Es sind drei Worte, die den Traum von Tom Fritzmeier jäh beenden: "Game over, buddy." Das Spiel ist aus, Kumpel. Als Fritzmeier diese Worte hört, steht er am Rande des Ojos del Salado. Des höchsten aktiven Vulkans der Erde. Des höchsten Gipfels in Chile. Und in diesem Moment vor allem: vor einer unüberwindlichen Hürde aus Fels und Eis.
Neun Monate früher. Fritzmeier fasst gemeinsam mit seiner Partnerin Simone Bronnhuber einen ambitionierten Plan. Das Paar aus dem Landkreis Dillingen, das auch für unsere Redaktion arbeitet, will einen Weltrekord aufstellen: Es will "die höchste SUP-Tour aller Zeiten" schaffen. Um das zu erklären: Die Sportler reisen nach Südamerika, 140 Kilogramm im Gepäck. Dort schleppen sie sich einen Berg hinauf. Auf dem Rücken: viel Gepäck und ein aufblasbares Board. Oben angekommen pumpen sie das Brett auf, lassen es in einen Bergsee gleiten – und sind am höchsten Punkt, an dem je ein SUP-Board gesehen wurde. So der Plan.
SUP-Weltrekord in Chile: Ob das klappt?
Bis klar ist, dass dieser Plan nicht ganz aufgeht, vergeht viel Zeit. Monate der Vorbereitung. Fritzmeier und Bronnhuber nehmen für ihren Traum viel in Kauf: Sie stellen sich ein Höhenzelt ins Bett. Eine Art Riesenluftballon, in den sie nachts ihre Köpfe stecken und der sie auf die dünne Luft in großer Höhe vorbereiten soll. Sie gehen Joggen, Radfahren, ins Fitnesstudio. Sport, jeden Tag.
Dann ist es soweit. Vier Wochen Südamerika. Fritzmeier und Bronnhuber landen in Bolivien, gewöhnen sich an die Höhenluft. Mit ihrem Team aus Fotograf, Tourplaner und Fahrer arbeiten sie sich nach Chile vor. Schlafen in verdreckten Unterkünften, kämpfen mit Autopannen, sehen tagelang keine Zivilisation. Und vergessen all die Strapazen, weil ihnen die Landschaft immer wieder den Atem raubt. Bis sie schließlich sehen, was sie bislang nur von Fotos kannten: den Ojos del Salado.
Dann ist der Tag gekommen. Der Wecker klingelt um 0.30 Uhr. Auf dem Auto liegt Schnee. Rundherum sind alle Berge weiß. Fritzmeier und Bronnhuber brechen trotzdem auf. Müssen ihren Tourbus immer wieder anschieben, weil er im Schnee steckenbleibt. "Nach fünf Stunden Kampf mit Schnee, Eis und und dem sandigen Untergrund ist dann Schluss", wird Fritzmeier später berichten. Sein Tourchef sagt: Das Spiel ist aus. Die Mission Weltrekord ist gescheitert. Fritzmeier, den ehemaligen Profi-Eishockeyspieler, überkommen die Gefühle: "Ich hab geheult wie ein Schlosshund."
Kein Rekord – oder vielleicht doch?
Nun warten Fritzmeier und Bronnhuber auf ihre Rückreise nach Deutschland – und mit ihr auf einen womöglich versöhnlichen Blick auf das Südamerika-Abenteuer. Ihr eigentliches Ziel, den Bergsee am Ojos del Salado, haben die beiden zwar nicht erreicht. Dafür schafften sie bereits vor einer Woche eine SUP-Tour auf einem 5900 Meter hohen See an der Grenze zu Bolivien. Ein Weltrekord, wenn auch nicht der, den sie wollten.
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