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Russell Simmons: US-Plattenboss tritt nach Vorwürfen sexueller Übergriffe zurück

Russell Simmons

US-Plattenboss tritt nach Vorwürfen sexueller Übergriffe zurück

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    US-Plattenboss Russell Simmons, Mitbegründer des Hip-Hop-Labels Def Jam, gibt nach Vorwürfen der sexuellen Gewalt seinen Firmenposten auf.
    US-Plattenboss Russell Simmons, Mitbegründer des Hip-Hop-Labels Def Jam, gibt nach Vorwürfen der sexuellen Gewalt seinen Firmenposten auf. Foto: Scott Roth, Invision, AP, dpa (Archiv)

    Der Hip-Hop-Produzent Russell Simmons ist nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs aus den von ihm gegründeten Firmen ausgetreten. Er wolle sich nun seiner "persönlichen Fortentwicklung, spirituellem Lernen und vor allem dem Zuhören" widmen, erklärte der 60-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Statement.

    Simmons, eine der prägenden Figuren in der Geschichte des Hip-Hop, bestritt jedoch, jemals gegenüber Frauen "gewalttätig" gewesen zu sein. Er habe sich "in manchen meiner Beziehungen über die Jahrzehnte hinweg gedankenlos und unsensibel" verhalten. Dafür "entschuldige ich mich aufrichtig", erklärte Simmons.

    Sexueller Übergriff: Jenny Lumet erhob Vorwürfe gegen Russell Simmons

    Zuletzt hatte die Drehbuchautorin Jenny Lumet dem Produzenten im Magazin Hollywood Reporter vorgeworfen, sie im Jahr 1991 sexuell attackiert zu haben, als sie 24 Jahre alt war. Simmons habe sie damals gegen ihren Willen in seine Wohnung geschleppt und dort mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt, obwohl sie ihm gesagt habe, dass sie keinen Sex mit ihm haben wollte.

    Simmons bestritt die Darstellung Lumets. Er habe eine andere Erinnerung an diesen Abend, erklärte er. Doch räumte der Unternehmer ein, dass Lumets "Gefühle der Furcht und Einschüchterung real sind".

    Der Fall Harvey Weinstein und seine Folgen 2017

    5. Oktober 2017: Ein Artikel der New York Times bringt den Stein ins Rollen: Ashley Judd und weitere Schauspielerinnen werfen Weinstein darin sexuelle Belästigung vor. Weinsteins Anwalt spricht von Verleumdung, der Produzent wolle juristisch gegen das Blatt vorgehen.

    8./9. Oktober 2017: Sein eigenes Filmstudio, The Weinstein Company, habe den Hollywood-Mogul entlassen, erklären dessen Direktoren. Prominente wie Meryl Streep, Judi Dench und Hillary Clinton distanzieren sich - ebenso wie Weinsteins Ehefrau Georgina Chapman.

    12. Oktober 2017: Die Polizei in New York will bereits abgeschlossene Ermittlungen gegen Weinstein neu aufrollen.

    14. Oktober 2017: US-Medien berichten, die Oscar-Akademie habe Weinstein nach einer Dringlichkeitssitzung aus dem Verband ausgeschlossen.

    15. Oktober 2017: Scotland Yard in London ermittle wegen sexueller Übergriffe gegen den Produzenten, berichten Medien. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will ihm den Titel "Ritter der Ehrenlegion" entziehen, der Weinstein 2012 verliehen worden war.

    16. Oktober 2017: Mit dem Hashtag #MeToo haben sich bereits Zehntausende Frauen im Internet als Opfer sexueller Übergriffe zu erkennen gegeben - ausgelöst durch einen Tweet der Schauspielerin Alyssa Milano.

    17. Oktober 2017: Medien berichten, der Produzent sei als Verwaltungsrat der Weinstein Company zurückgetreten.

    19. Oktober 2017: Die Polizei in Los Angeles nimmt Ermittlungen auf. Das britische Filminstitut entzieht Weinstein die Ehrenmitgliedschaft.

    30. Oktober 2017: Der Verband der US-Filmproduzenten schließt Weinstein aus der Producers Guild of America aus.

    7. November 2017: Der Produzent soll private Sicherheitsfirmen engagiert haben, um Informationen über seine mutmaßlichen Opfer zu sammeln und weitere negative Artikel zu stoppen, berichtet das Magazin The New Yorker. Auch Journalisten seien ins Visier geraten.

    10. November 2017: Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles will ein Team von Sonderermittlern einsetzen, um Fälle von sexueller Belästigung in der Filmbranche aufzuklären. Zuvor waren Vorwürfe gegen weitere US-Stars laut geworden - darunter Dustin Hoffmann und Kevin Spacey, der Komiker Louis C.K. sowie der Regisseur James Toback.

    12. November 2017: Bei einem Protestmarsch in Hollywood demonstrieren Hunderte gegen sexuelle Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.

    HBO erklärt nach Rücktritt Simmons Ende der Geschäftsbeziehungen

    Nach der Rücktrittentscheidung Simmons erklärte der US-Bezahlsender HBO, fortan keine Geschäftsbeziehungen mehr mit dem Produzenten zu unterhalten. Hollywood Reporter zitierte aus einer Mitteilung des Senders, wonach Simmons Rolle aus der neuen Serie "All Def Commedy" gestrichen werde.

    Simmons hatte gemeinsam mit Rick Rubin Mitte der 80er-Jahre das Plattenlabel Def Jam gegründet und damit maßgeblich zur Verbreitung des Hip Hop beigetragen. Bei Def Jam standen Hip-Hop-Größen wie Public Enemy, die Beastie Boys und LL Cool J unter Vertrag.

    In den USA wird seit Wochen eine breite Debatte über sexuelle Gewalt geführt, die nach den Belästigungs- und Vergewaltigungsvorwürfen gegen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein aufgekommen war. Zahlreiche Opfer meldeten sich zu Wort. afp

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