June Steenkamp hat ein Buch über den Tod ihrer Tochter Reeva Steenkamp geschrieben. Das 29 Jahre alte Model wurde 2013 von seinem Freund dem Sprintstar Oscar Pistorius durch die geschlossene Toilettentür erschossen. Laut der Mutter des Opfers, wollte Reeva Steenkamp in der Tatnacht ihren Lebensgefährten Pistorius verlassen.
June Steenkamp: Tochter Reeva wollte Pistorius verlassen
"Sie hatte ihre Klamotten zusammengepackt. Unserer Ansicht nach besteht kein Zweifel: Sie hatte sich entschieden, Oscar in dieser Nacht zu verlassen", schreibt June Steenkamp in dem Buch über ihre Tochter, aus dem die britische Zeitung "The Times" in ihrer Wochenendbeilage zitierte.
Oscar Pistorius wurde am vergangenen Dienstag wegen der tödlichen Schüsse auf seine Freundin zu fünf Jahren Haft verurteilt. Pistorius hatte die 29-Jährige in der Nacht zum Valentinstag durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses erschossen. Er gibt an, hinter der Tür einen Einbrecher vermutet und in Panik geschossen zu haben.
Pistorius als "arrogant", "launisch", "besitzergreifend" und "hinterlistig" beschrieben
Der Fall Pistorius - eine Chronologie
14. Februar 2013: Steenkamps Leiche wird in Pistorius' Wohnung gefunden. Der Sportler hatte die 29-Jährige durch die geschlossene Toilettentür mit vier Schüssen aus einer seiner Schusswaffen getötet. Er wird festgenommen.
15. Februar 2013: Bei einem ersten Gerichtstermin, bei dem Pistorius Mord an seiner Freundin zur Last gelegt wird, bestreitet er den Mordvorwurf.
19. Februar 2013: Pistorius macht geltend, er habe hinter der Toilettentür einen Einbrecher vermutet und "furchtbare Angst" gehabt.
22. Februar 2013: Pistorius wird gegen eine Kaution von umgerechnet 75.000 Euro freigelassen.
März 2014: Zum Prozessauftakt sagt eine Zeugin aus, sie habe in der Tatnacht "schreckliche Schreie" einer Frau und Schüsse gehört. Pistorius übergibt sich bei der Verlesung des Autopsieberichts.
April 2014: Pistorius beginnt seine Aussage mit einer Entschuldigung bei Steenkamps Familie. Immer wieder bricht er im Kreuzverhör in Tränen aus und verwickelt sich auch in Widersprüche.
30. Juni 2014: Nach sechswöchiger Pause, in der sich Pistorius psychiatrischen Untersuchungen unterziehen muss, erklären drei Psychiater und ein Psychologe, dass der Angeklagte zur Tatzeit voll schuldfähig war.
11. September 2014: Richterin Thokozile Masipa spricht Pistorius von den Vorwürfen des Mordes und des Totschlages frei.
12. September 2014: Pistorius wird wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässigen Waffengebrauchs in einem Fall schuldig gesprochen.
21. Oktober 2014: Das Strafmaß wird verkündet: maximal fünf Jahre Gefängnis. Pistorius muss seine Haft sofort antreten.
10. Dezember 2014: Die Berufung wird zugelassen.
19. Oktober 2015: Pistorius wird auf Bewährung und unter Auflagen vorzeitig aus der Haft in den Hausarrest entlassen.
3. November 2015: Im Berufungsverfahren fordert die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung wegen Mordes
3. Dezember 2015: Pistorius wird wegen Mordes schuldig gesprochen, der Fall wird an die Vorinstanz zurückverwiesen.
3. März 2016: Das Verfassungsgericht weist eine Beschwerde des Sportlers gegen den Schuldspruch zurück.
6. Juli 2016: Pistorius wird zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er tritt seine Strafe sofort an. Sowohl Anklage als auch Verteidigung können Berufung gegen das Strafmaß einlegen.
Die Mutter von Reeva Steenkamp äußert sich in ihrem Buch "schockiert" über das aus ihrer Sicht zu milde Urteil. Ihrer Tochter sei dadurch keine Gerechtigkeit widerfahren. Sie beschreibt Pistorius als "arrogant", "launisch", "besitzergreifend" und "hinterlistig". Ihre Tochter habe Pech gehabt, den an den Unterschenkeln amputierten Ausnahmesportler zu treffen, "denn früher oder später hätte er jemanden umgebracht".
In einem Gespräch mit der "Times" gaben Reeva Steenkamps Eltern an, Pistorius persönlich treffen zu wollen. Er wünsche sich, dass der 27-Jährige "wahrhaft aufrichtig" sage, dass es ihm leid tue, sagte Vater Barry.
Buch "Reeva: a mother's story" erscheint bald
Das Buch "Reeva: a mother's story" erscheint am 6. November. Mit den Einnahmen wollen die Steenkamps ihre finanziellen Probleme lindern. Außerdem soll das Geld genutzt werden, um eine Stiftung für sexuell missbrauchte Frauen in Südafrika einzurichten. afp/AZ