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Echo-Verleihung 2018: Reaktionen auf den Echo: "Das Publikum hatte nicht den Anstand rauszugehen"

Echo-Verleihung 2018

Reaktionen auf den Echo: "Das Publikum hatte nicht den Anstand rauszugehen"

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    Trotz aller Kritik: Kollegah (links) und Farid Bang zeigen sich bei der Echo-Verleihung 2018 in bester Stimmung.
    Trotz aller Kritik: Kollegah (links) und Farid Bang zeigen sich bei der Echo-Verleihung 2018 in bester Stimmung. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Es gab Pfiffe und Buh-Rufe im Publikum, als Farid Bang und Kollegah den Echo entgegennahmen. Die umstrittenen Rapper gewannen den Musikpreis in der Kategorie Hip-Hop/Urban National - nach einer Debatte über ihre als antisemitisch kritisierten Texte. Im Zentrum der Kritik steht die Textzeile "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen". 

    Bei Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit sei eine Grenze überschritten, sagte Campino, Frontmann der Toten Hosen, auf der Bühne. Die Toten Hosen hatten zuvor den Preis als bester nationaler Rock-Act gewonnen. "Ich will hier keine Politikdebatte daraus machen", sagte Kollegah zur Kritik. Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker nicht, sagte Kollegah weiter, als er den Preis entgegennahm.

    Echo 2018: "Das Publikum hatte nicht den Anstand rauszugehen"

    Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich entsetzt über den Echo für die Rapper. Es sei "ein verheerendes Zeichen", den wichtigsten deutschen Musikpreis an "vermeintliche Künstler" zu verleihen, die ein gesellschaftliches Klima bedienen, in dem Antisemitismus offenbar wieder normal sei, erklärte Knobloch in München.

    Empört zeigten sich nach der Echo-Verleihung 2018 auch viele Journalisten. "(...) Denn trotz all der Preise für Zivilcourage, die dieses Land regelmäßig vergibt, trotz aller Kritik im Vorfeld konnte nicht nur die Jury zu ihrem unglaublichen Urteil kommen, nein, auch im Publikum der Echo- fand sich kaum jemand, der zumindest den Anstand hatte, einfach aufzustehen und zu gehen. Nur einige wenige verließen den Saal", hieß es etwa auf bild.de.

    Spiegel Online kritisierte das Schweigen der Stars ebenfalls - vor allem das von Schlagerstar Helene Fischer. "Die vielleicht zurzeit relevanteste deutsche Popkünstlerin trat zwar gleich zweimal als Sängerin auf und bekam einen Preis überreicht, dankte aber lieber ausgiebig ihrem "scharfen Team" und ihren Bossen von Universal Music, statt ihre Autorität als heimliche Echo-Queen mit einem gesellschaftlichen Statement zu untermauern."

    FAZ.net schrieb am Morgen nach der Verleihung von einer "unpassenden Auszeichnung". Die werde dem Musikpreis aber vermutlich auch nicht schaden. "Denn über den Echo schimpfen Kritiker schon so lange, wie es ihn gibt. Die Show und die (Playback-)Auftritte seien langweilig und blutleer und die prämierte Musik schlecht, weil die Deutschen einen miesen Musikgeschmack hätten, der Echo aber die Musik auszeichnet, die sich am besten verkauft."

    Thore Schölermann: "Damit sind alle anderen Ehrungen keine Ehre mehr"

    Moderator Thore Schölermann postete am Echo-Abend ein Stinkefinger-Foto bei Instagram und schrieb dazu: "Damit sind alle anderen Ehrungen keine Ehre mehr sondern einfach nur peinlich."

    Der Comedian Oliver Polak fand ebenfalls deutliche Worte. Dass der Echo die beiden Künstler am Holocaust-Gedenktag auftreten lasse, sei an Zynismus und Rohheit nicht zu übertreffen, schrieb der 41-Jährige auf Facebook. Es sei eine makabre Doppelmoral, sich von den Inhalten zu distanzieren und diese gleichzeitig zur Primetime ausstrahlen zu wollen. Er hoffe auf Widerstand.

    Schauspielerin und Moderatorin Ruth Moschner sagte am Abend gegenüber bild.de: "Das hat nichts mit Kunst zu tun, das ist für mich Blödheit!" (dpa/fla)

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