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Royals: Harry und Meghan: Wie eine Handgranate ins eigene Zuhause

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Harry und Meghan: Wie eine Handgranate ins eigene Zuhause

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    Die britische Boulevardpresse kannte am Dienstag nur ein Thema. Auf den Titelseiten gab es Schlagzeilen wie "Schlimmste royale Krise in 85 Jahren" oder "Was haben sie getan?"
    Die britische Boulevardpresse kannte am Dienstag nur ein Thema. Auf den Titelseiten gab es Schlagzeilen wie "Schlimmste royale Krise in 85 Jahren" oder "Was haben sie getan?" Foto: Peter Byrne/PA Wire, dpa

    Während die Reporter draußen vor dem Buckingham-Palast ausharrten und über eine Reaktion der Royals spekulierten, waren sie drinnen, hinter den dicken Mauern, laut Insidern gelähmt vor "Entsetzen und Bestürzung". Königin Elizabeth II., Prinz Charles und Prinz William haben sich zu Krisengesprächen zurückgezogen. Es soll eine Stimmung aus "persönlichem Schock und Traurigkeit" darüber geherrscht haben, dass Prinz Harry tatsächlich "eine Atombombe in der Familie gezündet" hat.

    Erst am Abend veröffentlichten sie ein Statement. "Die ganze Familie ist sehr traurig zu erfahren, wie herausfordernd die letzten Jahre für Harry und Meghan waren." Die angesprochenen Themen, insbesondere das der Hautfarbe, seien beunruhigend, hieß es. "Während sich manche Wahrnehmungen dazu unterscheiden mögen, wird das Thema sehr ernst genommen und im familiären Kreis privat besprochen. Harry, Meghan und Archie werden für immer geliebte Mitglieder der Familie bleiben."

    Mit der kurzen Erklärung blieben die Royals mehr oder minder ihrem traditionellen Motto treu, das da heißt: "Never complain. Never explain" (nie klagen, nie erklären). Die viel diskutierte Frage aber wurde nicht geklärt: Handelte es sich hier lediglich um eine weitere Episode der royalen Seifenoper – oder stürzt das Interview von Herzogin Meghan und Prinz Harry die Monarchie in eine existenzielle Krise?

    Im Fokus steht nun der Rassismus-Vorwurf. Selbst Premier Boris Johnson äußerte sich dazu

    Die Aufregung ist groß im Königreich, nachdem die Sussexes am Sonntagabend vor der US-Talkmasterin Oprah Winfrey ausgepackt hatten. Sie beschrieben die Familie als zerrüttet und die Institution als gefühlskalt und toxisch, die das Paar trotz Hilferufe und psychischer Probleme bis hin zu Suizidgedanken bei Meghan im Stich gelassen und Unterstützung verweigert habe.

    Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan beim Interview.
    Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan beim Interview. Foto: Joe Pugliese/Harpo Productions/AP, dpa

    Im Fokus steht aber vor allem der Vorwurf des Rassismus. Er sorgte für blankes Entsetzen auf der Insel. Kommentatoren wie Politiker aller Couleurs forderten von den Royals eine Aufarbeitung der Anschuldigungen, nach denen ein Mitglied der Familie in Gesprächen mit Harry Bedenken über die Hautfarbe seines Sohnes geäußert hat. Selbst Premierminister Boris Johnson sah sich zu einer Erklärung genötigt, dass es "in der britischen Gesellschaft keinen Platz für Rassismus gibt".

    Die Boulevardpresse, ebenfalls Ziel der Angriffe von Meghan und Harry, wütete. "Schlimmste royale Krise in 85 Jahren", titelte der Daily Mirror, und die Daily Mail fragte in großen Buchstaben: "Was haben sie getan?". Die Zeitung füllte 25 Seiten mit einem "Royalen Krisen-Special". Alles wie in alten Zeiten also, möchte man hinzufügen.

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    Erst am Montagabend wurde das Interview in voller Länge im Königreich ausgestrahlt, die explosiven Clips waren da aber längst bekannt – und der Großteil des Volks war "not amused". Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov betrachten 47 Prozent der Briten das Interview als "unangemessen", lediglich 21 Prozent unterstützen den Schritt der beiden. Auch das Verständnis hält sich auf der Insel in Grenzen. In einer anderen Umfrage drückten 36 Prozent der Befragten ihr Mitgefühl mit der Queen aus. 22 Prozent, mehrheitlich junge Menschen, gaben an, Harry und Meghan zu unterstützen.

    Royals-Expertin spricht von "einem sehr ernsten Angriff auf eine uralte Institution"

    Dagegen schienen sich in den USA die meisten auf die Seite der Sussexes zu stellen, darunter Präsident Joe Biden. Das Königreich musste derweil heftig einstecken. So viel englischer Tee sei in Amerika seit der Boston Tea Party nicht mehr verschüttet worden, meinte eine US-amerikanische Kommentatorin. Doch der Sturm der Entrüstung zog weiter und durch die ganze Welt. Verantwortlich waren vor allem die Rassismus-Vorwürfe gegen die royale Familie, die Presse, ganz Großbritannien. Von etlichen Seiten wurde deshalb beklagt, wie Meghan und Harry die Reputation des Landes nicht nur in Mitleidenschaft gezogen, sondern schwer beschädigt haben.

    "Not amused": Königin Elizabeth II. von Großbritannien.
    "Not amused": Königin Elizabeth II. von Großbritannien. Foto: Ben Stansall, dpa (Archivbild)

    Doch das Problem scheint tiefer zu greifen. Die Sussexes kritisierten die "Firma" – und damit das Königshaus, das, angeführt von Königin Elizabeth II., einen hohen Stellenwert im Volk genießt. Zahlreiche Briten fühlen sich eng verbunden, die Monarchie ist Teil ihrer Identität. "Es handelt sich um einen sehr ernsten Angriff auf eine uralte Institution, die diesem Land seit Jahrhunderten äußerst gut dient – und warum? Warum ihr Schaden zufügen?", wunderte sich die Autorin Penny Junor. Die Königshaus-Expertin versteht nicht, warum das Paar den Schritt gegangen ist. "Das ist Harrys Familie, sein Fleisch und Blut, und nun sieht es aus, als ob er eine Handgranate ins eigene Zuhause geschmissen hat."

    Ähnliche Worte fand auch der konservative Abgeordnete und enge Verbündete von Premier Johnson, Lord Zac Goldsmith, der die Stimmung im Kreis der royalen Anhänger wiedergab: Es gehe weniger um den Buckingham-Palast. "Harry zerstört seine Familie."

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