Dass Weltmeisterschaften eine große Herausforderung sein können, wissen die Deutschen spätestens seit vergangenem Samstag: Wie schon die Fußballnationalmannschaft der Herren 2018 mussten auch die deutschen Fußball-Frauen frühzeitig die Segel streichen.
Wer nun Abstand vom Fußball braucht und andere Herausforderungen auf Weltniveau sucht, sollte ins englische Marshwood fahren: Dort findet seit 1997 einmal im Jahr die Weltmeisterschaft im Brennnessel-Essen statt - mit rohen Brennnesseln, versteht sich. Ähnlich schmerzhaft dürfte die Schachbox-WM sein: Die Teilnehmer messen sich abwechselnd in Schach- und Boxrunden und kombinieren gewissermaßen Faust und Verstand. Wir stellen Randsportarten vor, die es zu einer Weltmeisterschaft gebracht haben.
Von Frauentragen bis Matschfußball: Die kuriosesten Weltmeisterschaften
Schachboxen:Schachboxen kombiniert auf den ersten Blick unvereinbare Dinge: Muskulöse Boxer spielen zunächst eine Runde Schach - und setzen ihren Kampf dann im Ring fort. Elf Runden hat ein solches Duell, davon sechs im Schach. Der Gewinner wird durch Knockout, technischen K.O. oder Schachmattsetzen des Gegners ermittelt. War das Schachboxen zunächst als Kunstform gedacht, hat es sich mittlerweile professionalisiert: Seit 2013 existiert ein Weltverband, die World Chess Boxing Association (WCBO).
Frauentragen: Auch im Frauentragen scheint es eine weltweit aktive Szene zu geben: Die Teilnehmerpaare der diesjährigen Weltmeisterschaft im finnischen Sonkajärvi kommen unter anderem aus Russland, Frankreich, Deutschland, Neuseeland und den USA. Die teilnehmenden Herren müssen ihre Partnerinnen über einen etwa 250 Meter langen Kurs tragen - und dabei Hindernisse wie Wasserbecken und Steine überwinden.
Brennnessel-Essen: Der Geheimtipp unter den extremen Randsportarten kommt aus England. In Marshwood trifft sich seit 1997 jährlich die Weltelite des Brennnesselessens. Trotz des vermutlich unangenehmen Mundgefühls bleiben die Teilnehmer im Video überraschend ruhig. Wer das Turnier gewinnen will, muss nach Ablauf von einer Stunde die meisten leeren Stängel vorweisen können. Dieses Jahr findet das Turnier am 27. Juli statt - und hat noch offene Plätze.
Gummistiefel-Weitwurf: Ursprünglich in Finnland entstanden, ist der Gummistiefel-Weitwurf heute eine globale Sportart. Auch wenn die meisten Teilnehmer der jährlich stattfindenden WM noch immer aus Nordeuropa kommen, gibt es auch in Deutschland eine aktive Szene. Auch die Briten beanspruchen den Sport unter dem Namen "Wellie wanging" für sich - der Name steht für den "Wellington boot", eine Art von Gummistiefel. Die Höchstweiten sind olympiareif: Bei den Männern wurden 2012 68 Meter gemessen, bei den Frauen liegt der Rekord seit 2008 bei knapp 50 Metern.
Bart-WM: Weniger mit sportlicher Ausdauer als viel mehr mit ausdauernder Bartpflege versuchen die Teilnehmer der Bartweltmeisterschaft, Siege in ihrem Sport einzufahren. Die Beurteilung durch eine Jury erfolgt in drei Klassen: Schnurrbärte, Teilbärte und Vollbärte. Regelmäßige Teilnehmer müssen reisefreudig sein: Die WM fand bereits in Deutschland und Belgien, aber auch in Alaska und Norwegen statt.
Matschfußball: Auch im Fußball gibt es ungewöhnliche Spielarten - eine davon findet auf möglichst morastigen Plätzen statt. Was in manchen deutschen Fußballclubs der Armut geschuldet ist, wird hier zum Prinzip: Jeweils sechs Spieler pro Team kämpfen sich in zwei Halbzeiten von je zehn Minuten durch den Schlamm und versuchen, mehr Tore zu erzielen als der Gegner. Im Zweifel entscheidet eine zehnminütige Verlängerung oder ein Elf-Meter-Schießen.