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Rettungseinsätze: Tierretter in Uniform: "Ein Tier gibt einem immer etwas zurück"

Rettungseinsätze

Tierretter in Uniform: "Ein Tier gibt einem immer etwas zurück"

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    Immer wieder müssen Rettungskräfte ausrücken, um verunglücktem Tieren zu helfen.
    Immer wieder müssen Rettungskräfte ausrücken, um verunglücktem Tieren zu helfen. Foto: Conny Manßhardt (Symbolbild)

    Eine Kuh auf einem Baugerüst - für Wanderer im oberbayerischen Oberaudorf war das sicherlich ein irritierender Anblick. Doch tatsächlich stieg im Mai 2018 ein Rindvieh von der Alm auf ein Gerüst, das an einer Brücke installiert war. Über zwei Etagen rutschte die arme Kuh ab und kam in mehreren Metern Höhe nicht weiter. Zwei Dutzend Einsatzkräfte rückten an, um bei der Bergung zu helfen.

    Im selben Jahr gab es einen Einsatz in Morsbach-Rom bei Gummersbach, nachdem eine Kuh von ihrer Weide ausgebüxt war. Sie trabte einen Hang hinunter, landete auf dem Wellblechdach einer Veranstaltungshalle, brach ein und blieb stecken.

    Nicht immer sind es große Tiere, die große Einsätze verursachen: Ein adipöser Igel im Abwasserrohr, ein Bussard, der im eiskalten Wasser um sein Leben ringt oder eine Entenmutter, die mit vier Küken über die vielbefahrene Autobahn 45 bei Dortmund watschelt. Die Polizei sperrte für die Rettung im Frühjahr 2019 den Mittelstreifen, auf dem die Entenfamilie festsaß, und fing die Küken mit einem Kescher ein.

    Ein Kommissar fing eine Fledermaus im Krankenhaus

    Oder: eine Fledermaus in einem Krankenhaus. Ein Polizeioberkommissar musste diese in einem Patientenzimmer in Hannover fangen. Offenbar hatte sie sich vor der Kälte des Wintereinbruchs verkrochen. "Ein Tier gibt einem immer etwas zurück", so sein Resümee. Im Fall der Fledermaus sicher nicht so leicht erkennbar.

    Immer wieder müssen Einsatzkräfte auch ausrücken, weil sich Tiere auf Gleisen oder Autobahnen verirren. Vereinzelt beschwerten sich Autofahrer, wenn etwa der Grund von Sperrungen nicht nachvollziehbar sei oder das gemeldete Tier nicht gefunden werde. "Da gab es schon die Annahme von einzelnen Verkehrsteilnehmern, die Polizei staut zum Vergnügen den Verkehr auf", sagt eine Sprecherin der Autobahnpolizei Thüringen. Mehr Anerkennung für Tierrettungsaktionen gibt's dafür auf Social-Media-Kanälen in Form von Likes und positiven Kommentaren.

    Zuständig für die Rettung von Tieren sei in der Regel die Feuerwehr, sagt eine Sprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes. "Teils werden für Einsätze auch Kosten erhoben, wenn es sich zum Beispiel um keine Notlage handelt. Dies liegt in der jeweiligen Kostensatzung der Kommune verankert."

    Rettungseinsätze für Tiere sind in Bayern grundsätzlich kostenfrei

    Nach Art. 28 des Bayerischen Feuerwehrgesetzes sind "Einsätze oder Tätigkeiten, die unmittelbar der Rettung oder Bergung von Menschen und Tieren dienen" für den Bürger kostenfrei. "Soweit bei einem Tierrettungseinsatz allerdings weitere Tätigkeiten vorgenommen werden, die nicht unmittelbar der Rettung oder Bergung von Menschen und Tieren dienen, können für diese sowie für die An- und Abfahrtskosten Kostenersatz verlangt werden."

    Im Freistaat werden Feuerwehren jährlich rund 4000 Mal zu Einsätzen in Zusammenhang mit Tieren gerufen, sagt eine Sprecherin des Innenministeriums. "Bei der überwiegenden Anzahl der Einsätze handelt es sich um Ereignisse mit Kleintieren oder Vögeln." Das Spektrum reiche aber von der Bergung flugunfähiger oder verunglückter Vögel oder einem gesichteten Reptil bis hin zur Großtierrettung von Kühen oder Pferden.

    Apropos Pferde: Vor knapp vier Jahren plumpste ein Pferd in Wallau am Taunus (Hessen) in einen privaten Pool. Die Feuerwehr rettete es mit einem Spezialkran und brachte den Vierbeiner zurück auf die benachbarte Koppel. Vergangenen Sommer hatte sich ein Pferd nach einem Donnerschlag auf der Schwäbischen Alb so sehr erschreckt, dass es beim Galoppieren mehrere Absperrungen der Koppel in Obernheim (Baden-Württemberg) durchbrach und in einem Garten-Pool landete. Die Feuerwehr baute eine Treppe aus Holzpaletten.

    Manchmal helfen auch nur wärmende Handschuhe, wie kürzlich die eines Feuerwehrmannes aus Mülheim an der Ruhr: Dort war im Februar der Fuß eines Fischreihers mit Eis überzogen gewesen. Am Mandichosee bei Merching ereignete sich im Februar ein ähnlicher Fall, bei dem ein Reh von der Feuerwehr gerettet wurde. Die Feuerwehr in Gelsenkirchen hatte kürzlich in einem fast zweistündigen Einsatz mit einer am Kirchturm baumelnden Taube zu tun. Feuerwehrleute kamen mit einer Drehleiter, Höhenretter stiegen bis in die Turmspitze hinauf, einer von ihnen kletterte auf das Geländer. Das Tier war schon länger tot. "Das hat auch was mit Ethik zu tun", sagte ein Feuerwehrsprecher. "Schöner wäre es gewesen, wir hätten Leben retten können."

    23 Züge verspäteten sich wegen eines trauernden Schwans

    Wie in Nordhessen, wo ein Schwan auf einer ICE-Schnellstrecke saß und den Zugverkehr lahmlegte. Sein Schwan-Begleiter war vermutlich in die Oberleitung geraten und verendet. Der offenbar trauernde Gefährte ließ sich partout nicht von den Gleisen locken. Das gelang erst der Feuerwehr - doch 23 Züge verspäteten sich einen Tag vor Weihnachten um jeweils rund 50 Minuten. Die Deutsche Bahn führt keine Statistik über Tierrettungsversuche entlang der Strecken. Angaben zu Kosten und Schäden sind einer Bahnsprecherin zufolge daher nicht möglich.

    Regelmäßig ist die Münchner Feuerwehr in dieser Mission im Einsatz: Im vergangenen Jahr wurde die Feuerwehr zu rund 1450 Tierrettungen gerufen. Im August sorgte die Wache wegen eines Karpfen-Seniors für Schlagzeilen: Der heftig zappelnde Fisch war nur noch zum Teil mit Wasser bedeckt, als Zeugen die Feuerwehr alarmierten. Die transportierten den Fisch in einem großen Bottich zur Feuerwache und zogen nicht nur einen Kollegen mit Angelschein zurate, sondern auch das Jagd- und Fischereimuseum. Der "betagte Graskarpfen" fand bis zu seinem Tod eine neue Heimat im hauseigenen Zierteich der Wache. (dpa/lby)

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