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Royale Hochzeit: Rolf Seelmann-Eggebert: "Adel hat mich überhaupt nicht interessiert"

Royale Hochzeit

Rolf Seelmann-Eggebert: "Adel hat mich überhaupt nicht interessiert"

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    Rolf Seelmann-Eggebert kennt sich aus mit dem britischen Königshaus - obwohl ihn das Thema anfangs nicht interessierte.
    Rolf Seelmann-Eggebert kennt sich aus mit dem britischen Königshaus - obwohl ihn das Thema anfangs nicht interessierte. Foto: Georg Wendt, dpa

    Herr Seelmann-Eggebert, man kennt Sie als ARD-Adelsexperten. Am Samstag werden Sie für das NDR Fernsehen die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle kommentieren. Am Sonntag läuft dann Ihre Dokumentation über Afrika. Einen größeren Kontrast kann man sich kaum vorstellen, oder?

    Rolf Seelmann-Eggebert: Da haben Sie recht. Ich habe vor Jahrzehnten als ARD-Korrespondent in Afrika gearbeitet und nun einige der alten Wirkungsstätten nochmals besucht.

    Ihr Film beginnt mit dem Satz: „Ich denke oft an Afrika.“ An was genau denken Sie dabei?

    Seelmann-Eggebert: Ich war mit der Familie auf Safari in Kenia, wir haben die Wildparks besucht, wir haben den Kilimandscharo im Morgenlicht gesehen – das sind alles schöne Erinnerungen. Man merkt eigentlich überall in Afrika, dass man sich auf einem völlig anderen Kontinent befindet.

    Sie sprechen im Film vom „wunderbaren Lebensgefühl“ in Afrika.

    Seelmann-Eggebert: Das ist zum einen gerade im Hochland von Kenia das nahezu perfekte Klima: Es ist warm und es ist trocken. Dazu kommt die Gastfreundschaft der Afrikaner, man fühlt sich überall willkommen und wird nirgendwo vor die Tür gewiesen. Faszinierend an vielen Afrikanern ist auch, dass sie so bescheiden leben können, wie das dort nun einmal notwendig ist. Das begreift man, wenn man einmal in diesen Blechstädten gewesen ist, die sich überall wie Jahresringe um die Hauptstädte legen – es ist für einen Europäer schwer vorstellbar, dort zu überleben.

    Sie berichteten von 1968 bis 1977 erst aus Westafrika, später aus Kenia. Was war für Sie beruflich die prägendste Erfahrung in dieser Zeit?

    Seelmann-Eggebert: Die schlimmsten Erfahrungen waren die, die ich als Kriegsberichterstatter gemacht habe. Damals tobte ja der Biafra-Krieg in Nigeria. Kriegsreporter zu sein, war wahrlich nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Es ist dann aber so weitergegangen und ich habe über Konflikte im Zusammenhang mit Unabhängigkeitsbestrebungen und den Guerillakrieg berichten müssen. Erst gegen Ende meiner Zeit in Afrika standen diese Themen dann nicht mehr im Vordergrund.

    Als Sie für Ihre Doku nach Nairobi, der Hauptstadt Kenias, zurückkehrten – welchen Eindruck hatten Sie da?

    Seelmann-Eggebert: Es gab Dinge, die man sehr positiv bewerten muss. Zum Beispiel, dass die Technisierung in Nairobi fortschreitet und dass vielerorten so etwas wie ein richtiger Mittelstand entsteht. Negativ ist dagegen, dass Nairobi mittlerweile genauso Angriffsziel von islamistischen Terroristen wie Westeuropa geworden ist, worunter vor allem der Tourismus erheblich leidet. Dazu kommen wie überall in Afrika die schlimmen Auswirkungen der Bevölkerungsexplosion.

    Was kann man dagegen tun?

    Seelmann-Eggebert: Wir werden uns als westliche Industrienationen darauf einstellen müssen, mehr an Ort und Stelle zu helfen. Das heißt eben nicht nur, Katastrophenhilfe zu leisten, wenn Brot und Mais dort nicht mehr zu haben sind – sondern dafür zu sorgen, dass eine tragfähige Infrastruktur entsteht. Aber das ist eine Zeitfrage, und es ist leider schon viel Zeit vergangen.

    Deutschlands Adelsexperte Seelmann-Eggebert berichtet auch aus Afrika

    Sie waren auch in Nairobis Elendsviertel Kibera, einem der größten Slums der Welt.

    Seelmann-Eggebert: In diesen Blechbudenstädten, in denen viele landen, weil sie vom Land nach Nairobi zogen und dort keine Unterkunft fanden, herrschen unfassbare Zustände. Die Menschen leben auf engstem Raum, es gibt nur an wenigen Stellen fließendes Wasser, kaum Strom. Es gibt kaum Jobs und wenn, dann in der Regel nur Gelegenheitsjobs. Das sind Lebensbedingungen, die man sich kaum vorstellen kann.

    Hätten Sie als Afrika-Korrespondent eigentlich jemals gedacht, dass später einmal der europäische Hochadel Ihr Hauptthema werden könnte?

    Seelmann-Eggebert: Nie im Leben! Der Adel hat mich überhaupt nicht interessiert.

    Die englische Königsfamilie

    Königin Elisabeth II.: Sie ist offiziell seit 1953 das Oberhaupt der britischen Königsfamilie. Am 21. April 1926 wurde die Queen in London geboren.

