Rockerdämmerung in Berlin: Die Senatsinnenverwaltung hat ein Verbot der Hells Angels Berlin City durchgedrückt. Zuvor waren mehrere Mitglieder des verfeindeten Clubs Bandidos zu den Hells Angels übergelaufen. Man geht davon aus, dass es zu weiteren Razzien kommen wird.
Die Rocker waren am vergangenen Dienstagabend über das Verbot informiert worden. Dies teilte Polizeisprecher Stefan Redlich am frühen Mittwochmorgen mit. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte das Verbot bereits am vergangenen Mittwoch erlassen. Mit rund 50 Beamten führte die Polizei in der Nacht eine Razzia im Clubhaus der Hells Angels in Berlin-Reinickendorf durch.
Schon länger wurde ein Verbotsverfahren geprüft
"Wir wollen sicherstellen, dass kein Inventar weggeschafft und keine Gegenstände aus dem Vereinsheim getragen werden", sagte Redlich. Eigentlich hätte die Verfügung gegen den Rockerclub erst am frühen Mittwochmorgen zugestellt werden sollen. Im Vorfeld war das Vorhaben jedoch bekannt geworden, deshalb zog die Polizei die Aktion vor. Ein Verbot des so genannten Chapter Berlin war bereits seit längerer Zeit geprüft worden. Unklar war zunächst, ob es am Mittwoch trotzdem noch zu Aktionen gegen den
"Maulwurf" bei der Polizei vermutet
Nach einem entsprechenden Medienbericht will die Polizei feststellen, ob und wie Informationen über geplante Maßnahmen gegen den Rockerclub nach außen gedrungen sind. Sollten sich herausstellen, dass es bei der Polizei einen so genannten Maulwurf gibt, werde intern wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen und der Strafvereitelung im Amt ermittelt.
Zuvor war über mehrere Medien bekannt geworden, Untergruppen der Berliner Hells Angels stünden kurz vor ihrer Auflösung. Dazu zählt auch das rund 40 Mitglieder starke Chapter Berlin City. "Ich denke, das wird mehr ein taktisches Manöver gewesen sein, um einem Verbot zuvor zu kommen", sagte Redlich. "Ich glaube nicht, dass sie wirklich das Ziel hatten, ihre Vereinstätigkeit einzustellen." Welche Begriffe verwenden die Rocker?
Berliner Bandidos hatten sich zuvor aufgelöst
In den vergangenen Tagen hatte eine Auflösung mehrerer Untergruppen des verfeindeten Rockerclubs Bandidos in Berlin stattgefunden. Sie waren zu den Hells Angels übergelaufen. Wie die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mitteilt, sind Überläufe im Rockermilieu wegen drohender Verbotsverfügungen nicht selten. Zuletztwar es zwischen beiden Clubs in der Hauptstadt immer wieder zu teils heftigen Auseinandersetzungen gekommen.
Polizeiaktionen auch in Norddeutschland
Großangelegte Aktionen gegen die Rocker gab es zuletzt auch in Norddeutschland. Polizisten seilten sich unter anderem von einem Hubschrauber ab. In Kiel, Hannover und Hamburg wurden Bordelle, Kneipen und Wohnungen von rund 1200 Beamte durchsucht. In der Nähe von Bottrop in Nordrhein-Westfalen war am Dienstag ein Mitglied der Bandidos erschossen worden. AZ/dpa