Sie sind normal angezogen, wackeln mit dem Hintern, räkeln sich lasziv, hüpfen rum und scheinen dabei viel Spaß zu haben. Ein paar Tänzerinnen in Süd-Russland haben ein YouTube-Video aufgenommen - und müssen dafür ins Gefängnis. Weil sie im Video vor einem Kriegsdenkmal tanzen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Im Video sind sechs Frauen zu sehen, wie sie eine Twerk-Choreografie vor einem Kriegsdenkmal in der Stadt Noworossijsk aufführen. "Twerk" oder "Twerking" ist ein Tanzstil, bei dem Frauen betont und oft mit dem Gesäß wackeln.
Wie der staatsnahe Fernsehsender Russia Today mitteilt, regte sich der Bürgermeister der Stadt Noworossijsk über das Video auf. Er wies Beamte persönlich an, die Frauen zu identifizieren. “Wir verurteilen diese Frauen. Jeder Zentimeter dieses Bodens ist von Blut durchtränkt. Es ist unangemssen” sagte die Leiterien der Bildungsabteilung der Stadt.
Das Malaja-Zemlja-Denkmal, das man im Video sieht, wurde laut Russia Today 1982 fertiggestellt und erinnert an eine dortige Schlacht gegen die Wehrmacht in 1943. Die 70-Jahr-Feier zum Ende des Zweiten Weltkriegs stehen in einigen Tagen in Russland an. Der "Tag des Sieges" ist in Russland gesetzlicher Feiertag und wird mit viel Pomp gefeiert.
Die Tänzerinnen werden wegen "Rowdytums" verurteilt - wie Pussy Riot
Drei der sechs Tänzerinnen verurteilte ein Gericht wegen "Rowdytums" zu Haftstrafen. Bei zwei Frauen reduzierte das Gericht die Strafe aus Gesundheitsgründen auf eine Geldstrafe. Eine der Tänzerinnen ist jünger als 16 Jahre, ihre Mutter wurde vom Gericht dafür gerügt, dass sie dabei versagte "Maßnahmen zur richtigen physischen, intellektuellen, psychologischen und moralischen Entwicklung des Kindes auszuführen".
Auch die Musikerinnen von Pussy Riot, die ein Spontankonzert in der Moskauer Erlöserkathedrale spielten, wurden wegen Rowdytums verurteilt. Sie mussten zu einer langen Lagerhaft nach Sibirien.
Twerk steht in Russland in der Kritik
Der aus Amerika stammende Tanzstil "Twerk" ist in Russland umstritten, werde aber dort laut Russia Todayvon Tausenden Mädchen und Frauen erlernt. Vor einigen Wochen kam es in in Orenburg, rund 1200 Kilometer südöstlich von Moskau, zu einem Skandal, als minderjährige Schülerinnen im Bienenkostüm einen Twerk-Tanz aufführten.
Auch beim Fall in Orenburg spielte die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg eine Rolle: Ausgerechnet in schwarz-orangenen Kostümen tanzten die Mädchen, warfen die Kritiker vor. Schwarz-orange sind die den Farben des Georgsbandes, dem Symbol für den Triumph über den Faschismus 1945. Der Tanz sei eine "Missachtung des Sieges" über den Nationalsozialismus vor 70 Jahren gewesen, sagten Kritiker.