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Rom: Bürgermeisterin verliert Streit um Geld im Trevi-Brunnen gegen die Kirche

Rom

Bürgermeisterin verliert Streit um Geld im Trevi-Brunnen gegen die Kirche

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    Soll Glück bringen: Der Wurf einer Geldmünze in den Trevi-Brunnen in Rom.
    Soll Glück bringen: Der Wurf einer Geldmünze in den Trevi-Brunnen in Rom. Foto: Gregorio Borgia, dpa

    Offiziell sind Kirche und Staat auch in Italien getrennt. Die Unterscheidung zwischen Heiligem und Profanem funktioniert aber nicht immer reibungslos, insbesondere nicht in Rom. Bürgermeisterin Virginia Raggi versuchte sich nun in einem Akt der Auflehnung gegen den Vatikan und sah sich wenig später zu einem spektakulären Rückzug gezwungen.

    Wie das? Die Bürgermeisterin der Fünf-Sterne-Bewegung hatte es gewagt, einen eigentlich nicht zu beanstandenden Vorschlag zu machen. Die Münzen im Wert von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro, die Touristen aus aller Welt jährlich aus Aberglauben in den berühmten, städtischen Trevi-Brunnen werfen, sollten fortan städtischen Zwecken zugeführt werden und nicht mehr der katholischen Caritas.

    Trevi-Brunnen wurde von Papst Clemens XII. gestiftet

    Was Raggi wohl nicht bedacht hatte: Der durch den Film „La dolce vita“ international berühmt gewordene Brunnen gehört heute zwar der Stadt Rom, wurde im frühen 18. Jahrhundert aber von Papst Clemens XII. gestiftet. Dessen Name prangt auch auf einer Erinnerungstafel über der rauschenden Meereslandschaft, in der Gott Oceanus über Wassermänner und geflügelte Pferde gebietet. Eine derart profane, von Seiner Heiligkeit in Auftrag gegebene Szene, wirft zwar an sich schon Fragen auf.

    Aber noch ungestümer als Oceanus und die Seinen warf sich die katholische Medienmaschinerie Roms in die Presche, um die eigenen Pfründe zu verteidigen. Angestachelt vom Hausblatt der italienischen Bischofskonferenz, Avvenire, empörte sich auf einmal die halbe Stadt über den geplanten Abzug der städtischen Mittel für die Caritas, die Hilfsorganisation der römisch-katholischen Kirche.

    Der Druck wurde rasch zu groß, die Bürgermeisterin knickte ein. Letztendlich hatte sich, ohne auch nur ein Wort zum Thema zu sagen, der wahre Herrscher über den Brunnen (und in Teilen immer noch über die Stadt) bemerkbar gemacht: der Papst.

    Rom gibt nun noch mehr Geld aus den Brunnen an die Caritas

    Die betreffende Filiale der Caritas, die aufopferungsvoll Menschen in Schwierigkeiten unterstützt und Dutzende Anlaufstellen in der Stadt unterhält, wird von der wohlhabenden Diözese Rom gesteuert, der Diözese des Papstes. Bürgermeisterin gegen Papst lautete also das von Anfang an für sie aussichtslose Duell.

    Die seit mehr als zwei Jahren amtierende Bürgermeisterin Raggi ist wegen der blamablen hygienischen Zustände in der Stadt bereits in politischen Schwierigkeiten, auch Kirchenmänner beschwerten sich zuletzt über die herumliegenden Müllberge, obwohl Psychologen gewiss Parallelen zwischen dem Anblick der Hauptstadt des Katholizismus und den inneren Zuständen der Institutionen und Einwohner herstellen könnten. Noch mehr Probleme jedenfalls konnte sich Raggi offensichtlich nicht leisten.

    „Niemand hat jemals daran gedacht, der Caritas diese Mittel vorzuenthalten“, sagte sie nun der Vatikan-Zeitung Osservatore Romano. Statt Abzügen legte die Bürgermeisterin sogar noch einen drauf. Auch die Münzen im Wert von 200.000 Euro, die Touristen in die anderen römischen Brunnen werfen, würden fortan der Caritas zugute kommen.

    War da was? Ja, da war was, nämlich der Gedanke, dass die notorisch klamme Stadt Rom jeden Euro zur eigenen Instandhaltung gebrauchen oder ihre Mittel ebenso an hundertfach aktive nichtkirchliche Hilfsorganisationen verteilen könnte. Dass die seit 1993 in einem Akt des guten Willens angeleierte, aber keineswegs verbindliche Gabe der Stadt Rom an die katholische Hilfsorganisation einmal ein Ende haben könnte, das ist wohl ein eher abwegiger Gedanke in der Stadt des Papstes.

    Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi.
    Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi. Foto: dpa
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