hitparaden.

    Bereits 1993 hatte ihm Bork den Manager-Vertrag gekündigt. "Er war zu unberechenbar geworden." Die Freundschaft zwischen beiden blieb bis zum Tod des Sängers. Seitdem ist Bork mit Falco auch wieder geschäftlich verbunden. Josef Karg

    Horst Bork liest am Freitag, 5. Februar, um 19.30 Uhr, im CinePark in Schrobenhausen aus "Falco - die Wahrheit". Anschließend ist der Film "Verdammt wir leben noch!" zu sehen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden