Was wir anhatten, was wir tragen wollten, welchen Stil wir liebten, welchen belächelten, prägt ein Jahrzehnt stärker als vieles andere. Was also war Ihr Lieblingsstück in den 2010er Jahren? Die Skinny-Jeans? Der Plisseerock? Die Sneakers? Oder haben Sie entspannt lächelnd durchgeatmet, weil die Jogginghose auf dem Laufsteg beklatscht wurde und man endlich, endlich im Bequemlook überallhin marschieren konnte, ohne schiefe Blicke zu ernten?
Apropos Blicke. Sehen und gesehen werden – darum geht es ja immer in der Mode. Doch wer sich beim modischen Rückblick der vergangenen zehn Jahre nur fragt, wo eigentlich all die Krawatten geblieben sind, warum immer mehr Herren doch irgendwie zu kurze Hosen tragen und darunter auch noch knallbunte Socken in wildem Mustermix hervorblitzen, übersieht leicht, dass sich ganz Grundlegendes in der Modewelt getan hat: In dem sich dem Ende zuneigenden Jahrzehnt, das vom Tod zweier Designgrößen eingerahmt wird – Alexander McQueen starb 2010, Karl Lagerfeld 2019 – setzen die Trends längst nicht mehr allein die renommierten, großen Modehäuser.
Influencer üben immer stärkeren Einfluss auf Modetrends aus
Wer was wann trägt, beeinflusst vor allem eine Gruppe immer stärker: Die Influencer. Die zunehmende Digitalisierung, von der die 2010er Jahre geprägt waren, und die rasant fortschreitende, wachsende Bedeutung von Social Media, verändern auch die Mode. Davon ist Carl Tillessen vom Deutschen Modeinstitut in Köln überzeugt. Es ist ja auch kein Wunder. Wenn alle Welt ständig und überall ins Smartphone guckt, dass die coolsten Menschen dort auch Mode machen. Selbst Make-up-Trends sind von der Selfie-Euphorie geprägt, erklärt Tillessen und nennt als Beispiel Contouring. Kommen doch Schminktipps, die das eigene Gesicht optimaler konturieren, vor allem dem Wunsch entgegen, die eigene Person wirkungsvoll ins Bild setzen und mittels Selfie die ganze Welt beeindrucken zu können.
Beeindruckend fanden und finden viele auch die Auftritte von Herzensbrecherin Herzogin Kate und ihrer Schwägerin Meghan. Royal betrachtet waren die Zehnerjahre genial: Gleich zwei Traumhochzeiten. Auch modisch gesehen darf man die Damen nicht unterschätzen: Was sie tragen, wollen viele haben – wenn auch in der wesentlich günstigeren Variante.
Dem Milliardär Mark Zuckerberg reichen Jeans und Shirt
Billiger ist es, äußerlich so auszusehen wie einer der erfolgreichsten Internetaufsteiger der Zehnerjahre: Mark Zuckerberg. Der Facebook-Gründer zeigte, dass schwerreiche Jungunternehmer zu Anzügen nur in absoluten Ausnahmen greifen. Shirt und Jeans reichen, um die Aura des Erfolgs so richtig auszustrahlen. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang nur an den legendären Apple-Guru Steve Jobs, der damals dem Rollkragenpullover wieder ins Rampenlicht verholfen hat. Aber das nur am Rande. Vorbei sind einfach die Zeiten, in denen ausschließlich mit Anzug und Krawatte ins Büro gegangen wurde. Der New-Economy-Look der 2010er Jahre mixt bequeme Freizeitkleidung mit strengeren Elementen. Modeexperte Tillessen beobachtet immer wieder bemerkenswerte Kombinationen, etwa Nadelstreifenhose und Hoody oder Nadelstreifenhose und Sneakers. Geht alles.
Überhaupt Sneakers. Noch ein Wort dazu. Sie dürfen nun von Frau und Mann zu allem getragen werden und das dürfte auch so bleiben, meint Tillessen, „hohe Schuhe haben in den letzten Jahren einen richtigen Schlag bekommen – da gibt es so schnell kein Zurück mehr“. Zum Glück dürfen wir zurückschauen und so manchen Modestil immer wieder aufleben lassen.
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