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Rocker: Womit deutsche Rockerbanden Geschäfte machen

Rocker

Womit deutsche Rockerbanden Geschäfte machen

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    Die Hells Angels sind in über 30 Ländern aktiv. In Deutschland tauchte der Clan um die Jahrtausendwende vermehrt auf.
    Die Hells Angels sind in über 30 Ländern aktiv. In Deutschland tauchte der Clan um die Jahrtausendwende vermehrt auf. Foto: Jussi Nukari, dpa

    Streng hierarchisch: So sind die Rocker-Clubs aufgebaut

    Kriminelle Rockerbanden sind wie beim Militär straff organisiert. Einige der ältesten Clubs wie Hells Angels und Bandidos wurden einst in den USA von ehemaligen Soldaten gegründet. Sie sehen sich außerhalb des Gesetzes und nennen sich «Outlaw Motorcycle Gang» (OMCG).

    Der «President» (Präsident) steht an der Spitze einer Ortsgruppe. Straftaten sind ihm schwer nachzuweisen, weil andere Menschen Gewalttaten für ihn erledigen oder im Zweifelsfall die Schuld auf sich nehmen. Um für den Chefposten gewählt zu werden, müssen sich Rocker mit besonderer Brutalität und Raffinesse beweisen. Zweiter Mann ist der Vize-Präsident, der meist repräsentative Aufgaben übernimmt.

    Der «Sergeant at Arms» (Waffenmeister) kümmert sich um den Schutz des Clubs und die Bewaffnung. Neben Messern, Äxten und Macheten kommen bei Razzien immer wieder Schusswaffen und Sprengstoff zutage.

    Der «Road Captain» (Straßenchef) organisiert Ausfahrten und Treffen mit anderen Gruppen. Wenn die Rocker im Konvoi fahren, ist er für Absperrungen von Straßen zuständig.

    Der «Secretary» (Sekretär) kümmert sich als eine Art Büroleiter um die Buchhaltung und übernimmt die Korrespondenz mit anderen Clubs.

    Der «Treasurer» (Schatzmeister) verwaltet die Finanzen des Clubs.

    Ein «Member» (Mitglied) ist laut den Rocker-Statuten ein «Bruder auf Lebenszeit». Oft führt er eigene Geschäfte wie Bars, Tätowier-Studios oder Ordner-Firmen, über die laut Polizei auch Geld aus kriminellen Geschäften gewaschen wird.

    Der «Prospect» (Anwärter) wird von einem Mitglied vorgeschlagen. Je nach Club muss er bis zu drei Jahre auf seine Aufnahme warten. Bis dahin muss er niedere Aufgaben übernehmen und sich so Vertrauen verdienen.

    Der «Supporter» (Unterstützer) ist Mitglied eines Motorradclubs, der einen größeren Club unterstützt und für das Grobe zuständig ist.

    Nach den tödlichen Schüssen auf den Boss der Gießener Hells Angels ist noch kein Verdächtiger gefasst worden. Das teilte die Polizei am Wochenende mit, zu Einzelheiten hüllte sie sich in Schweigen. Aygün Mucuk, 45, war am Freitagmorgen tot auf dem Anwesen des Hells-Angels-Clubheims im hessischen Wettenberg gefunden worden. Er wurde nach Angaben der Bild-Zeitung von 13 Schüssen getroffen. Die Gewerkschaft der

    Mucuk, so die Bild weiter, war eine treibende Kraft bei den gewaltsamen Rivalitäten zwischen den alteingesessenen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Rockern aus Gießen. Er war es demnach auch, der den in der Szene angesehenen Rocker-Boss „Schnitzel-Walter“ in seiner Macht bedroht hatte. „Schnitzel-Walter“ war nach dem Abgang Frank Hanebuths zu einem der mächtigsten Männer des Clans aufgestiegen. Der 52-jährige Hanebuth war im Juli 2013 auf Mallorca festgenommen worden. Dennoch ist er nach wie vor der bekannteste und berüchtigtste deutsche Rocker. Während die Fehde in seiner Heimat ein weiteres Opfer forderte, baut sich Hanebuth auf

    Das sind die Hells Angels

    Die Hells Angels geraten immer wieder in die Schlagzeilen. Hier Zahlen und Fakten zu dem Rocker- und Motorradclub.

    Der Hells Angels Motorcycle Club (HAMC) wurde 1948 von Kriegsveteranen in den USA gegründet.

    Heute gelten die Hells Angels als mächtigster und mitgliederstärkster Rockerclub der Welt.

    Der Name "Hells Angels" stammt von einer Bomberstaffel.

    Das Emblem des Clubs ist ein geflügelter Totenkopf (Death’s head, auf Deutsch: Totenkopf).

    Inzwischen haben die Hells Angels Mitglieder in rund 30 Ländern. Dort teilen sie sich auf in sogenannten „Chartern“, also Orts- oder Landesclubs.

    Der erste deutsche Ableger des Rockerclubs entstand 1973.

    Für Schlagzeilen sorgen aber auch immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Hells Angels und Mitgliedern des befeindeten Rockerclubs Bandidos.

    In mehreren Bundesländern sind die Symbole der Hells Angels inzwischen verboten. Ab Herbst 2014 dürfen die Rocker ihre Wappen und Symbole auch in Bayern nicht mehr öffentlich zeigen.