    Prinz Philip, Duke of Edinburgh: Der einstige Prinz von Griechenland und Dänemark kam am 10. Juni 1921 auf der Mittelmeerinsel Korfu zur Welt. 1947 gab er sich mit der damaligen englischen Thronfolgerin Elisabeth das Ja-Wort.

    Charles, Prince of Wales: Er ist der erstgeborene Sohn von Queen Elisabeth II. und Prinz Philip und damit aktueller Thronfolger des britischen Königreichs. Seine erste Ehefrau, Lady Di, starb bei einem Unfall. Mittlerweile ist Charles mit Camilla Parker Bowles verheiratet.

    Prince William, Duke of Cambridge: Prinz William ist der älteste Sohn von Charles und Diana. Er erblickte am 21. Juni 1982 das Licht der Welt. Seit 29. April 2011 ist er mit Catherine "Kate" Middleton verheiratet. Das Paar hat einen Sohn, Prince George.

    Prince Harry of Wales: Am 15. September 1984 bekamen Prinzessin Diana und Prinz Charles ihren zweiten Sohn. Harry ist als Teenager in der Öffentlichkeit häufig negativ aufgefallen.

    Andrew, Duke of York: Er ist der jüngere Bruder von Prinz Charles. Prinz Andrew wurde am 19. Februar 1960 im Buckingham Palace geboren. Seine Vorliebe für "unpassende" Frauen hat ihm den Spitznamen "Randy Andy" eingetragen.

    Beatrice of York: Die ältere Tochter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson kam am 8. August 1988 zur Welt. Im September 2011 hat sie ihr Studium der Geisteswissenschaften abgeschlossen. Die Presse hat ihr den Titel "Prinzessin Rotschopf" verliehen.

    Eugenie of York: Sie ist die kleine Schwester von Beatrice of York. Die Prinzessin wurde am 23. März 1990 in London geboren. Seit 2009 studiert sie Englisch und Kunstgeschichte in Newcastle.

    Edward, Earl of Wessex: Prinz Edward erblickte am 10. März 1964 im Buckingham Palace als dritter und letzter Sohn von Queen Elisabeth II. und Prinz Philip das Licht der Welt. 1999 ehelichte er Sophie Helen Rhys-Jones.

    Lady Louise Windsor: Prinzessin Louise kam am 8. November 2003 zur Welt. Die Geburt war für Mutter und Kind sehr anstrengend. Das Mädchen wurde mit einer Augenfehlstellung geboren.

    James Viscount Severn: Er wurde am 17. Dezember 2007 geboren und ist momentan das jüngste Enkelkind der Queen.

    Anne, Princess Royal: Prinzessin Anne ist die einzige Tochter der Queen. Sie wurde am 15. August 1950 geboren. Bemerkenswert ist ihr sportliches Engagement. Prinzessin Anne ist mit dem Vizeadmiral Timothy Laurence verheiratet.

    Richard, Duke of Gloucester: Prinz Richard ist ein Cousin von Queen Elisabeth II. Geboren wurde er am 26. August 1944 in Northamptonshire. Seine Ehefrau ist seit 1972 Birgitte van Deurs. Das Paar hat drei Kinder, die allerdings keine königlichen Titel tragen.

    Edward, 2. Duke of Kent: Auch Prinz Edward ist ein Cousin der Queen. Er kam am 9. Oktober 1935 zur Welt und ist mit Katharine Worsley verheiratet. Edward und Katharine haben drei Kinder. Prinz Edward ist Schirmherr der Tennismeisterschaft von Wimbledon.

    Prinzessin Alexandra, Lady Ogilvy: Die Cousine von Königin Elisabeth II. wurde am 25. Dezember 1936 geboren. 1963 gab sie sich mit Angus Ogilvy das Ja-Wort. Das Paar hat zwei Kinder. Bei der Hochzeit der Queen 1947 war Prinzessin Alexandra Brautjungfer.

    Und wie kam’s dann dazu?

    Seelmann-Eggebert: Das hing damit zusammen, dass ich 1978 als Korrespondent nach London kam und sich während meiner Zeit dort die Geschichte mit Charles und Diana ereignete. Bei der Hochzeit der beiden 1981 war ich jedenfalls gut beschäftigt. Als ich wieder in Hamburg war und beim NDRProgrammdirektor wurde, hatte ich die Idee, die Royals fürs deutsche Fernsehen mal mit der Kamera durch ein Jahr zu begleiten. Ich schrieb also einen Brief an den Buckingham-Palast und das Königshaus billigte meinen Plan – so wurde ich zum Adelsexperten und beschäftigte mich in der Folgezeit auch mit anderen Königshäusern. (lacht)

    Was ist denn das Spannende daran?

    Seelmann-Eggebert: Spannend sind die Königshäuser, weil es sich bei ihnen um mittelalterliche Institutionen handelt, die sich bis heute gehalten haben, obwohl manche sie für überflüssig halten. Aber die Zustimmung zur Monarchie ist in den Ländern, die eine haben, überraschend hoch – wohl auch, weil sie in erster Linie eine symbolische Funktion und keinen politischen Einfluss hat.

    Würde auch Deutschland ein König oder eine Königin guttun?

    Seelmann-Eggebert: Nein, wir brauchen wirklich keinen König. Wir haben in der Bundesrepublik eine Verfassung, um die uns die Welt beneidet. Eine Monarchie ist da nicht vonnöten.

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