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Prozess in Augsburg: Im Video: "Protz Prinz" ringt mit Augsburgs Justiz

Prozess in Augsburg

Im Video: "Protz Prinz" ringt mit Augsburgs Justiz

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    Prinz Marcus von Anhalt stand heute in Augsburg erneut vor Gericht.
    Prinz Marcus von Anhalt stand heute in Augsburg erneut vor Gericht. Foto: Ulrich Wagner

    Der „Protz Prinz“ gibt sich bescheiden – zumindest für seine Verhältnisse. Marcus von Anhalt, 49, verzichtet am Dienstag in Augsburg auf einen Luxuswagen. Er lässt sich mit dem Taxi vom Vier-Sterne-Hotel Drei Mohren zum Gerichtsgebäude fahren. Warum nimmt er nicht den Rolls Royce? Er versuche es jetzt mit Bescheidenheit, meint der Mann, der im Rotlichtmilieu ein Vermögen gemacht hat. „Vielleicht komme ich da besser weg.“

    Es sind Welten, die seit zwei Jahren im Augsburger Strafjustizzentrum regelmäßig aufeinander prallen. Die Justiz mit ihren auf Seriosität ausgerichteten Ritualen. Und der Selbstdarsteller aus dem Milieu, der sich im Gerichtssaal provokativ lässig gibt. Marcus von Anhalt stellt sich bereitwillig den Fotografen und Kamerateams. Er streckt den Daumen nach oben, dann formt er mit den Fingern das Victoryzeichen. Später posiert er grinsend mit einer Ausgabe der Strafprozessordnung.

    Marcus von Anhalt: Luxusflotte war nötig, um Eindruck zu machen

    Tatsächlich kann der Adoptiv-Sohn von Hollywood-Legende Zsa Zsa Gabor den Strafprozess dieses Mal deutlich entspannter angehen. Er ist nach zwei Jahren in Untersuchungshaft Ende April freigekommen. Einiges spricht dafür, dass er nicht mehr hinter Gitter muss. Wenn es um die Zeit im Knast geht, hört auch für einen, der gerne den starken Mann gibt, der Spaß auf. Er macht keinen Hehl daraus, dass es in einer kleinen Neun-Quadratmeter-Zelle hart war für ihn. Obwohl er beim Gefängnispersonal und den Mithäftlingen durchaus beliebt war.

    Marcus von Anhalt ist im Januar 2015 vom Augsburger Landgericht wegen Steuerhinterziehung zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem, weil er Luxusautos steuerlich über seine Firma abgesetzt, sie aber privat genutzt haben soll. Gegen das Urteil legten seine Anwälte Revision beim Bundesgerichtshof ein – mit Erfolg. Die Karlsruher Richter sind zwar der Ansicht, dass er Steuern hinterzogen hat. Die Autos könnte er aber zumindest teilweise auch beruflich genutzt haben, so die Richter. Damit würden sich Steuerschaden und Strafmaß reduzieren. Der gelernte Metzger aus Pforzheim, der sich zur Milieu-Größe hocharbeitete, beharrt darauf, dass er die Luxusauto benötigt, um in seiner Branche Eindruck zu machen.

    Es geht um mehrere Porsche, einen Ferrari, einem Maybach, einen Mercedes Mc Laren, einen Rolls Royce. „Ich kann doch nicht mit einem Fiat vorfahren, da nimmt mich keiner ernst“, sagt er. Und er giftet in Richtung Justiz: „Ich bin der erste Unternehmer in Deutschland, der seine Autos nicht von der Steuer absetzen darf.“ Marcus von Anhalt fühlt sich von der bayerischen Justiz verfolgt. Es war ein Fehler, meint er, dass seine Bordell-Holding ihren Sitz zeitweise in Neu-Ulm hatte. Nur deshalb ist die Staatsanwaltschaft Augsburg nämlich zuständig für ihn.

    Die hätte den Bordellkönig gerne weiter im Gefängnis gesehen. Erst vor wenigen Wochen hatte das Landgericht einen neuen Haftbefehl ausgestellt. Doch das Oberlandesgericht in München fuhr den Augsburger Kollegen in die Parade und setzte den Haftbefehl außer Vollzug. Darum geht es auch am Dienstag vor Gericht. Verteidiger Olaf Langhanki lehnt die Richter wegen Befangenheit ab. Und der Angeklagte gibt sich ausnahmsweise mal wortkarg und will keine Aussage machen. Der Befangenheitsantrag hat wohl keine große Chance. Doch der Prozess wird erst mal auf die nächste Woche vertagt.

    "Protz Prinz" wirkt zum Prozessauftakt entspannt

    Marcus von Anhalt hat es nicht eilig, vom Gerichtsgebäude wegzukommen. Er plaudert bereitwillig mit Reportern und macht Selfies mit jungen Bewunderern. Dann will er weiter nach München, Schuhe kaufen bei Christian Louboutin. Dort werden wieder Fotografen warten. Seit er das Gefängnis in Gablingen bei Augsburg verlassen hat, folgen ihm Boulevardreporter auf Schritt und Tritt. Es gibt Videos davon, wie er seine kleine Tochter im Beautysalon seiner Ex in die Arme schließt. Fotos zeigen ihn beim Feiern mit Model Gina-Lisa Lohfink und beim „Frust-Shoppen“. Zwei Uhren für 450 000 Euro habe er sich gekauft, erzählt er. Zu viel Bescheidenheit wäre wohl schlecht fürs Geschäft. „Oder würdet ihr noch zu mir kommen“, fragt er die Reporter, „wenn ich nur noch Fahrrad fahre?“

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