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Rapper Cro: Cro, der mit der Pandamaske: Ein "Mann im Kinde"

Rapper Cro

Cro, der mit der Pandamaske: Ein "Mann im Kinde"

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    Archivfoto: Der deutsche Rapper Cro steht am 24.08.2013 auf der Bühne der Trabrennbahn in Hamburg. Er ist inzwischen ein bekannter Musiker in Deutschland.
    Archivfoto: Der deutsche Rapper Cro steht am 24.08.2013 auf der Bühne der Trabrennbahn in Hamburg. Er ist inzwischen ein bekannter Musiker in Deutschland. Foto: Malte Christians

    Cro gehört aktuell zu den beliebtesten Künstlern der deutschen Musikszene. Im AZ-interview erzählt er, warum er sich immernoch wie ein Junge fühlt und was seine Mutter von seiner Musik hält:

    So siehst du in natura also aus.

    Cro: Schrecklich, oder?

    Man kann sich daran gewöhnen. Wie viel Prozent deines Erfolgs macht die Maske aus?

    Cro: Die Maske ist auf jeden Fall wichtig für den Wiedererkennungswert. Die Songs sind gut, die hätten vielleicht auch ohne Maske funktioniert, aber die Maske hat meinen Bekanntheitsgrad als Person krass gesteigert. Wenn ich im Taxi sitze, es läuft ein Lied von mir und der Taxifahrer fragt „Wer ist das denn?“, dann sage ich „Na, der Cro.“ Meist kommt dann ein „Kenn ich nicht.“ Aber wenn ich antworte „Das ist der mit der Pandamaske“, dann wissen es alle.

    Du bist superberühmt, aber die meisten kennen dich nur mit Maske. Was ist das für ein Gefühl, wenn du als Carlo durch die Stadt läufst oder im Club ein Mädchen kennenlernst?

    Cro: Super ist das. Ich erzähle das auch niemandem. Wenn das jemand weiß oder rauskriegt, ist das immer gleich so ein ekelhaftes Verhältnis. Toll finde ich auch, wenn die das dann vier Tage später rauskriegen und mir schreiben: „Waaaas? Willst du mich verarschen??“ Das ist immer lustig. Ich lerne Menschen eindeutig lieber incognito, ohne Maske kennen. Spiderman läuft ja auch nicht rum und sagt „Ich bin Spiderman“.

    Du bist also der Spiderman des deutschen Sprechgesangs?

    Cro: Die Situation ist ähnlich, oder? Bei Spiderman sagen auch die meisten nur „Hey, cooles Kostüm“. Wenn ich mit Maske durch die Straße laufe, dann ist die übliche Reaktion auch nicht „Hey, da ist Cro“. Sondern „Hey, geile Verkleidung, wer bist du denn wirklich?“

    Du machst jetzt auf „Melodie“ auch ein bisschen auf dicke Hose. „I can feel it“ und „Meine Gang“ sind gleich am Anfang zwei Stücke, in denen du austeilst und behauptest, der Coolste zu sein. Willst du nicht mehr der Nette sein?

    Cro: Doch, ich bin immer noch nett. Ich war sogar immer richtig, richtig nett, habe noch nie auf den Putz gehauen und gesagt: „Ich bin der Krasseste.“ Obwohl ich es hätte sagen können, einfach weil ich gerade der Krasseste bin. Aber ich wollte mir nicht mehr gefallen lassen, dass mir immer wieder Leute auf den Fuß treten und ans Bein pissen. Ich tue denen doch gar nichts. Die sollen mich einfach in Ruhe lassen. Also habe ich jetzt mal den Mund aufgemacht.

    Die Mädchenlieder handeln oft von Sehnsucht. Du malst dir aus, wie es sein könnte mit einem Mädchen. So gut wie gar nicht geht es um eine aktuelle, glückliche Beziehung.

    Cro: Ich bin der Schwamm meiner Umwelt. Ich sauge alles auf. Es kann sein, dass ein Freund Stress mit seiner Freundin hat, mich drei Stunden vollquatscht und ich anschließend ein Lied über ihn schreibe. Was bei mir selbst gerade beziehungsmäßig los ist oder auch nicht, ich finde, das sollte egal sein. Das geht niemanden etwas an und das mag ich auch gar nicht erzählen.

    Dein erstes Album „Raop“ und Singles wie „Easy“ oder „Einmal um die Welt“ haben sich insgesamt zwei Millionen Mal verkauft, auch „Traum“ ist gleich Nummer Eins geworden. Dein Erfolg nimmt langsam Helene-Fischer-artige Züge an, ist dir das bewusst?

