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Rettung: Helfer sprengen sich ins Schiffswrack

Rettung

Helfer sprengen sich ins Schiffswrack

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    Rom Tag vier nach der Havarie. Die Suche geht weiter. Gestern fanden die Taucher in der „Costa Concordia“ weitere fünf Leichen. Medienberichten zufolge wurde auch ein toter Deutscher identifiziert. Damit ist die Zahl der Opfer auf elf gestiegen. Vermisst werden noch 23 weitere Passagiere des am Freitag vor der italienischen Westküste auf einen Felsen gelaufenen Schiffes. Unter den Vermissten sind wohl noch 12 Deutsche. Von dieser Zahl geht der Krisenstab in Berlin aus. Das bestätigte das Auswärtige Amt gestern. Die Angaben über die Länge der Vermisstenliste bleiben unterschiedlich. So berichtete die Turiner Zeitung La Stampa gestern von einer „Geheimliste“. Dieser zufolge suchen die Spezialkräfte in dem Wrack sogar nach 40 Personen.

    Es besteht die Gefahr, dass das Schiff versinkt

    Die Zeit drängt. In der Nacht zum Dienstag setzten Taucher der italienischen Marine deshalb erstmals auch Sprengstoff ein, um sich weitere Zugänge in das auf die Seite gekippte und mit Wasser vollgelaufene Schiff zu verschaffen. Die Suche unter Zeitdruck ist abhängig vom Wetter und davon, dass sich das Schiff nicht weiter bewegt. Denn es besteht die Gefahr, dass es von dem Riff, auf dem es liegt, abrutscht und dann in der tiefer werdenden See des Archipels versinkt. Gestern lag das Schiff allerdings ruhig, sagt Martijn Schuttevaer, Sprecher von Boskalis. „Die Costa Concordia liegt auf mehreren Punkten auf.“

    Schuttevaer ist mit seinen 25 Kollegen von Smit Salvage auf Giglio. Smit Salvage gehört zur niederländischen Aktiengesellschaft Boskalis. Die Firma ist darauf spezialisiert, Treibstoff aus verunglückten Schiffen zu holen. In der Costa Concordia befinden sich noch etwa 2400 Tonnen. Sollten diese auslaufen, weil das Schiff sinkt oder auseinanderbricht, droht der Westküste der Toskana eine Ölpest. Die Taucher warten derzeit noch, bis ihre Ausrüstung komplett herbeigeschafft ist. Am Donnerstag können sie wohl mit der Arbeit anfangen. Denn die Tanks der Costa Concordia müssen so schnell es geht geleert werden. Das Abpumpen werde, wenn alles glattgeht, „drei bis vier Wochen dauern“, sagt Schuttevaer. Bei gutem Wetter. Und wenn es zu sehr stürmt, das Schiff doch abrutscht und sinkt? „Dann haben wir ein Problem.“

    Dieses hat der Kapitän der Concordia ohnehin. Mitschnitte des Funkverkehrs mit der Hafenaufsicht belasten den 52-jährigen Francesco Schettino weiter (siehe Artikel rechts). Die zuständige Richterin in Grosseto entschied gestern Abend, ihn aus der Untersuchungshaft zu entlassen und unter Hausarrest zu stellen. Die Staatsanwaltschaft will Schettino wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Herbeiführung von Schiffbruch zur Verantwortung ziehen. Außerdem soll er sein Schiff lange vor Abschluss der Rettungsmaßnahmen verlassen haben.

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