Es war das Jahr, als Fußball-Deutschland die Wembley-Schmach erlitt. Als die Beatles ihre letzten Live-Konzerte gaben. Als am Samstagnachmittag immer Onkel Franz kam, mit seinen Peter Stuyvesant die Wohnung verstank und gegen den Beatclub anwetterte.
Es war 1966. Da begann auch eine kleine TV-Revolution, natürlich in Schwarz-Weiß. Die „Raumpatrouille Orion“ startete am 17. September, also vor 50 Jahren, in das unendliche Weltall, unterstützt von der Münchner Produktionsfirma Bavaria. Die siebenteilige Staffel, produziert von der ARD und samstags nach der „Tagesschau“ zu sehen, verhalf dem damals 40-jährigen Dietmar Schönherr (1926-2014) zu bleibendem Ruhm.
Raumpatrouille Orion: Für eine Fortsetzung fehlte das Geld
Der Österreicher überzeugte als sturköpfiger „Orion“-Kommandant Cliff Allister McLane. Neun Tage zuvor hatte sich in den USA das „Raumschiff Enterprise“ in ferne Galaxien aufgemacht. Von Rivalität kann trotzdem keine Rede sein. Zum einen kamen Captain Kirk und Co. erst 1973 deutsch synchronisiert ins deutsche Fernsehen. Zum anderen kann ein Raumschiff Orion, dem aus finanziellen Gründen keine Fortsetzung beschieden war, nicht mit einem Jahrhundertprojekt konkurrieren.
Es war ohnedies unglaublich, was „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“, so der frühere Titel, mit schlagfertigen Dialogen, einer witzig-altbackenen Techniksprache, angestrengter Bildmontage und einem großartigen Team aufbot. So meldet sich in der ersten Folge Dietmar Schönherr so: „Hier ist die Orion 7 unter Commander Cliff Allister McLane. An Oberste Raumbehörde, Sektion 12, Abteilung Astrotechnik über Jupiter außen und EAS 3.“ Wenig später wird er strafversetzt und muss mit der neuen Chefin Tamara Jagellowsk (Eva Pflug) zusammenarbeiten. Was ist denn nun das Besondere an dieser Orion, die die Erde von Bedrohungen aus dem All schützen soll?
Es ist die Crew, zu der unter anderem Hasso Sigbjörnson (Claus Holm), Mario de Monti (Wolfgang Völz), Atan Shubashi (Friedrich G. Beckhaus) und Helga Legrelle (Ursula Lillig) gehören. Skurrile Namen, die die Internationalität an Bord illustrieren sollen. „Liebes Kind“ sagt McLane einmal zu der gestandenen Jagellowsk. Wer jetzt glaubt, was von frauenfeindlich sagen zu müssen, dem sei eine der Kultnächte empfohlen, die hin und wieder in Kinos stattfinden. Wo fast jeder Dialog mitgesprochen wird und die mit einer Art merkwürdig quergescheitelter Courrèges-Frisur ausgestatteten TV-Frauen schnell von Begriff sind.
Weltall-Serie: Roboter griffen mit Wurstgabeln und Teelöffeln zu
Eine vor allem hatte es den jungen Männern wie den Frauen angetan. Lydia van Dyke, Befehlshaberin der Schnellen Raumverbände, gespielt von Charlotte Kerr – messerscharfer Intellekt, streng und fähig zu Ping-Pong-Dialogen. Es war eine verrückte Welt. Im „Starlight Casino“ tanzte die Crew am Feierabend so verrenkt zappelig, dass man darin nur eine Parodie auf die frühe Disco-Ära sehen konnte.
Für Lacher sorgte auch die technische Ausstattung. Womit wir vor allem bei jenem legendären Bügeleisen wären, das eine bedeutende Rolle bei der Steuerung spielte. Wasserhähne, Bleistiftspitzer und Garnrollen vervollständigten des Arsenal des Orion-Kampfstands. Roboter griffen mit Wurstgabeln und Teelöffeln zu. Vermutlich ein Albtraum für jeden Kuka-Mitarbeiter.
Berühmt ist der Eingangssatz der Serie: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein... es gibt keine Nationalstaaten mehr.“ Wohlgemerkt, die Serie spielt im Jahr 3000. Die Vision mit der Auflösung der Nationalstaaten wird wohl nach heutiger Kenntnis Science-Fiction bleiben. Uns bleibt eine vergnügliche Erinnerung.