    Cro: Klar, das ist der Wahnsinn. Der Mega-Wahnsinn. Ich wache jeden Morgen auf und denke: „Macht immer noch Spaß.“ Ich habe so viele Pläne, arbeite ohne Ende und war seit Jahren nicht mehr im Urlaub.

    Hast du diesen ganzen Erfolg im Kopf verarbeiten können?

    Cro: Nö, keine Zeit. Brauche ich auch nicht. Die Menschen fragen immer, ob ich das alles kapiert hätte. Na klar habe ich das, warum auch nicht, es ist halt so jetzt. Manche bewerben sich, kriegen den Job, blühen auf. Da fragt ja auch keiner: „Und, kannst du fassen, dass du in diesem tollen Unternehmen arbeitest?“

    Der Erfolg hat dich nicht verdorben?

    Cro: Nee, null. Das liegt auch daran, dass ich gleich aus dem Haus gehe und mich keiner erkennt. Für die anderen bin ich einfach ein normaler Typ, es wäre lächerlich, wenn ich Starallüren entwickeln würde. Die Maske beschützt mich also auch davor, durchzudrehen.

    Bleibt die Maske eigentlich?

    Cro: Die bleibt. Ich habe nicht vor, sie in der Öffentlichkeit abzunehmen.

    In „Never Cro up“ behauptest du, der schlechteste Erwachsene überhaupt zu sein. Bist du noch Junge oder eher Mann?

    Cro: Ich fühle mich wie ein Junge, aber ich handele wie ein Erwachsener. Ich treffe zu viele wichtige Entscheidungen, als dass ich noch Kind sein könnte. Trotzdem nehme ich alles mit so einer kindlichen Lockerheit, mit so einem „Dann mach einfach“. Ich neige dazu, alles nicht richtig ernst zu nehmen. Das könnte man kindisch nennen.

    Hast du dich daran gewöhnt, weniger zu schlafen als früher?

    Cro: Ich schlafe eher mehr als früher. Als ich noch im Stuttgarter Medienhaus als Cartoonist und Gestalter gearbeitet habe, bin ich jeden Tag aus Aalen gekommen, anderthalb Stunden hin und wieder anderthalb zurück. Nachts habe ich oft Musik gemacht und dann nur vier Stunden gepennt. Jetzt achte ich ein bisschen darauf, dass ich morgens bis mindestens 10 Uhr schlafen kann.

    Wohnst du noch zu Hause?

    Cro: Auch. Ich teile mir mit meinem Bruder eine Bude in Stuttgart, aber da kann ich nicht laut sein. Während des Albummachens war ich lieber daheim. Das Haus ist riesengroß und leer, nur meine Mum ist noch da. Die ist froh, wenn wieder ein bisschen Leben im Haus ist.

    Spielst du deiner Mutter Songs vor?

    Cro: Ich hole sie manchmal und frage sie, was sie davon hält. Aber sie ist Mitte 50 und einfach schon sehr weit weg von der Jugend. Sie ist auch recht kritisch. Sie mag zum Beispiel gar nicht, wenn ich „ficken“ singe.

    Dann wird ihr „Cop Love“, deine Fantasie, wie du von einer Polizistin rangenommen wirst, kaum gefallen. Das F-Wort kommt dort vor.

    Cro: Klar, okay, das ist nicht Mums Welt. Auf der anderen Seite: Mit „ficken“ schockst du niemanden mehr.

    Deine Fans sind zum Teil sehr jung.

    Cro: Ja, ich weiß, aber ich will gar nicht wissen, was die Neun- oder Zehnjährigen heute schon so googeln. Gib’ doch nur mal das Wort „Brüste“ ein, und du bekommst Bilder, auf denen Menschen Sex haben, und man alles sieht. Wir sind früher kichernd in den Laden rein und haben die „Praline“ geklaut. Heute schicken die sich die Pornos einfach per Handy hin und her.

    Verkörperst du die aktuelle Jugendkultur?

    Cro: Das denke ich schon. Ich bin nah dran und glaubwürdig.

    Du hast mit H&M eine Kollektion entworfen. Soll die Mode als alternatives Standbein ausgebaut werden?

    Cro: Schöne Kleidung, moderne Schuhe – das ist doch super. Das soll meine zweite Zukunft werden. Allerdings habe ich nicht vor, eigene Läden aufzumachen.

    Das Interview führte Steffen Rüth

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