Herr Brückner, Sie verkörpern Martin Luther im Historien-Drama „Zwischen Himmel und Hölle“, das anlässlich des Reformationsjubiläums im ZDF am Montag, 30. Oktober, um 20.15 Uhr läuft. Welcher Konfession gehören Sie an?
Maximilian Brückner: Ich bin katholisch. Als ich zum Casting gegangen bin, habe ich fast nicht geglaubt, dass ein bayerischer Katholik ernsthaft für die Rolle infrage kommt. Aber es hat geklappt, und ich bin sehr froh darüber.
Welche Rolle spielt Religion in Ihrem Leben?
Brückner: Ich glaube an etwas – ob das unbedingt der christlichen Norm entspricht, ist eine andere Sache. Ich bin mit manchen Dingen in der Kirche gar nicht einverstanden. Was ich an Religion mag, ist der hohe Stellenwert von Gemeinschaft und Nächstenliebe. Und ich gehe gerne in Kirchen, weil sie zu den wenigen Orten zählen, wo man sich zurückziehen kann, wo man sein Handy auslässt und still sein darf.
Luther hat die Bibel ins Deutsche übersetzt. Wann haben Sie zum letzten Mal in der Bibel gelesen?
Brückner: Bei den Dreharbeiten zum Film. Mir ist dabei klar geworden, wie poetisch Luther die Bibel übersetzt hat. Nehmen Sie nur die Stelle: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Das finde ich einfach wunderschön. Mir war auch nicht klar, welchen starken Einfluss Luther auf die deutsche Sprache hat. „Perlen vor die Säue“ ist nur eines von vielen bekannten Zitaten. Seine Bibelübersetzung war das erste Buch, das massenhaft gedruckt und verbreitet wurde, und deshalb hat er die Alltagssprache so beeinflusst.
Was hat Sie daran gereizt, Martin Luther zu spielen?
Brückner: Es hat mich total überzeugt, wie im Drehbuch die Wandlung Luthers geschildert wurde – die vom Mönch, der sagt, dass es mit dem Ablasshandel so nicht weitergehen kann, zu einem berühmten Politiker, der sich mit den Obrigkeiten arrangiert und plötzlich mit dem Kurfürsten und dem Erzbischof am Tisch sitzt. Das fand ich spannend. Es hat mich auch deshalb interessiert, weil ich als Schauspieler aus Erfahrung weiß, was es heißt, im Rampenlicht zu stehen. Es verändert einen Menschen, wenn er auf einmal extrem bekannt wird.
Was ist in Ihren Augen das zentrale Anliegen des Films?
Brückner: Es geht darum zu zeigen, dass Luther die Kirche nicht im Alleingang reformiert hat. Der Film erzählt die Geschichte von drei jungen Leuten, die die Welt verändern wollten – Martin Luther und seine beiden Mitstreiter Andreas Bodenstein und Thomas Müntzer. Sie waren nicht die Ersten, sie kamen bloß zur richtigen Zeit. Luther wäre heute nicht so bekannt oder vielleicht auch hingerichtet worden wie Jan Hus im Jahrhundert zuvor, wenn die Zeit nicht reif gewesen wäre.
Haben Sie versucht, sich Luther optisch anzugleichen?
Brückner: Ich habe ein bisschen zugenommen, er war ja etwas runder, und deshalb habe ich eine Zeit lang mehr gegessen als üblich. Dann haben wir meine Haare so frisiert, dass mein Gesicht breiter wirkte. Außerdem wurden die Zähne von uns Schauspielern künstlich verdreckt, was ich super fand. Es ist schlimm, wenn die Darsteller in historischen Filmen ihre blendend weißen Hollywoodzähne in die Kamera halten.
Haben Sie Luthers Wirkungsstätten aufgesucht?
Brückner: Nein, die sind ja auch nicht mehr originalgetreu erhalten. Die Wartburg hat mit der damaligen Zeit gar nichts zu tun. Ich war froh, dass wir in Tschechien gedreht haben, da musste man nicht ganze Straßenzüge umbauen, das ist an den entsprechenden Stellen viel authentischer, als es die Wartburg heute ist. Man geht dort durch Dörfer und Straßen und fühlt sich wie in dieser Zeit – ich musste nur die Kutte anlegen, und es funktionierte sofort.
Sie meinen Luthers berühmte Mönchskutte, die fest zu unserem Bild vom Reformator gehört…
Brückner: Die fand ich übrigens superbequem. Ein bisschen kalt vielleicht, aber mit Unterwäsche ging es. Es ist ein interessantes Kleidungsstück – so eine Kutte ist schnell angezogen, und man muss sich nicht lange überlegen, was man wie kombinieren könnte. Sie hält auch Wasser ab, weil sie aus festem Stoff ist, und optisch sieht sie mit der Kapuze wahnsinnig cool aus, finde ich.
Einige Szenen in dem Film wirken relativ gegenwärtig – unter anderem fällt der Satz: „Das ist doch irre.“ Sprachen die Leute damals so?
Brückner: Was speziell diese Formulierung betrifft, weiß ich es nicht. Lustigerweise gibt es Wörter, die für uns völlig modern wirken, die haben die Menschen damals aber gesagt. Wir haben im Film auf jeden Fall versucht, unser heutiges Deutsch der Sprache von damals anzupassen, ohne dass es zu altbacken wirkt.