    Der frühere Hells-Angels-Chef ist auf der Balearen-Insel schon fast so bekannt wie im Rotlichtviertel von Hannover. Der Zwei-Meter-Mann mit dem kahlrasierten Schädel ist ja auch nicht zu übersehen, wenn er mit dem Fahrrad durch Palmas City zum Gericht radelt, wo er sich einmal die Woche melden muss. Zwei Jahre saß er in Untersuchungshaft, dann kam er unter Auflagen frei, darf aber Spanien ohne Erlaubnis nicht verlassen. „Ich bin gefangen im Paradies“, kommentiert er seine Situation. Wie aus Justizkreisen verlautete, bereitet Spaniens Staatsanwaltschaft gerade die Anklage Hanebuths wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und einer Reihe weiterer Beschuldigungen vor. Hanebuth selbst sieht sich als Justizopfer: „Ich habe mir hier nichts zuschulden kommen lassen.“ Untersuchungsrichter Eloy Velasco beschuldigt derweil die frühere Rotlicht-Größe aus

    Zusammen mit Hanebuth stehen mehr als 50 Personen aus dem Hells-Angels-Umfeld unter Verdacht. Wann der Mammutprozess vor dem Gerichtshof in Madrid beginnt, ist noch unklar. Der Ex-Rockerboss, der in der U-Haft Mithäftlingen Boxunterricht erteilte, vertreibt sich die Wartezeit mit neuen geschäftlichen Aktivitäten: mit einem Kampfsportstudio. In Kürze will der Ex-Profiboxer den „Powerhouse-Fightclub Mallorca“ eröffnen. Und zwar direkt am Ballermann.

    Hells Angels und Co.: Wie Rockerbanden Geld verdienen

    Auf seiner Facebook-Seite sieht man den 52-Jährigen, wie er im Hells-Angels-Shirt und gut gelaunt bei der Renovierung der Räumlichkeiten mit anpackt. Er schleppt Trainingssäcke auf der Schulter und lädt Fitnessgeräte vom Laster. „Wir machen euch stark für das, was kommt“, wirbt er. Die Szene jubelt über die „geile Idee“ und wünscht „viel Erfolg“. Dass der Mann, der von den spanischen und deutschen Polizeibehörden verdächtigt wird, seine Rockeraktivitäten mit kriminellen Geschäften vermengt und 2012 nach Mallorca verlegt zu haben, für seine Anhänger ein Held ist, konnte man jüngst auch in Hanebuths Heimatstadt Hannover sehen. Nachdem Spaniens Justiz ihm erlaubt hatte, zum „Heimaturlaub“ nach Deutschland zu fliegen, wurde er in Hannover wie ein Star gefeiert.

    Seine Kumpels holten Hanebuth mit einer Stretchlimousine am Flughafen ab. Im Windschatten einer Harley-Davidson-Eskorte ging es dann ins Steintorviertel, dem Rotlichtbezirk, wo Hanebuth mit Familie und seinen Rocker-Kumpels groß seinen 52. Geburtstag feierte.

    Das sind die bekanntesten Rockerbanden

    Die Bandidos wurden 1966 in Houston, Texas, durch Donald Eugene Chambers gegründet. Ein mexikanischer Bandit („Bandido“) mit großer Machete und einem Revolver ist das Symbol der Gruppe. Die Bandidos sind in Deutschland neben den Hells Angels der größte Rockerclub. Beide ringen mit extremer Brutalität um Macht- und Einflusszonen.

    Die Hells Angels gibt es seit 1948. Die Gruppe wurde im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet. Weltweit erkennt man den Totenkopf mit Flügeln als das Erkennungszeichen der Engel. Der Name der Gruppe geht ursprünglich auf den Titel eines Films aus dem Jahr 1930 zurück. Der Streifen handelt von Flugpionieren der Royal Flying Corps im Ersten Weltkrieg. Im norddeutschen Raum formierte sich Ende der sechziger Jahre eine Rocker-Gruppe, die 1973 zur erste Gebietsvertretung der Hells Angels in Deutschland wurde. 1999 trat der bis dahin bedeutendste deutsche Motorradclub, die „Bones“, zu den Engeln über.

    Die Outlaws gibt es bereits seit 1935. Der Club wurde in einer Bar an der legendären Route 66 gegründet. Damals unter dem Namen "Mc Cook Outlaws Motorcycle Club." Weltweit verfügen die Outlaws über 280 Chapter (Ortsgruppen).

    Der Gremium MC (MC für Motorcycle Club) ist der größte deutsche Motorradclub. Er ist der einzige große Rockerclub deutschen Ursprungs, der sich keinem internationalen Club, wie den Hells Angels, Bandidos oder den Outlaws, angeschlossen hat. Der Club wurde 1972 in Mannheim gegründet.

    Die Sons of Silence sind ein Motorradclub, der zu den Outlaw Motorcycle Gangs zählt. Die Gruppe gehört zu den fünf größten Clubs der Vereinigten Staaten. Die Sons of Silence wurden um 1966 in Niwot Colorado gegründet. Die erste Gruppe außerhalb der Vereinigten Staaten wurde 1998 im Großraum München eröffnet. Das Logo ist ein Weißkopfseeadler, das Wappentier der Vereinigten Staaten, vor einem riesigen „A“.

    Jetzt ist der „Steintorkönig“ wieder zurück auf Mallorca. Und arbeitet dort an seiner neuen Existenz als Sportstudiobetreiber. Mit dem Rockerkrieg in Deutschland wird er bisher nicht in Verbindung gebracht.

    Mit Material von dpa

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