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Randbemerkung: Lothar als osteuropäischer „Bachelor“

Randbemerkung

Lothar als osteuropäischer „Bachelor“

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    Lothar Matthäus. Foto: Wassil Donew dpa
    Lothar Matthäus. Foto: Wassil Donew dpa

    WM 1990 in Italien. Im Alter von neun Jahren, als jede Fernsehminute nach 20 Uhr härter als ein Wimbledon-Sieg gegen Roger Federer erkämpft werden musste, träumte jeder Bub von einer Karriere, wie sie Lothar Matthäus hinlegte. Später war er Weltfußballer und Weltsportler, war Idol und Vorbild. Die WM – sein Turnier.

    Zwei Jahrzehnte danach wird der Held von damals nur noch milde belächelt. Derzeit wegen einer Doku-Sendung, in der er sich vorführen lässt. „Loddar“ sortiert Joghurts zur Viererkette, brät matschige Spiegeleier oder philosophiert wie Aristoteles über das Gemüsebeet seiner Eltern. Sechs Folgen strahlt Vox aus. Dann ist erst mal Schluss. Stoff und verbale Vorlagen für weitere Sendungen gäbe es genug. Ein Ausblick:

    Folge 7 Lothar wird für eine englische Fußballshow als TV-Experte engagiert. Er bekommt den Job, weil er in die Bewerbung Bilder seiner Freundin Joanna Tuczynska mischt. Der Sender glaubt, das Unterwäschemodel wolle den Job. Als der Irrtum auffliegt, will der Sender Lothar loswerden. Der stürmt tobend ins TV-Studio: „Ju sink, ju ken pläj wis mi. Ei em not a tscheilt. Sorri, ju rispekt mi not.“

    Folge 8 Als Löw überraschend zurücktritt, bringt sich Lothar ins Spiel. 17 Stunden darf er sich als Bundestrainer fühlen. Dann sickert durch, dass er vertraglich gebunden ist: als Hauptdarsteller des osteuropäischen „Bachelor“. Aus Lilianas, Joannas und Marihuanas soll er diejenige auswählen, mit der er länger als einen Monat zusammenbleibt.

    Folge 9 Uli Hoeneß hat sich längst bei Lothar entschuldigt, Greenkeeper wird der dennoch nicht. Aber Hoeneß erbarmt sich. Lothar, der gelernte Raumausstatter, gestaltet die Kabinen des FC Bayern. Weil er Buddha-Figuren aufstellt, wird er entlassen. Lothar geht im Groll: „Ein Wort gab das andere – wir hatten uns nichts zu sagen.“

    Folge 10 Bei einem Benefizspiel der Selbsthilfegruppe „Weltfußballer – der Abstieg nach dem Aufstieg“ kickt Lothar mit den Brasilianern Romário und Ronaldo und dem Argentinier Maradona. Nach 20 Minuten humpelt Lothar vom Platz. Seine Diagnose: „Ich habe gleich gemerkt, das ist ein Druckschmerz, wenn man draufdrückt.“

    Folge 11Vox schickt Lothar in den Dschungel. Als Gast tritt er in „Ich war ein Star – bringt mich hier rein“ auf. Von der Gruppe um Eike Immel und Ailton ist Lothar begeistert: „Wir sind eine gut intrigierte Truppe.“

    Lothar Matthäus hat eine großartige Karriere auf dem Platz hinter sich. Weltmeister 1990, Europameister 1980, dazu Meistertitel und Pokaltriumphe in Deutschland und Italien, sowie eine Auszeichnung als Weltfußballer. Zudem gilt er als internationaler Großmeister im "Von-sich-selbst-in-der-dritten-Person-sprechen".
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    Folge 12 Entfällt kurzfristig. Erich Ribbeck soll den deutschen Fußball revolutionieren, ist wieder Bundestrainer und setzt auf Erfahrung. Der 53-jährige Lothar absolviert als Libero sein 151. Länderspiel – und ist zufrieden: „Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.“

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